Dass Adrian Smith nicht nur seinen sechssaitigen Schatz exzellent zu kitzeln versteht, sondern auch recht gut bei Stimme ist, bewies er schon lange vor diesem Soloprojektalbum von 1989, genauer gesagt in den mittleren Siebzigern. Und zwar bei seiner alten Band
Urchin und später auf der
"Wasted Years" B-Seite, also auf der
Iron Maiden Maxisingle von 1986, nämlich beim knackigen Ohrwurm
"Reach Out". Mit demselben Stichwort kann man
"Silver And Gold" umschreiben, denn Ohrwürmer sind hier en masse zu finden. Allerdings: Metal bzw.
Iron Maiden Fans, die sich eine Platte vom Härtegrad ihrer geliebten Jungfrauen erhofften, mussten bereits bei der Single-Auskoppelung des Titeltracks ernüchternd hinnehmen, dass der gute Adrian in deutlich seichtere Gewässer sein Baby zu manövrieren pflegt. Das war wahrscheinlich auch der Grund, weshalb
"Silver And Gold" als mittlerer Flop durchging und die Truppe ergo gleich wieder in der Versenkung verschwand.
Am erstklassig produzierten
Adrian Smith And Project Material selbst konnte dieser Umstand nie und nimmer liegen, obschon man für AOR und klassischen Rock eine bestimmte Vorliebe haben muss, und gleichzeitig ein offenes Ohr für Blues und Pop von Vorteil ist. Doch egal: ein guter Song bleibt ein guter Song! Adrian’s Stimme erinnert hier an Meister
Brian Adams, manchmal habe mich nach dem Genuss dieser prickelnden Langrille gefragt, weshalb er nie mehr daraus gemacht hat. Während Smith bei den
The Untouchables noch selbst sang, überließ er bei seinem nächsten (Alternative/Grunge) Projekt
Psychomotel mitten in den Neunzigern den Job einem gewissen Andy Makin. Das war aber eine andere Geschichte des stets bescheiden wirkenden Briten, der für seine Stammband ausnahmslos hochklassige Stücke komponiert hat (u. a.
"22 Acacia Avenue",
"2 Minutes To Midnight",
"Sea Of Madness") und für den die unzerstörbaren
Motörhead seit jeher zu den engsten Faves gehören.
Es wäre unzureichend, lediglich von einem gewöhnlichen Rockalbum der Glam-schwangeren (End-) Achtziger zu schwafeln, dessen ästhetisches Artwork auch heute noch entzückt. Weil mit solch flockigen Feinheiten wie dem grazilen Akustiksolo im progressiv anmutenden
"Down The Wire", der geschmeidigen Slide-Klampfe in
"You Could Be A King", und der zunehmend berstenden Kulisse in
"After The Storm" hat das Sechser-Kollektiv
A.s.A.P. absolut hochkarätiges Edelmetall – eben
"Silver And Gold" – hervor geschürft, welches bis heute sein Dasein als Geheimtipp fristen muss. Kaum anders verhält es sich mit der zweiten Seite, als da wären das wechselhafte
"Misunderstood", die zugegeben poppig ausgefallenen
"Kid Gone Astray",
"Fallen Heroes" und
"Wishing Your Life Away", sowie das atmosphärisch-ausladende
"Blood On The Ocean" im Finalgang.