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Wenn es gälte drei Death Metal–Platten schwedischer Prägung auf die einsame Insel mitnehmen zu dürfen, darf kein Schwedendeath-Lunatic – alle anderen Bands und Veröffentlichungen in Ehren – auf "Left Hand Path" verzichten. Wir schreiben das Jahr 1990. "Altars Of Madness" (der göttlichen Morbid Angel) oder "Slowly We Rot" (Obituary) waren bereits erschienen, Autopsy´s "Severed Survival" und das Deicide-Debut hatten ebenfalls bereits schwarze Licht der Welt erblickt. Auch Europa hatte mit Pestilence´s "Consuming Impulse" oder den beiden Morgoth-EPs schon kräftig gegrunzt und geröchelt.
Doch dieser Death Metal – Monolith, der stilecht im klirrend – kalten schwedischen Winter des Jahres 1989/90 aufgenommen wurde, bildete den eigentlichen Startschuß für den weltweiten Durchbruch und Siegeszug des europäischen Death Metals und bildet das europäische Pendant zu Morbid Angel´s "Altars Of Madness", das in puncto Songwriting, Gesangsarbeit und Produktion für damalige Verhältnisse ein Quantensprung in Sachen (Death)Metal war. Neben diesen Trademarks verfügte "Left Hand Path" allerdings über einen irrsinnig tollen, neuen und druckvoll-schneidenden Gitarrensound, für den 4 hungrige Jungspunde aus dem kalten, rauen Schweden sorgten. Bis auf Underground-Lunatics, die oftmals kopierte Bootlegtapes und Demos auf die weltweite Reise schickten, kannte man diesen Musikstil auf breiter Ebene noch nicht. Death Metal war Insidermusik, was sich bald darauf allerdings schlagartig ändern sollte. Zugleich war dieser urwüchsige, kantige Bastard, der sich stolzen Hauptes aus der schleimigen, heiß brodelnden Death Metal-Ursuppe erhob, auch mein richtiger Einstieg in die bald grassierende DM-Welle. Alles nach diesem DM-Mainstream-Urknall konnten eigentlich nur die Nachwehen dieser „Todes-Geburt“ sein, wenngleich auch andere Schweden (Unleashed, Dismember, Grave etc.) noch mächtige Brüller von sich gaben. Wuchtig walzt und klopft der Opener gleich zu Beginn aus den Boxen, Sänger Lars-Göran Petrov röchelt sich die Kehle wund. So knackige Gitarren hatte man zum damaligen Zeitpunkt auf einer massenkompatiblen Veröffentlichung noch nicht gehört, vor allem war ich relativ bald im Besitz einer CD-Version des Albums, das dermaßen wüst und crunchy aus der Stereoanlage bolzte, dass es einem fast den Atem zu nehmen vermochte. Von da an war meine Seele dem Schwedendeath geopfert. Verantwortlich für die Gitarrenarbeit zeichnete das Tandem Uffe Cederlund und Alex Hellid (der bis heute bei Entombed zockt). Mit dem unvergleichlichen, leicht matschig-verwaschenen Sound, den „Polter“-Drums und den tiefen, mit Hall versehenen Growls von Fronttier LG Petrov holzen sich die Schweden durch das Kultalbum und schütteln einen Kracher nach dem anderen aus dem Ärmel. Unsterbliche Perlen wie der Titeltrack (dessen Video alsbald regelmäßig als Teil im „Headbangers Ball - Triple Thrash Treat“ auftauchte) oder der Riffer "Revel In Flesh" mit seinen eruptiven Blast – Ausbrüchen brannten sich unauslöschlich ins Gehirn und Herz jedes DM-Fans. Die schneidenden Riffs und die infernalisch-abdrehten Gitarrensoli veredeln Bollergranaten wie "When Life Has Ceased" oder den geraden Klopfer "Drowned". Ideenreich werden immer wieder Tempi variiert und für Spannung sowie für eine ausgewogene Mischung aus Klopfparts und groovigen Death n Roll – Teilen gesorgt. Gerade "Bitter Loss" (mit Celtic Frost – Gedächtnis-Vocal-Teil und innovativem