Bevor es jedoch dazu kam, hatten die beiden Support-Acts
Winter’s Verge und
Tracedawn jedoch noch die Gelegenheit dazu, das Publikum entsprechend anzuheizen. Die erste Überraschung des Abends stellte dabei der Auftritt der ersten Support-Band
Winter’s Verge dar – die Herren aus Zypern begeistern das anfangs eher reservierte und noch spärlich vorhandene Publikum schnell für sich. Stilistisch am Hauptact des Abends, sowie an anderen Größen des Power Metal orientiert, präsentiert die Band schnelle und eingängige Songs, die von den Musikern spielsicher und mit deutlich sichtbarer Spielfreude vorgetragen werden – gar der Vergleich „die zypriotische Version von
Sonata Arctica“ kommt auf. Für Erheiterung sorgt Keyboarder
Stefanos Psillides, dessen Haarpracht ihm gewisse Ähnlichkeit mit Vetter It verleiht, wenn er sie schüttelt, welche sich jedoch nicht auf seine Fähigkeiten an den Tasten auswirkt. Frontman
George Charalambous versteht es, die Menge langsam, aber sicher auf die Seite der Band zu ziehen, und als
Winter’s Verge nach der viel zu kurzen Setlist die Bühne wieder verlassen, steht fest – diese Band sollte man im Auge behalten.
Nach dem Abgang von
Winter’s Verge sind die Finnen von
Tracedawn an der Reihe. Die Jungs kennt man schon als Support von
Ensiferum, aber es ist dennoch wieder eine Überraschung, wie technisch versiert die Jungs ihre Instrumente bedienen – vor allem wenn man das junge Alter der Burschen bedenkt, sehen sie doch aus, als ob sie frisch von der Schulbank auf die Bühne gestürmt wären. Mit entsprechender jugendlicher Energie gehen die sechs Jungs zur Sache und präsentieren Songs, die mit Gröhl-Einlagen und Gebrülle stilistisch zwar nicht ganz zu
Stratovarius passen, das Publikum aber dennoch weiter für den Auftritt des Hauptacts aufwärmen.
Tracedawn-Frontman
Antti Lappalainen gibt sich auch alle Mühe, die Menge mitzureissen, und unterlegt seinen Gesang (oder sein Gegrowle) mit ausladenden Gesten, die manchmal sogar schon ein bisschen übertrieben wirken, ihm jedoch als jugendlicher Überschwang verziehen werden. Auch der Rest der Band geht mit deutlich sichtbarer Spielfreude zur Sache, und dank der gelungenen Songauswahl geht auch dieser Auftritt fast zu schnell vorbei. Die Trauer hält sich jedoch in Grenzen – denn immerhin ist jetzt Zeit für
Stratovarius.
Nach kurzer Umbaupause geht’s dann auch gleich mit dem Hauptact los, und die Finnen beweisen – auch nach dem dramatischen Abgang von
Timo Tolkki steht die Band gut da und ist noch genau so
Stratovarius wie zuvor. Einer der Gründe dafür ist der neue Mann an der Gitarre,
Matias Kupiainen; während dem Gig bekommt er die Gelegenheit, im Zuge eines Gitarren-und-Bass-Solos seine Fähigkeiten unter Beweis zu stellen, mit Unterstützung von Bassist
Lauri Porra - der es sich jedoch nicht nehmen lässt, ebenfalls sein Können am Bass zu präsentieren.
Auch die Songauswahl zeigt sich gelungen – zur Überraschung des Publikums wird der Kracher
"Hunting High and Low" gleich als zweiter Song gespielt, nach dem Opener
"Destiny". Mit
"The Kiss of Judas" und
"Phoenix" warden weitere Klassiker präsentiert, doch auch die Songs vom aktuellen Album
"Polaris" kommen in Form von
"Deep Unknown" und
"Forever is Today" nicht zu kurz. Sänger
Timo Kotipelto animiert das Publikum an den richtigen Stellen gekonnt zum Gröhlen und Klatschen, hält sich jedoch mit den Ansagen ein wenig zurück; große Ankündigungen der Songs sind jedoch gar nicht nötig, wird doch ohnehin jedes Lied nach den ersten paar Takten vom Publikum erkannt und bejubelt. Leichter gemacht wird dies von der gelungenen Abmischung der Instrumente; Keyboard, Bass und Gitarre sind gut hörbar, ebenso wie der Gesang, das Schlagzeug kommt in der gerade richtigen Lautstärke daher. Dass die Herren von
Stratovarius ihre Instrumente beherrschen, muss wohl nicht extra erwähnt werden; Neuzugang
Matias Kupiainen zeigt sich als versierter Gitarrist, und sofern man aus der Interaktion der Bandmitglieder untereinander auf der Bühne und aus der gezeigten Spielfreude schliessen kann, haben
Stratovarius mit der Aufnahme dieses Herren einen Volltreffer gelandet.
Leider geht auch dieser Gig viel zu schnell vorbei, doch beim Verlassen der Halle – nach kurzem Aufenthalt beim Merchandising-Stand, wo’s T-Shirts zu vernünftigen Preisen gibt – ist zumindest eins klar: auch ohne
Timo Tolkki an Board stehen
Stratovarius weiterhin sehr gut da, und man darf gespannt sein, was diese Band zukünftig noch präsentieren wird.