Im Vorfeld dieser Show lief der Vorverkauf recht schleppend. Wir haben dann bei Darkscene nochmal ordentlich die Werbetrommel gerührt und auch sonst keine Gelegenheit ausgelassen, dieses großartige Underground-Package zu promoten. Es scheint sich ausgezahlt zu haben, denn als wir am Abend des 22. März den 7er betreten, finden wir einen gut gefüllten Club und einen gut gelaunten Betreiber an der Kasse vor. Obwohl parallel Trance in Kaiserslautern und Deserted Fear in Wiesbaden spielen, haben sich ca. 200 Metalheads in Mannheim eingefunden, was für drei Newcomerbands wahrlich nicht schlecht ist.
Vor allem, wenn diese 200 bei den Lokalmatadoren von
OLD MOTHER HELL Krach für 400 machen. Aber nicht nur durch die „Mannemer“ Brille weiß das Trio auf ganzer Linie zu überzeugen. Bernd kommt mit der Doppelbelastung an Gitarre und Mikro bestens klar, zumal er von Basser Ronald in Sachen Publikumsanimation tatkräftig unterstützt wird. Der Hüne mit der wilden Lockenmähne stapft ständig bangend über die Bühne, dass sich die Balken biegen und ist an Spielfreude kaum zu überbieten. So kann Bernd sich auf seine Riffs und Vocals konzentrieren, womit er die Menge voll in seinen Bann zieht. Neudrummer Michael Frölich wirkt zwar noch ein wenig angestrengt, macht seine Sache aber gut. Das bewährte Material vom Debütalbum wird durch neues ergänzt und als der Sound sich nach einem etwas holprigen Beginn eingespielt hat, kann mich sich auf den epischen Doom der alten Mutter Hölle voll einlassen. Ein besserer Einstieg in diesen Konzertabend ist kaum denkbar.
GATEKEEPER haben ja auch bereits eine sehr guten Status im Underground und werden von vielen Fans gespannt erwartet. Ich gebe zu, ich habe so meine Schwierigkeiten mit den Kanadiern, da mir die Musik der Jungs nicht ganz so gut reingeht wie z.B. von ähnlich gelagerten Bands wie Visigoth oder Eternal Champion, um nur mal zwei Vergleiche zu nennen. Los gehts mit einer längeren instrumentalen Einleitung ehe dann Sänger Jean-Pierre Abboud sich zu seinen Bandkollegen auf die Bühne gesellt und gleich für etwas Verwunderung im Club sorgt. Enger Club, dunkles Licht und der Herr tritt mit Sonnenbrille auf. Anfangs noch als Gag angesehen, macht sich während des weiteren Verlaufes des Auftritts des Fünfers doch eher Belustigung breit, anbetracht dessen, dass er die Brille nur manchmal abzieht. Im gesamten Verlauf des Gigs würde ich auch genau diesen Herrn Abboud als den Schwachpunkt ausmachen. Viel zu theatralisch und übertrieben sein Auftritt, vor allem Gesanglich. Die hohen und spitzen Schreien sindnoch übertriebener als auf Konserve und seine Ansagen sind ebenfalls Klischee durchnässt bis zum geht nichtmehr. Die Songauswahl ist dagegen sehr ausgewogen, schnellere und eingängigere Songs wie
"Blade Of Cimmeria" wechseln sich mit den epischen und getragenern Tracks des Debuts ab. Auch ein Neuer Song von der gerade pressfrisch erschienenen EP wird geboten.In den vorderen Reihen werden
Gatekepergefeiert, der rest der Runde schaut eher regungslos zu. Die Meinungen nach dem Gig sind ziemlich gleichklingend: Weniger wäre vielleicht etwas mehr gewesen.
SANHEDRIN kommen mit allerlei Vorschusslorbeeren dekoriert nach Mannheim und denjenigen die die New Yorker zum ersten Mal live erleben dürfen, wird ziemlich schnell klar, dass ihre hohen Erwartungen heute nicht enttäuscht werden würden. Kaum zu glauben wie tight diese noch relativ junge Band zu Werke geht. Im Mittelpunkt des Interesses steht natürlich Frontfrau Erica Stolz, die ihre Rolle jedoch äußerst unaufgeregt ausfüllt. Mit fast stoischer Gelassenheit pumpt sie ihre Bassläufe durch die Amps und verzieht dabei keine Mine. Genau so stellt man sich eine toughe Metallerin aus Brooklyn vor. Dabei harmoniert sie perfekt mit Drummer Nathan Honor. Ihr Gesang ist stets auf den Punkt und hebt sich angenehm von ihren Kolleginnen ab, die wahlweise mit ihrem Sopran Gläser zerspringen lassen oder mit ihrem Gegrunze Kinder verschrecken. Ihr Sidekick Jeremy Sosville unterstützt sie bei den Refrains immer wieder gesanglich, brilliert ansonsten durch sein bestechendes Gitarrenspiel. Der Typ trug vor dem Gig nicht umsonst ein Shirt mit dem Motiv der ersten Mercyful Fate-EP. Natürlich sind SANHEDRIN in keiner Weise mit den Dänen vergleichbar, aber ihrer Musik wohnt ebenfalls ein besonderer Spirit inne, der einen irgendwie tief berührt. Bestes Beispiel dafür ist der Titelsong vom bockstarken Debüt „A Funeral For The World“, der nicht nur dem Schreiber dieser Zeilen millimeterdicke Entenpelle auf die Unterarme zaubert. Aber auch die neuen Tracks vom aktuellen Album „The Poisoner“ kommen live verdammt fett rüber. Leider übertreibt es der Soundmann am heutigen Abend ein wenig mit der Lautstärke, sonst könnte man mit Fug und Recht von einem perfekten Konzert sprechen.