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Cover  
Savage - Loose N Lethal (CD)
Label: Ebony
VÖ: 1983
Art: Classic
Bruder Cle
Bruder Cle
(178 Reviews)
1983 geht wohl als eines der wichtigsten Jahre für den Heavy Metal in die Geschichte ein. Die NWOBHM neigt sich langsam dem Ende zu, die Glam Metal-Welle blüht noch im Verborgenen Nord Hollywoods und Thrash Metal hat sein garstiges Haupt noch nicht erhoben. Neben richtungweisenden Scheiben wie DIOs Debütalbum "Holy Diver" (zum Classic), Def Leppards Durchbruch in den USA mit "Pyromania", Metallicas "Kill’ Em All" (zum Classic) oder den großartigem Werken von Saxon ("Power And The Glory"), Iron Maiden ("Piece Of Mind") (Classic) oder Judas Priest ("Screaming For Vengeance") sorgen einige damals noch unbekannte Bands für Furore. Da sind zum einen Queensryche aus Seattle mit ihrer ersten, gleichnamigen Mini-LP und einem vom noch jungen und unverdorbenem Musiksender MTV preisgekröntem Videoclip zu "Queen Of The Ryche". Auf der anderen Seite des Ozeans zeigen die Briten Grim Reaper mit "See You In Hell" Zähne und machen unmissverständlich klar, dass das Mutterland des Heavy Metal noch nicht bereit ist, sich den Amerikanern geschlagen zu geben. Ganz im Gegenteil: man erobert sogar seinerseits die USA und verkauft auf einen Schlag 250.000 Einheiten. Das mächtige Coverartwork des Albums stammt von einem Schüler namens George Sharpe-Young, der später als Künstler, Autor und Journalist Karriere macht. Und genau dieser Künstler entwirft unter anderem auch das geniale, an die damals populären Mad Max-Filme erinnernde Endzeitcover für Savage, einer Band aus Mansfield, einem zwischen Sheffield und Nottingham gelegenem Kaff in Mittelengland.

Die Gruppe wurde bereits Mitte der Siebziger als Schülerband gegründet. Nach einigen unsteten Jahren, in denen wenig voranging, erscheint 1979 ein Demo, auf dem bereits der wohl berühmteste Song der Band "Let It Loose" vertreten ist. Natürlich versprüht diese frühe Version noch nicht die Magie und Kraft, welche die Albumversion später entfalten sollte. Aber sie ist zumindest gut genug, dass sie ein junger, dänischstämmiger, reichlich untalentierter aber dafür um so begeisteterer Schlagzeuger in Kalifornien zum Anlass nimmt, mit seiner neuen Band eine Coverversion davon aufzunehmen. Auf einem der ersten Demos von Metallica ist tatsächlich eine heftige Version dieses Songs zu hören. Ein früher Beweis, welches Talent in dieser Truppe steckte. Und ihr Sound fällt auf fruchtbaren Boden. Ebony Records nimmt die Jungspunde unter Vertrag und verpasst ihnen genau diesen ungeschliffenen, rauen Sound, der bald zum Trademark des Labels und der darauf vertretenen Bands werden sollte. Besonders die schneidenden, bis zur Unkenntlichkeit verzerrten Gitarren werden damals von Journalisten oft bemängelt, von den Fans vergöttert und sind heute natürlich reiner Kult! Der erste offiziell veröffentlichte Song "Ain’t No Fit Place" sorgt 1982 sowohl als Single als auch als Samplerbeitrag ("Metal Fatigue") für Furore und so trifft fast gleichzeitig mit Metallicas Debüt erscheinende erste Album "Loose’n’Lethal" bereits auf eine ansehnliche Fangemeinde.



