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Hollywood, Los Angeles, Kalifornien im Jahre 1989 – eine Stadt, die sich einige Jahre zuvor als Brutstätte eines der lebensbejahendsten, Party-kompatibelsten, schrillsten, buntesten aber auch exzessivsten und dekadentesten Genres der Rockmusik – dem Glam- und Sleaze-Rock – einen Namen gemacht hat, befindet sich am Höhepunkt des Schaffens ihrer sowohl platinbehangenen als auch wohlfrisierten Bands. Die Mötley Crües, Guns N’Rosess, Poisons, Ratts, Warrants, L.A.Gunss und Faster Pussycats dieser Stadt beherrschen die weltweiten Hitparaden, geben an einem „normalen“ Wochenende für harte Drogen und diversen anderen „Party-Bedarf“ mehr Geld aus, als sich der brave Durchschnittsbürger in einem Jahr erarbeiten kann, und befriedigen ihr Paarungsverlangen täglich an einer willigen Groupie-Meute im Dutzend.
Im Schatten dieser kommerziellen Überflieger veröffentlichten vier räudige Bengel namens Steve „Sex“ Summers, Kristy „Krash“ Majors, Vinnie Chas (leider im April dieses Jahres verstorben) und Kari Kane unter dem Banner Pretty Boy Floyd - abgeleitet vom Spitznamen des berüchtigten Kriminellen Charles Arthur „Pretty Boy“ Floyd der USA der 1930er Jahre – das musikalische Highlight einer Epoche. "Leather Boyz With Electric Toyz" ist ohne jeden Zweifel das Glam-Rock-Album schlechthin. Niemals zuvor und auch nie wieder danach ist es einer Truppe auch nur annähernd so „sophisticated“ gelungen, nicht einfach nur grandiose Songs zu schreiben, sondern die Lebenseinstellung einer ganzen Generation so wohlklingend und so allumfassend auf ein Album zu packen und zugleich dermaßen genial abzurocken, dass man als Hörer sogar 21 Jahre später bei den ersten Tönen des Albums schon wieder oder noch immer eine zentimeterhohe Poser-Gänsehaut bekommt. Pretty Boy Floyd - "Rock N' Roll (Is Gonna Set The Night On Fire)" Von der Kajalstift- und Haarspray-Industrie (Bemerkung am Rande: am Sunset Strip wurde zur damaligen Zeit ausschließlich mit Produkten der Firma „Aquanet“ gesprayt) der auslaufenden achten Dekade des vergangenen Jahrhunderts bestens ausgerüstet ziehen Pretty Boy Floyd, die ihre auch nicht minder bunten Kollegen von Poison outfit-technisch im direkten Vergleich wie biedere „Grunger“ aussehen ließen, während der 10 Songs von "Leather Boyz…" alle Register. Fette Riffs, unglaubliche Hooks, feinste Stadionrock-Hymnen, massive Background-Vocals von einem anderen Stern, aber auch allerfeinste und nicht minder klischeebehaftete Party- bzw. „Boyz’N’Girlz“-Lyrics zeichnen Crowdpleaser wie den mächtigen Titeltrack "Leather Boyz…", die sagenhafte erste Single "Rock N’Roll (Is Gonna Set The Night On Fire)" oder auch die für alle Zeiten unübertroffene Glam-Anthem "48 Hours" aus. Sänger Summers, die Stimme des Glam-Rock schlechthin und zugleich – eh klar – Stripclub-Besitzer und – weniger klar - Personal Trainer einiger namhafter Hollywood-Celebrities, raunzt in nasalster Form unwiderstehlich einen Hit nach dem anderen durchs Universum. Ob boabefederte „Gute Laune“-Smasher wie "Rock And Roll Outlaws", "Only The Young" oder auch das zwingende "Your Mama Won’t Know" - das sind Antidepressiva in Audioform, die jede Krankenkasse auf Rezept verschreiben sollte. Zu Ehren der Urväter der L.A.-Rockmusik gibt’s noch ein fantastisches Mötley Crüe-Cover in Form von "Toast Of The Town" und die natürlich obligatorische MTV-Ballade namens "I Wanna Be With You". Produziert wurde "Leather Boyz…" vom inzwischen zum Produzenten-Guru aufgestiegenen Howard Benson, der dem Album für die damalige Zeit im Vergleich zu anderen Releases dieses Genres einen ziemlichen „Bums“ verliehen hat und speziell die Gitarren ordentlich und heavy in den Vordergrund gemischt hat. Wie gesagt - "Leather Boyz With Electric Toyz" ist für Anhänger des gepflegten Lidstriches ein absolutes Muss. Kommerziell hat es für Pretty Boy Floyd leider nicht so wirklich geklappt. Mehr als Platz 130 in den US-Billboard-Charts war für das Quartett vom Sunset Strip nicht zu holen. Für mich ist dieses Album jedoch das Herzstück einer gutbestückten Glam-Rock-Sammlung, das ich für kein Geld der Welt jemals hergeben würde. Besser geht’s nicht. In diesem Sinne - "One, two, three - let's go - ROCK AND ROLL!!!" Pretty Boy Floyd - "I Wanna Be With You" Trackliste
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Reviews
05.01.2018: Public Enemies (Review)News
04.12.2017: Taftiger "Feel The Heat" Videoclip 13.10.2017: Taft-Ikone mit neuem Album und Hörprobe 16.04.2010: Bassist Vinnie Chas ist verstorben. 29.01.2008: Hollywood´s "Leather Boyz With Electric Toyz" sind zurück im Original-Line-Up |
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