Man(n) mag ja Frauen im Rock bzw. im Metal Metier durch die ebenso weibliche Blume belächeln. Fakt ist aber, dass es – ganz banal gesagt – so genannte Weiberbands gab und nach wie vor gibt, die es ziemlich weit gebracht haben, sprich: sich musikalisch von ihren Herren Kollegen Respekt verschaffen konnten. Man(n) muss hier nicht gleich von Drachen Marke
The Great Kat (sich selbst als – Achtung! – künstlerische
Beethoven Reinkarnation bezeichnend) sprechen, die ohnehin eine Sonderstellung Ende der Achtziger bezog. Gemeint sind mehr die bodenständigen Mädel Kapellen in Form von
Girlschool,
Vixen oder die hier gepriesenen
Phantom Blue, welche beim Debüt 1989 noch die „domestizierte“ Art des Hardrocks frönten, ehe sie Jahre später einige Briketts drauflegten …
… und schließlich eine saugute und nicht minder knackige Scheibe namens
"Built To Perform" raus pfefferten. Genau diese Ecken und Kanten – beim Debüt noch eher Mangelware – machen diese Scheibe so reizvoll und Amtlicherweise nach rund fünfzehn Lenzen frei von Abnutzungserscheinungen. Da hatte auch wieder einmal Produzent Max Norman löbliche Arbeit geleistet, wie man es von
Megadeth,
Loudness oder
Ozzy Osbourne her kannte. Es sind – salopp gesagt – jene dreckig-fetten Riffs, jene arschtighten Beats und Didi Hanach’s kraftvolles Timbre, denen man in ihrer gebündelten Schlagkraft kaum widerstehen kann. Vorausgesetzt, man mag den harten Rock der hübschen California Girls, der sich oft genug beim straighten Metal verirrte: schon alleine der flotte Opener
"Nothing Good", der brettharte Powergroover
"Time To Run" (
Skid Row lassen grüßen!), das von Ur-
Iron Maiden (man höre die geilen Twinleads!) inspirierte
"Bad Reputation", das kernige
"Little Man" oder das flockige
"So Easy" wären die Anschaffung dieses Wonnepropens absolut wert, aber: wie so oft ist es weit mehr diese gewisse Attitüde, dieser bestimmte Charme eines Albums, der so fasziniert.
Leider konnten die hohen Erwartungen in Form von CD Absätzen der (zu) kauzigen Platte nicht erfüllt werden und so verließ die begnadete Gitarristin Michelle Meldrum, die erst im Mai dieses Jahres an den Folgen eines Hirntumors verstarb, bereits ein Jahr später die Band, um in Schweden
Meldrum (R.I.P., Michelle!) zu gründen. Die inzwischen komplett um gebastelten
Phantom Blue gibt’s zwar heute immer noch, doch mehr als eine Live-, eine Compilation CD und eine E.P. wurde nach
"Built To Perform" der Fanschar nimmer spendiert. Eigentlich schade.