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Overkill, Destruction, Flotsam And Jetsam
17.03.2019, Batschkapp, Frankfurt am Main
KILLFEST in der Frankfurter Batschkapp, am 17.4.19
Alle Jahre wieder laden Overkill zum Killfest ein und die Fans pilgern in Scharen gen Frankfurt. Man ist hier immer noch versucht von der "neuen" Batschkapp zu sprechen, so auch Bobby "Blitz" Ellsworth himself, der sich im späteren Verlauf des Abends daran erinnert, dass er mit seiner Combo bereits 1986 in der alten Batsche zum Tanz aufgespielt hatte. Einer der beiden Autoren dieses Berichts (Alex) war damals am Start, wenn auch in der Bochumer Zeche, der andere (Fabi) ist zehn Jahre jünger und hat Overkill trotzdem schon etliche Male live erlebt. Eine gute Kombi, genau wie das Billing des heutigen Tages, welches neben dem Headliner aus den teutonischen Thrash-Veteranen Destruction, den texanischen Edel-Speedstern Flotsam And Jetsam und den griechischen Newcomern Chronosphere besteht. Chronosphere machen den Anfang und sind für die wieder einmal unpässlichen Meshiaak eingesprungen. Das ist für die gar nicht mal so wenigen Fans der Australier verdammt ärgerlich und diese sollten sich besser darüber im Klaren sein, dass die deutschen Metalheads zwar als äußerst loyal gelten, sich aber ungern verarschen lassen. Egal, so bekommen Chronosphere ihre Chance und diese wissen sie zu nutzen. Routiniert und spielfreudig thrasht sich das Quartett durch ihr Set. Immerhin kann die junge Band auf drei Longplayer zurückgreifen. Umso unverständlicher ist es, dass man sich an Motörhead‘s "Ace Of Spades" vergeht. Daran haben sich schon so viele Bands mehr oder weniger erfolgreich versucht, dass man eine Doppel-CD von allen Versionen zusammenstellen könnte. Ansonsten aber Daumen hoch für die Athener, die in ihren roten Hosen und mit ihren langen Matten ordentlich Alarm machen und das Frankfurter Publikum zünftig auf die folgenden metallischen Eruptionen einstimmen. (Alex) Was kann man über Flotsam And Jetsam schreiben, was nicht bereits geschrieben wurde? Der Fünfer aus Arizona ist einfach der pure Kult und hat vor über 30 Jahren mit "Doomsday For The Deceiver" und "No Place For Disgrace" zwei Monumente erschaffen, die noch heute einsam ihre Kreise am Firmament des an Sternen und Kometen nicht gerade armen Heavy-Metal-Himmels ziehen. Natürlich kommen diese beiden Meisterwerke auch heute zum Zuge und zwar mit dem alles vernichtenden "Desecrator", der Ode an den Blowjob "Hammerhead", dem spontan dargebotenen "Dreams Of Death" und einem der besten Metal-Songs überhaupt "No Place For Disgrace". Der Löwenanteil des Sets ist allerdings dem aktuellen Album "The End Of Chaos" (zum 9,5-Punkte Review) gewidmet, welches mit "Prisoners Of Time", "Demolition Man" und "Recover" gleich dreimal zum Zuge kommt. Das neue Material fügt sich nahtlos in den Kanon alter Hits ein und macht auch live nochmal überdeutlich, dass dieses Album am Ende des Jahres in den Bestenlisten ganz vorn zu finden sein wird. Der nicht viel schlechtere Vorgänger wird durch die Hommage an Iron Maiden gewürdigt und die größte Überraschung stellt sicher "Suffer The Masses" von "When The Storm Comes Down" dar, welches auf diese Weise endlich in einem akzeptablen Sound zu hören ist. Leider sind weder Sound noch Licht optimal, was den durchweg positiven Gesamteindruck jedoch keinesfalls schmälert. Neben 3Helge Schneider-Lookalike Eric AK3 zieht vor allem der neue Drummer Ken Mary (u.a. Fifth Angel) die Ohren und Augen auf sich, indem er die Messlatte für sie folgenden Schlagwerker verdammt hochhängt. Ich freue mich schon auf die Headliner-Tour unter besseren Rahmenbedingungen und einer längeren Spielzeit als die magere Dreiviertelstunde am heutigen Tag. Dann bitte wieder mit den "Drift"-Gassenhauern "Empty Air" und "Smoked Out", damit das Motto einmal mehr lauten wird: FLOTZ TIL DEATH! Apropos Tod, diesen wünsche ich in einer möglichst schmerzhaften Variante dem hinterfotzigen Drecksack, der Eric aus dem Schutz der anonymen Masse mit einer Plastikflasche bewarf. Die hard, ya moron! (Alex) Nach den filigranen Speedies aus Phoenix wurde es Zeit für süddeutsche Holzhacker. Und weil das dem Klischee mit der Holzindustrie so gut passt, sei an dieser Stelle auf den Kanadier Randy Black hingewiesen. Topschlagwerker Nr. 2 an diesem Abend. Dachte ich erst, dass es Destruction nach Flotsam And Jetsam sehr schwer haben würden, musste