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Gotthard & Special Guest 29.06.2007, Olympiapark, München
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Im Rahmen des jährlichen Tollwood-Kultur-Festivals im Münchner Olympiapark Süd finden immer wieder einmal sehenswerte Veranstaltungen statt, die auch Liebhaber härterer Kost ansprechen. Lockten die Organisatoren vor einigen Jahren den Urvater des Schockrock ALICE COOPER mit den BRIDES OF DESTRUCTION (inkl. Nikki Sixx und Tracii Guns) im Schlepptau in die auf gut und gerne 5.000 Personen dimensionierte Saturn Musik-Arena, sind heute die Schweizer Überflieger GOTTHARD zu Gast. Als Opener spendieren uns Steve Lee und Co die schwedischen „Rookies Of The Year“ THE POODLES.
Schon sehr früh, genau gesagt, am 19.1. dieses Jahres, also dem Release-Datum des Debütalbums „Metal Will Stand Tall“ der POODLES, war mir klar, dass ich wahrscheinlich schon das Album des Jahres im Melodic Rock-Bereich in den Händen halte. Umso erfreuter nahm ich die Kunde zur Kenntnis, dass die Schweden für GOTTHARD als Opener fungieren sollen. Dementsprechend vorausblickend erstellte ich meinen Reiseplan. Abfahrt Innsbruck: 16.00 – Konzertbeginn THE POODLES: 19.00, also ausreichend Zeit, um jegliche unvorhergesehenen Schwierigkeiten zu meistern, die sich zwischen mich und die POODLES drängen könnten. Ihr wisst schon – Hunger, Durst, Stau, Dünnpfiff, um nur die geläufigsten zu nennen. Jedoch steckt der Teufel meist im Detail – und dieses Detail hört in diesem Fall auf den Namen RED HOT CHILI PEPPERS. Gastierte diese von MTVIVA, Ö3 und allen weiteren kommerziellen Radiostationen und TV-Musikkanälen dieses Planeten übergehypte Möchtegern-Band doch allen Ernstes im benachbarten Olympiastadion und verursachte einen derartigen Verkehrsinfarkt, dass ich trotz meines beachtlichen Zeitpolsters doch glatt die ersten zwei, drei Songs der POODLES versäumt habe. Durchgeschwitzt, nach Luft ringend und mit Blasen auf den Füßen stehe ich nun nach rapider Durchquerung von halb München endlich gegen 19.15 vor der Bühne, genau rechtzeitig um den Klängen von „Echoes From The Past“ zu lauschen. Jetzt war die Welt wieder in Ordnung, denn live sind die 4 Schweden fast noch überzeugender als auf Tonkonserve. Sänger Jakob Samuel zuzuhören bzw. –sehen ist sowohl ein akustischer als auch optischer Genuss. Im 80er-Glamrock-Outfit (inkl. blonder Vince Neil-Matte) dirigierte der Mann seine Mitstreiter stimmsicher durch den Set und hatte das Publikum in bester David Lee Roth-, David Coverdale- oder Joey Tempest-Manier souverän im Griff. Definitiv ein Frontman der alten Schule, der sein Handwerk versteht. Obwohl dem Großteil des Publikums das Songmaterial der POODLES bis dahin völlig unbekannt war, belohnte es den Vierer für sein sympathisches und hochklassiges Auftreten mit sehr viel mehr als nur Höflichkeitsapplaus und stürmte nach Ende des Gigs den Merchandise-Stand, wo das „Metal Will Stand Tall“-Album schon während der Umbaupause ausverkauft war. Etwas überflüssig war einzig und allein das Drum-Solo. Abgesehen davon, dass Drum-Soli, wenn sie nicht gerade von Mike Portnoy (DREAM THEATER) und seinesgleichen performt werden, sowieso zum Einschlafen sind, sollte man bei einer Spielzeit von 40 Minuten doch lieber einen Song mehr spielen. Aber Schwamm drüber, Spitzenklasse war´s trotzdem.