Gitarrenspiel) bringt den Kopf unweigerlich zum Mitwippen. Aber auch auf "But Life Goes On" oder "Supposed To Rot" rockten und rollten Entombed durch die 46minütige Scheibe. Retrospektiv betrachtet sind schon auf diesem brachialen Machwerk Anzeichen für die später als Death n Roll – Kings gefeierten Entombed erkennbar. Gegen Ende der Scheibe wird man vom Riffing bei "Abnormally Deceased" förmlich an die Wand gedrückt, bevor auf der CD-Version enthaltenen und den Albumtracks kaum nachstehenden Bonustracks "Carnal Leftovers" und "Premature Autopsy" ein Stück Death Metal – Geschichte beschließen. Wie es bereits das Foto im Booklet zeigt (die Band in karger Landschaft im Schneetreiben unter einem riesigen Kreuz stehend und grimmig dreinschauend), meinten es die Schweden ernst mit ihrem Death Metal. Abseits der teils lustigen, teils sozialkritischen Themen der Thrash-Generation verstand sich die Prügeltruppe darauf, auf "Left Hand Path" eine realitäts- und menschbezogene, verzweifelte, morbide, ja apokalyptische Grundstimmung zu kreieren, die leicht krank und abgedreht auch über 20 Jahre später noch für aufwühlendes Gänsehautfeeling sorgt. Die Kultväter des Schwedendeath setzten allerdings nicht auf ein satanisches Image wie die Floridianer Morbid Angel und waren nicht so verlorene Seelen und Irrlichter wie Teile der späteren Skandinavien – Black Metaller, die sich bewusst vom Mainstream – Death Metal abwandten. Entombed definierten mit diesem Album gleich mehrere Death Metal Standards. Aufgenommen wurde das Album im danach legendären Sunlight Studio mit Thomas Skogsberg. Ähnlich dem Morissound – Studio im sonnigen Florida war der Sunlight – Sound das eisig-schroffe europäische Äquivalent zum druckvollen Scott Burns Sound. Die leicht verwaschene, hallige, aber dennoch tighte, transparente und druckvolle Produktion musste damals jede Death Metal Kapelle haben, die etwas auf sich hielt. Das stimmungsvolle Albumcover stammt aus dem Pinsel von Dan Seagrave (sein richtiger Name!), der ja auch für Morbid Angel oder später Dismember oder Nocturnus die Farbtöpfe kreisen ließ und "Left Hand Path" mit filigraner Technik, einer ästethisch wirkungsvollen Farbkombination und einem hohen Grad an Detailverliebtheit einen weiteren unvergleichlichen und zeitlos ansprechenden Stempel aufdrückte. "Left Hand Path" ist nicht nur ein Meisterwerk des schwedischen, sondern des europäischen Death Metals, ja des DM überhaupt und zugleich auch eine der Initialzündungen für den kurz darauf folgenden Durchbruch des blühenden Death Metals auf breiter Ebene. Das Album ist Legende, die Wortfolge Left Hand Path ist in einem jener Grabsteine auf dem Musikfeld eingraviert, der wie ein Granitblock noch stehen wird, wenn viele andere Mahnmale der Musikhistorie schon längst zerbröckelt sind. Der Rest von Entombed ist Geschichte. Heute gelten sie als Mitbegründer des Death n Roll und können auf tolle Alben wie etwa "Wolverine Blues" zurückblicken. Einer der Hauptsongwriter bei "LHP" war interessanterweise der Drummer Nicke Andersson, der später die Hellacopters gründete und auch für einen Teil der Texte verantwortlich zeichnete. Ich hatte die frühe Ehre, Entombed auf der legendären Earache – Gods Of Grind – Tour 1992 (mit Carcass, Cathedral und Confessor) mitzuerleben, was der Band eine Eckchen meines Herzens auf immer und ewig sicherte. Trackliste
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Reviews
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