ich bald eingestehen, dass Schmier und seine Mannen immer noch auf eine beachtliche Fanbase bauen können, die schon nach den ersten Sekunden des Openers "Curse The Gods" einen respektablen Circle Pit starteten. Die Hinzunahme von Damir Eskić als zweiten Gitarristen tat sowohl dem Livesound als auch der Bühnenpräsenz von Destruction mehr als gut. Aber auch wenn Damir mächtig Wirbel machte und wild headbangend auf der Bühne hin und her sprang, so ist und bleibt Schmier doch das Aushängeschild von Destruction. Der Hüne keifte so hasserfüllt wie und je in eines seiner drei Mikrofone und stachelte die Menge vor der Bühne immer weiter an. Selbige nahm den bunten Strauß an Klassikern dankbar auf. Mit "Dethroned" fand sich nur ein neuer Song im Set. "Nailed To Cross" und "The Butcher Strikes Back" sind mittlerweile auch zu kleinen Klassikern gereift und über 80er Kracher wie "Mad Butcher", "Total Desaster" oder "Bestial Invasion" muss man nicht mehr viel Worte verlieren. Das Einzige, was einem etwas Sorgen bereitete, war die Optik von Ur-Gitarrist Mike. Mittlerweile sieht dieser aus wie eine Mischung aus Catweazle und dem Schrei von Edvard Munch. Trotzdem war sein Gitarrenspiel quicklebendig. Destruction boten 10 Songs lang beste Thrash Metal Unterhaltung und bewiesen, dass sie noch lange nicht zum alten Eisen gehören. Die Ausgegebene Parole "Thrash ‘til Death" nahm man den Herren zu jeder Sekunde ab. (Fabi) Perfekt eingestimmt durch die drei Opener krachten Overkill mit dem neuen "Last Man Standing" in die Frankfurter Batschkapp. Die Energie von der Bühne übertrug sich binnen Sekunden auf das Frankfurter Publikum. "Electric Rattlesnake" hielt das Level und als Overkill in direkter Folge "Hello From The Gutter", "Elimination" und "Deny The Cross" vom Stapel ließen, gab es endgültig kein Halten mehr und die ersten Reihen rasteten komplett aus. Davon, dass Teile der Band mittlerweile in ihren 60ern angekommen sind merkt man nicht viel. Das hier war das genaue Gegenteil von Altherren Rock. Overkill sind immer noch eine brutale Speed/Thrash-Maschine, welche keine andere Combo der Welt zu fürchten braucht. Auch als es mit "Necroshine", "Head of A Pin" und "Under One" etwas moderner und grooviger wurde, blieb die Stimmung ungetrübt und dem Autor wurde am Rande des Pits fast der Arm gebrochen. Dass die Verursacherin ein ca. 16-jähriges und 45 kg schweres Mädel war, irritierte nur kurz, denn dafür war das Gehörte einfach zu begeisternd. "Bastard Nation" trat heute mal wieder an die Stelle von "In Union We Stand", was zwar von einigen vermisst wurde, nach weit über 20 Overkill Shows kann ich persönlich aber mal ganz gut ohne leben. Besonders, da das erwähnte "Bastard Nation" den gleichen Zweck erfüllt und ungleich seltener im Set auftaucht. Mit der Selbstbeschreibung "Mean, Green, Killing Machine" gab es noch einen kleinen Ausflug in die neuere Geschichte bevor der Gänsehautmoment "Feel The Fire" und das unverwüstliche "Rotten To The Core" den regulären Teil des Sets beschlossen. Overkill präsentierten sich als ultratighte Einheit, die immer noch Bock und Biss haben. Das war weder eine One-Man-Show eines Stars, noch eine lustlose Joberfüllung. Das war eine geschlossene Mannschaftsleistung, die ob ihrer kompromisslosen Konsequenz schwer beeindruckte. Dave Linsk und Derek Tailer bildeten die ultracoolen Ruhepole an den Seiten, Topschlagzeuger Nummer 3 Jason Bittner hämmerte mit der Präzision einer Atomuhr, D.D. Verni ist schon seit jeher nicht nur Bassist, sondern auch zweiter Frontmann und Bobby Ellsworth ist das was man eine Rampensau nennt. Der Zugabenblock wurde mit "Ironbound" eingeläutet. Hier beschwor Blitz noch einmal die besondere Verbindung welche Overkill zu ihren Fans unterhalten. Mit "Welcome To The Garden State" und natürlich "Fuck You!" wurde der Sack dann fachgerecht verschnürt. Overkill 2019: eine Demonstration an purer Dominanz. (Fabi) Das KILLFEST 2019 war rundherum eine gelungene Sache. Drei bestens aufgelegte alte Hasen und ein motivierter Newcomer. Das legt die Messlatte für die Shows, welche dieses Jahr noch folgen werden, schon mal recht hoch. Besonders toll war es, so viele nette Leute zu treffen, sich vor allem im Pit etwas näher zu kommen und von einer ganz neuen Seite kennenzulernen. Dem ein oder anderen haben am nächsten Tag die alten Knochen garantiert ganz schön wehgetan… |
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