Ein großer Teil des Erfolgs ist sicherlich auf das bereits erwähnte Coverartwork zurückzuführen. Heute unverständlich, aber in Zeiten vor regelmäßig erscheinenden Magazinen oder Internet, ist das Cover oft das einzige Indiz, an dem sich Fans orientieren können, ob es sich lohnt, eine Platte anzuhören oder gar blind zu ordern. Den natürlich größeren Teil nimmt aber die Musik für sich in Anspruch. Schon der klug gewählte Opener "Let It Loose" treibt die Headbanger in den Wahnsinn. Ebenfalls aus heutiger Perspektive kaum zu glauben, aber dieser Song gehört damals zu den härtesten und schnellsten überhaupt. Denn außer Venom, Raven und Motorhead gibt es damals selten Bands, die so heftig und schnell in die Saiten hauen wie die Jungs aus Mansfield. Die vielen Jahre im Probekeller machen sich nun bezahlt, denn aus der einstigen Schülercombo ist eine schlagkräftige Profitruppe geworden, die technisch und kreativ auf ihrem Höhepunkt angelangt ist. Doch die Platte an diesem einem Song festzumachen, wäre ein Sakrileg. Schon der zweite Schlag in Form von "Cry Wolf" zeigt die wahren Qualitäten von Savage. Wie bei ihren Landsmännern von Tank ist es nicht die Geschwindigkeit und Härte allein, sondern die Fähigkeit, geile Riffs mit genialen Melodien zu verbinden. Und ähnlich wie Algy Ward ist auch Chris Bradley derjenige, der mit seiner rauen, aber melodischen Stimme den ultimativen NWOBHM-Charme versprüht und Eingängigkeit mit Härte ideal zu verbinden weiß. Genial! Auch "Berlin" und das schnelle, mit einem der besten Riffs der Scheibe gesegnete "Dirty Money" lassen die Nackenmuskeln keine Sekunde zur Ruhe kommen. Die Soundwand steht wie eine Eins, alles klingt wie aus einem Guss und an allen Ecken und Enden knistert es vor unbändiger Energie, Spielfreude und jugendlichem Enthusiasmus. Als Auftakt für die zweite Seite eignet sich das bereits als Single so erfolgreiche "Ain’t No Fit Place" wie kein zweiter Song. Als nach kurzem akkustischem Vorspiel dieses epische, raumgreifende Gitarrenriff einsetzt, raufen die Haare an den Armen buchstäblich um einen Stehplatz. Mit cooler Lässigkeit schiebt diese Nummer nach vorne und die schiere Wucht dieses Monsterriffs allein reicht aus, diesem Stück ewigen Kulstatus zu verleihen. "On The Rocks", "The China Run" und "White Hot" heißen die restlichen unsterblichen Brecher auf Seite zwei, die mit ihren wilden, ungestümen Riffs und wütenden, exzessiven Soli jeden traditionellen Banger in Ekstase treiben.

Mit dem grandiosen Erfolg der Platte beginnt auch leider schon der langsame Niedergang der Band. Ebony hat keine Ahnung, wie man eine derart talentierte Band promoten soll. Nach einigen erfolgreichen Auftritten auf der heimatlichen Insel und am Aardschok Day in Holland, wechselt man zu Zebra Records und veröffentlicht die starke "We Got The Edge"-12“ EP und das zwar etwas melodischere, aber ebenfalls noch gute und damals völlig zu Unrecht verrissene "Hyperactive"-Album. 1985 stehen die Zeichen der Zeit allerdings bereits auf Thrash und so interessieren sich kaum mehr Fans von früher für Savage und die Auflösung ist nur eine Frage der Zeit. Die eher erfolglosen Versuche, Ende der 90er an die alten Zeiten wieder anzuknüpfen wollen wir hier gnädiger Weise mal ausblenden. Lieber erinnern wir uns an einen zeitlosen Klassiker der NWOBHM, ohne den es wohl kein "Kill’Em All" von Metallica gegeben hätte. An Kreissägen erinnernde, hell schepperende Gitarren, die ein Mörderriff und ein Killersolo nach dem anderen raushauen, darüber eine ultracoole, leicht angeraute aber stets melodische Stimme und Songs mit absolut tödlichen Hooks. Kaum ein Album versinnbildlicht die wilde, ungebändigte Energie und Kreativität dieser Epoche am Ende der NWOBHM besser als "Loose’n’Lethal".
Ein Meilenstein aus der Stunde Null des Thrash Metal!

Trackliste
  1. Let It Loose
  2. Cry Wolf
  3. Berlin
  4. Dirty Money
  1. Ain’t No Fit Place
  2. On The Rocks
  3. The China Run
  4. White Hot
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