Anmeldung
Suche
SiteNews
Statistics
6688 Reviews
458 Classic Reviews 284 Unsigned Reviews |
8.0
Als wahrscheinlich einziger kornophiler Darkscene-Redakteur unter bekanntlich zu 90% aus Verfechtern der True-Glam-Heavy-Fraktion bestehenden Altvätern, musste ich mich nicht lange um diesen Review prügeln - ja, das gibt’s tatsächlich, in der Darkscene-Redaktion knüppelt man sich beispielsweise jetzt schon darum, wer den nächsten Output der hier schon längst heiliggesprochenen Iron Maiden lobpreisen darf und wer die nächste Totenmond schreiben muss! Die beinahe pathologische Abneigung der Kollegenschaft gegenüber dem Phänomen NuMetal, das ja ganz hinterhältig vor auch schon über einem Jahrzehnt den TruMetal von der hard-rockenden Festivalwiese vertreiben wollte, ist insofern kaum nachvollziehbar, da besagter NuMetal so nu auch nicht mehr ist und in wenigen Jahren wohl auch zusammen mit dem TruMetal auf Oldie-Discos erklingen wird – zuerst "Smoke On The Water", dann "Freak On a Leash" und schließlich "Somewhere In Time". Why not?? Immerhin ist Jonathan Davis, das ehemalige Teenie-Idol, auch schon kanpp 40, geschieden, wieder verheiratet (zwar mit einem Porno-Starlet) und sieht mit seinem Schwabbelgesicht, Bierbauch, Intellektuellen-Hornbrille und Kampfproll-Adidas-Jogger trotz Dreadlocks so gar nicht mehr nach BRAVO-Pinup aus. Insofern ist dann auch das Coverfoto zielgruppentechnisch vollkommen irreführend, denn die dort abgelichtete junge Dame wird im CD-Laden (falls ihr im Download-Zeitalter dieses Konzept überhaupt noch begrifflich ist) wohl kaum zu Bud Spencer-Lookalike Jonathan Davis' Produkten greifen, könnte besagter Herr doch schon glatt ihr Vater sein. Aber nun genug des unnützen Exkurses, hier sollte über Musik geschrieben werden, denn die Looks sind im Metal bekanntlich Nebensache – wie sonst könnten denn die Kollegen Tom und Maggo immer wieder reinen Gewissens auch heute noch stundenlang über die musikalischen Qualitäten von Poison und Mötley Crüe referieren, ohne dabei auch nur ansatzweise auf deren zweifellos überragende Fähigkeiten am Schminktisch zu verweisen? Wobei ich ehrlicherweise eigentlich auch nicht wirklich heiß auf "Korn III" war und anstatt die CD zu reviewen viel lieber noch einige Tage unserem Maggo gelauscht und ehrfürchtig seine Gene Simmons-Büste gestreichelt hätte, denn seit den durch und durch missratenen letzten beiden Korn-Alben war mein Interesse an Jonathan Davis und seiner Kasperltruppe gleich null.
Wie erfreulich dann die Überraschung, als sich "Korn III" als durchaus hörbar, gar hörenswert entpuppte. Vorbei scheinen die Zeiten wirrer Experimente und wirklich überflüssiger Weichspüler-Songs. Denn schon nach dem heftigen Opener "Oildale" sollte klar sein, dass sich Davis und seine Mannschaft wieder ihrer glorreichen early days besonnen haben. Alle Trademarks, die Korn so unverwechselbar und kernig gemacht haben, feiern hier muntere Urstände: dominanter Bass, spärliche Instrumentierung, teils unerträglich schräge Gitarrenakkorde, dazu Hammer-Groove, und natürlich Jonathan Davis' einzigartiger Gesang, diese Mischung aus großen, kraftvollen Refrains und leisen, weinerlichen Passagen dazwischen zum Ausruhen und Traurig-Sein. Dieses Konzept der Rückbesinnung ziehen Korn dann durch das gesamte Album durch, die Hitdichte ist endlich wieder einmal massiv hoch, denn Davis haut uns einen Killerrefrain nach dem anderen um die Ohren. Ein Höhepunkt folgt dem nächsten, beispielsweise das vielschichtige, fast epische "The Past" oder das abschließende "Holding All the Lines", ein erstklassiger Hammer mit Live-Hit-Qualitäten. Lediglich "Lead the Parade", bei dem im Sinne der Zurück-ist-vorwärts-Strategie nach langer Zeit endlich wieder der Dudelsack ausgepackt wird, ist in Sachen Schrägheit zu viel des Guten. Zwar gesegnet mit einem durchaus catchy Refrain, zehrt die Mischung aus anstrengendem Geprügel, Chaos, Gebrüll und Dissonanz ordentlich am Nervenkostüm. Die Rückkehr zu den typischen Elementen der frühen Alben war jedenfalls definitiv der richtige Schritt und somit haben Davis und Konsorten noch einmal die Kurve gekratzt, bevor sie endgültig in der musikalischen Bedeutungslosigkeit verschwunden wären. Ob und wie weit dazu auch Producer Ross Robinson, der ja bekanntlich schon für die ersten beiden Alben der Band verantwortlich zeichnete, beigetragen hat, sei hier dahingestellt. Der Sound rockt jedenfalls roh, unverwässert und absolut ehrlich, elektronisches Schnörkelwerk sucht man vergeblich und jeder Song knallt differenziert und erdig aus den Boxen. Vom Professor gibt’s für "Korn III" 8 von 10 möglichen Dudelsackpfeifen und für die Tru-Fraktion, die mit diesem Album genauso wenig anfangen wird können wie mit den bisherigen Werken von Davis und Co, 8 von 10 möglichen Stamperln Kornbrand und den Denkanstoß, dass eine Band, die sich nach einem Schnaps benennt, so übel nun auch wieder nicht sein kann. Prost! Trackliste
Mehr von Korn
Reviews
12.12.2003: Take A Look In The Mirror (Review)News
02.11.2020: "Finally Free" als cooles, neues Video25.09.2019: Knackiges Livevideo zu neuem Song... 03.08.2019: Visualizer-Clip zu "Cold" online 26.06.2019: Kostprobe vom"The Nothing"-Album ist online 22.08.2016: Präsentieren das neue Stück "Insane" 28.08.2012: Clip aus "Live At The Hollywood Palladium". 09.05.2012: Video zu "Way Too Far" 03.10.2011: "The Path of Totality" Details und Videoclip. 30.09.2011: Liveclip zur aktuellen Single "Get Up!". 28.09.2011: Neues Album erscheint noch in diesem Jahr! 21.06.2010: Der BP Boykott weitet sich aus 02.06.2010: "Oildale (Leave Me Alone)" Videoclip. 15.05.2010: "Korn III - Remember Who You Are" Tracklist und Cover. 16.07.2009: Jonathan Davis signt Solo-Deal... 26.04.2009: Neues Studioalbum plus Coverscheibe. 14.11.2008: nicht aufhören... 11.09.2008: Auszeit nach 15 Jahren! 14.01.2008: Setlist zum Tourauftakt 15.04.2007: Drummer Unklarheiten ...? 16.06.2006: With Full Force und restliche Tour 23.02.2005: Brian "Head" Welch verlässt die Band 03.07.2004: Best of Korn 13.05.2004: Album Nr. 7 24.02.2003: Metal & Rock Grammies |
||||||
© DarkScene Metal Magazin |