Einige andere Bands hätten sich nach einer solch fulminanten Performance ihrer Vorband backstage ordentlich in die Hose geschissen – nicht jedoch GOTTHARD. Die gehen nämlich mit einem solchen Selbstbewusstsein ins Starthaus wie Hermann Maier zu seinen besten Zeiten und setzten dem Spektakel erst die Krone auf. Mit dem Eröffnungstrio „Master Of Illusion“ und „Gone Too Far“ vom neuen Album „Domino Effect“ bzw. „Anytime Anywhere“ vom Vorgänger „Lipservice“ zeigte das Quintett aus der Schweiz dem deutschen Publikum gleich unmissverständlich, wer der Herr im Haus ist und akzeptierte anschließend genüsslich die aufbrandenden Sympathiebekundgebungen des frenetischen Publikums, was Sänger Steve Lee zum einzigen Lapsus des Abends veranlasste. Seine erste Ansage erfolgte mit den Worten „Ja, ja, die Bayern, die können gut feiern“. Der Satz ist so scheiße, dass er fast schon wieder genial ist. Aber egal.
GOTTHARD haben in ihrer bisher 16-jährigen Bandgeschichte dermaßen viele Hits geschrieben, dass sie sogar in einem 2-Stunden-Set nur die Greatest Hits ihrer Greatest Hits unterbringen könnten. Dementsprechend hätte die Band die Möglichkeit auf „Nummer Sicher“ zu gehen und risikolos nur die absoluten Crowdpleaser herunterzuspulen, um sich danach den fetten Scheck abzuholen. Nicht so aber unsere immer noch hungrigen Vorzeigerocker – die Setlist an diesem Abend besteht zu genau 68,43% (also mehr als zwei Drittel) aus Songjuwelen der letzten zwei, vorher schon erwähnten Releases. Darunter mitreißende Hymnen wie „All We Are“, „Dream On“ oder „I Wonder“, aber auch herzensbrechende Schmachtfetzen wie „The Call“. Mein persönliches Highlight war dieses Mal „Letter To A Friend“, ebenfalls von „Domino Effect“. Ich liebe diesen Song und ich liebe die Stimme von Steve Lee. Wie ich im Album-Review von „Domino Effect“ bereits erwähnte, zeigt dieser Song in nur wenigen Minuten, welche Bandbreite und welche stimmliche Perfektion dieser Mann zur Schau stellt. Wenn ich nur an die Anfangszeilen „Hello my friend, how´s your life today…“ zurückdenke, kriege ich eine Gänsehaut.
An „Altware“ präsentierte man uns nur „Top Of The World“ (Human Zoo), „Mountain Mama“ (Dial Hard), „Hush“ vom Debütalbum, das grandiose „Sister Moon“ (G.) und das tränentreibende „Heaven“ vom „Homerun“-Album. Fehlen durfte natürlich auch die Mega-Ballade „One Life, One Soul“ nicht, die im Laufe der Zeit sicher schon hunderte Menschenleben im biologischen Sinn erst möglich gemacht hat.
Nach einer lautstark vom Publikum bejubelten Performance kehrten die Jungs nochmals für einen ausgiebigen Zugabenblock zurück auf die Bühne und feuerten u.a. ihren heimlichen Top-Partyhit „Lift U Up“ auf die schwitzende Masse ab. Beendet wurde der Killer-Set mit dem mächtig treibenden „Domino Effect“. Nach gut 2 Stunden Hardrock in Perfektion hinterlassen GOTTHARD im Wissen im Ernstfall noch gut 2 Dutzend weitere Mega-Kracher in petto zu haben, ein restlos zufriedenes Publikum.
Fazit:
2 spielfreudige, sympathische Bands – ca. 2h 45min Nettospielzeit für € 29.-
Besser geht´s nicht. Gene Simmons würde jetzt sagen „That´s how the big boys do it“.
Noch ein Rat an meine „speziellen“ Freunde – die CHILI PEPPERS. Geht´s mir bloß aus dem Weg, denn ab heute wird´s persönlich…
Setlist: GOTTHARD
1. Master Of Illusion
2. Gone Too Far
3. Anytime Anywhere
4. The Call
5. Top Of The World
6. I Wonder
7. One Life One Soul
8. Letter To A Friend
9. All We Are
10. Dream On
11. Sister Moon
12. Come Alive
13. Mountain Mama
14. Hush
15. Heaven
16. The Oscar Goes To
17. Lift U Up
18. Falling
19. Domino Effect
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