Schon das Intro dieses Albums – ein kurzes, gefühlvoll schönes Gitarren-Solo samtig gebettet auf einer old-schooligen 80ies-Keyboard-Fläche – lässt vermuten, dass Enzo Almanzi – seines Zeichens Lead-Gitarrist von
White Widdow - die musikalische Hinterlassenschaft eines George Lynch oder auch eines Yngwie Malmsteen in seiner sechssaitigen Prägephase ausgiebig studiert haben dürfte, denn der Herr ist auf den hervorragenden 11 Songs des selbstbetitelten Debütalbums seiner Truppe äußerst virtuos und trotzdem angenehm songdienlich am Weg.
Schon wieder eine hammergeile neue Schweden-Combo am Start, würde man - ohne den Promozettel zu befragen – nach dem Erstabtasten mit dieser erstklassigen, relativ keyboardlastigen melodischen Hardrock-Scheibe fast schon instinktiv in die Welt hinausposaunen wollen. Aber mitnichten – die Herren von
White Widdow stammen nicht aus Stockholm oder Göteborg, sondern starten dieses besagte Hitfeuerwerk aus dem fernen Melbourne in Australien. Inspiriert von Bands wie
White Sister,
Survivor,
Treat,
Dokken,
Aviator oder auch
Bon Jovi beweisen die fünf Gentlemen eindrucksvoll, dass auch die australische Rock-Szene durchaus vielfältig ist.
Locker-flockige Hitsingles wie
"Tokyo Rain",
"Broken Hearts Won’t Last Forever",
"Don’t Fail Me Now" oder auch
"One More Day", um nur einige beim Namen zu nennen, befinden sich fast schon inflationär auf diesem Album. Sänger Jules Millis ist nicht nur ein durchaus begabter Mikromann, sondern zudem auch ein echtes Stimmband-Chamäleon. Mal klingt er wie der gute alte Ted Poley von
Danger Danger und wo man’s braucht macht er so nebenbei überzeugend einen auf Robert Ernlund von
Treat, weswegen man sich beim Hören dieser Tracks des Öfteren an die vorher erwähnten Bands erinnert.
Natürlich surfen
White Widdow zu 100% Retro auf der 80er-Nostalgieschiene. Aber Vorwürfe oder gar Punkteabzüge gibt’s von mir deswegen keine, denn wie schon erwähnt ist das gebotene Songmaterial einfach viel zu stark, um von Anhängern des gepflegten melodischen Hardrock ignoriert zu werden. Empfehlenswert.
White Widdow -
"Change Of Passion"