Bevor die Superhelden mit klangvollen Namen wie
Sir Optimus Prime,
Lord Lightbringer und
Duke of Drumington die Bühne entern und das Publikum kurzerhand zum
Battlechoir erklären, dürfen noch drei Vorbands ran. Bei jenen handelt es sich um
Dark Deception,
Horns of Hattin und
Helfahrt; leider vermag jedoch keine dieser drei Bands vollends zu überzeugen. Einer nach dem anderen präsentieren sie klassischen Death Metal, bei dem bedauerlicherweise jeder Song klingt wie schonmal wo anders gehört – für mich nicht unbedingt mitreissend. Dennoch schafft es jede der drei Bands, zumindest ein paar Köpfe im Publikum zum Bangen zu bringen, und bei
Helfahrt, dem letzten der drei Support-Acts, wird gar eine Zugabe gefordert, welche die Herren auch bereitwillig geben – ehe sie dann die Bühne räumen und Platz für die
Grailknights machen.
Der Umbau dauert länger als erwartet, und so starten die Superhelden mit einer halben Stunde Verspätung; diese machen sie jedoch gleich beim Showauftakt wieder wett, in Form von Bösewicht
Dr. Skull, der sich des Heiligen Grals bemächtigt hat und diesen triumphierend dem Publikum präsentiert. Kurz darauf entern schließlich die in quietschbunte Superhelden-Kostüme (inklusive entsprechender bunter Gesichtsbemalung) gekleideten
Grailknights die Bühne; ohne große Umschweife geht es mit dem ersten Song los, und nach der meiner Meinung nach eher durchschnittlichen Darbietung der Support-Acts erweist sich der von den Herren vorgetragene Melodic Death Metal als wahrer musikalischer Segen.
Auch Punkto Interaktion mit dem Publikum haben die
Grailknights den doch eher wortkargen Supporten an diesem Abend einiges voraus; die Zuseher werden kurzerhand als
Battlechoir eingespannt, in schöner Regelmäßigkeit zum Mitgröhlen animiert und, beim Auftauchen des fiesen Drachen
Urks auf der Bühne, seines Zeichens Handlanger von
Dr. Skull, gleich in Form von
“Die, Urks, Die“-Rufen zur erfolgreichen Bezwingung des Ungetüms eingesetzt. Zur körperlichen Ertüchtigung gibt’s
“Grailknights-Aerobic“, und damit uns die Helden auf der Bühne nicht verdursten, taucht auch das bandeigene, Bier-liefernde Pferd
Zapf Beauty auf, von Band und Fans liebevoll mit
Zapfi betitelt.
Nicht nur die ausgefeilte und spassige Bühnenshow trägt zu einem gelungenen Konzert bei; auch musikalisch zeigen sich die
Grailknights versiert an ihren Instrumenten und überraschen mit flotten, mitreißenden Songs wie
"In for The Kill" und
"The White Raven" vom letzten Album
"Alliance", sowie, für mich die Überraschung des Abends, einem sehr gelungenen Cover des
Bonnie Tyler Songs
"Holding Out For a Hero". Trotz aller Ausgeflipptheit auf der Bühne präsentieren die Deutschen sich als Könner an ihren Instrumenten, die Spielfreude ist offensichtlich und die Songs überzeugen durch mitreissende Riffs sowie guten Mix von Growls und Clean Vocals, viele davon mit hohem Mitgröhl-Potential, welches auch vom Publikum entsprechend genutzt wird.
Dass die Herren übrigens bald einen weiteren Helden benötigen werden, zeigt sich gegen Ende des Konzerts; der Heilige Grail wurde von
Dr. Skull zurückerobert (inklusive Schwertkampf auf der Bühne mit Gummi- oder Latexschwertern), und der
Battlechoir wird dazu aufgefordert, dem von der Band ausscheidenden
Duke of Drumington mit
“Hail to the Duke“-Rufen entsprechend Tribut zu zollen. Gemäß der Homepage wurde jedoch bereits Ersatz gefunden, man darf also gespannt sein, wer in Zukunft die Felle prügeln wird…
Dank der hervorragenden musikalischen Darbietung und der spassigen Bühnenshow vermögen die
Grailknights auch dann zu überzeugen, wenn man sie so wie ich zuvor nur namentlich kannte und keine Ahnung davon hatte, was die Herren genau auf der Bühne präsentieren. Freunde des Melodic Death Metal und von ausgeflippten Bühnenshows sollten sich die Gelegenheit, die
Grailknights live und in (quietschbunter) Farbe zu bewundern, nicht entgehen lassen.