Keine Sorge!
Nachtgeschrei klingen längst nicht so aufdringlich und platt, wie es der Bandname vermuten lässt. Das dritte Album der Mittelalter Metaller aus Frankfurt ist ein absolut
ernst zu nehmendes, die billigen Ideale des Genre gekonnt umschiffendes Stück folkloristisch gezeichneter Rockmusik mit Flair, unaufgesetzt und gerade deshalb so authentisch klingender Mittelalteratmosphäre. Natürlich wird auch auf
"Ardeo" sprichwörtlich, dem Namen des Albums zu Gesicht stehend, ein Feuerwerk altertümlicher Instrumente und Klänge abgebrannt. Im Gegensatz zu vielen ihrer absolut konzeptlos, peinlich und willkürlich zu Werke gehenden Kollegen beweisen
Nachtgeschrei aber Gespür für Ausgewogenheit und Harmonie. So stehen Akkordeon und Dudelsack zweckdienlich mit der rockigen Folk-Note, Momenten des Pagan Metal und der markanten Stimme von Holger "Hotti" Franz
(an dieser Stelle eine Gratulation an Hotti und der schamlos provinziellen Namensehrlichkeit!) im Einklang, und auch wenn der richtig große Wurf eines potentiellen Überhits nicht gelungen ist, muss man der Band allein zu der gelungenen Mischung aus eingängig, tanzbar und livetauglichen Songs und der teilweise nachdenklich und melancholischen Note gratulieren. Wo andere Bands das Rittertum geradezu aufdringlich bejodeln, schaffen es
Nachtgeschrei zudem durch zeitlose Texte Akzente zu setzen und nicht an jeder Ecke in die Falle des Pathos zu tappen.
Nachtgeschrei erfinden das Genre mit
"Ardeo" keineswegs neu und wenn wir uns ehrlich sind, legen sie ja auch nicht wirklich ein Meisterwerk vor. Unaufdringlicher kann man mittelalterlichen Rock im Schatten großer Vorbilder wie
Subway To Sally, alten
In Extremo oder
Schandmaul heutzutage aber kaum gestalten, und jeder Freund altertümlicher Klänge, kann sich zumindest mit Songs wie dem sehr guten
"Herzschlag", einem kantigen
"An mein Ende", oder den wirklich starken
"Herbst" und
"Soweit wie nötig" bedenkenlos durch die Schlösser und Burgen unsrer modernen Welt bewegen.