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Leprous, Agent Fresco, Alithia, Astrosaur
30.10.2017, Luxor, Köln 
Malina Tour 2017  
Die perfekte geölte Lerpous Maschinerie beehrt das Luxor, Köln mit einem uppigen Tourpackage...
Alex Fähnrich
Alex Fähnrich
(15 Live-Berichte)
Leprous beehren Deutschland mit ihrem bockstarken Album "Malina" im Gepäck und wir machen uns auf nach Köln, um der leprösen Messe beizuwohnen. Leider hat der liebe Gott mal wieder eine Menge Schweiß vor das Vergnügen gesetzt: Das kleine Luxor ist picke packe voll und es gilt in dieser Sauna nicht eine, nicht zwei, sondern drei Vorbands zu überstehen, bevor endlich die heiß ersehnten Norweger auf der Bühne stehen. Was soll`s, an der etwas erhöhten Bar kann man es ganz gut aushalten, auch wenn sich immer wieder Leute an einem vorbeidrängeln, um ein Getränk zu ordern oder auf`s Klo zu gehen. Nicht jeder hat seine Grundbedürfnisse nun mal so gut im Griff wie wir. Okay, wenn man direkt an der Quelle steht, hat man gut reden...

Mit Astrosaur eröffnet ein Trio den Abend, über das man eigentlich nicht viele Worte verschwenden sollte, da der dargebotene, instrumentale Post Rock an Belanglosigkeit kaum zu überbieten ist: Wenig Musikalität, keine Atmosphäre, kaum Kommunikation mit dem Publikum. Man kommt sich vor, als wohne man einer Proberaumsession bei und ist froh als der Spuk nach einer knappen halben Stunde vorbei ist.

Bei der nächsten Band könnte der Kontrast kaum größer sein. Es wird richtig voll auf der kleinen Bühne, wo sich nun sechs Musiker tummeln, die immer wieder durch eine Sängerin verstärkt werden, die jedoch nach jeder ihrer Gesangseinlagen elfengleich entfleucht. Bei dem scheuen, Feen artigen Wesen handelt es sich um I Am The Morning-Sängerin Marjana Semkina, die kurzfristig für den erkrankten Alithia-Frontmann eingesprungen ist. Überhaupt handelt es sich bei den Australiern um eine kunterbunte Truppe, die ebenso farbenfrohe Klänge fabriziert. Zwar ist das alles musikalisch nicht immer hundertprozentig stimmig, aber das wilde Treiben ist insgesamt sehr unterhaltsam und kurzweilig. Beim kurzen Plausch am Merchstand erfahre ich später, dass die Hälfte der Band am heutigen Abend aus Aushilfsmusikern bestand. Kein Wunder also, dass man sich teilweise fragte, ob alle den gleichen Song spielen. Trotzdem Hut ab, dass man die Tour unter diesen Umständen durchzieht.



Agent Fresco ist anschließend eine ganz andere Hausnummer. Zwar muss auch hier ein Bandmitglied ersetzt werden, weil der Basser Nachwuchs erwartet, aber die Isländer agieren trotzdem so tight wie immer, wofür insbesondere der Drummer verantwortlich ist, der mit seinen wilden Locken aussieht wie Sideshow-Bob von den Simpsons. Sänger Arnór Dan Arnarson, dessen Stimme einmal mehr an den ehemaligen Live-Fronter Ed Kowalczyk erinnert, ist sicher das Aushängeschild des Quartetts. Zudem ist der glatzköpfige Hüne ein Sympathieträger erster Kajüte, der sich ständig für irgendetwas bedankt. Besonders emotional ist seine Ansage vor 'Wait For Me', das er seinem an Krebs verstorbenen Vater widmet. Da er seinen enormen Bewegungsdrang auf der kleinen Luxor-Bühne nicht ganz ausleben kann, macht er gerne mal einen Ausflug in die Menge oder stellt sich auf die Barriere zum Publikumsbereich. Insgesamt also wieder einmal eine gelungene Show der Isländer, die einfach immer Spaß machen.



Im Vergleich zur "The Congregation"-Tour ist eigentlich nur der Bühnenaufbau, mit den zahlreichen Flatcreens, unverändert geblieben. Ansonsten stellen Leprous ihr neues Album "Malina", von dem sie heute acht Stücke zum Besten geben werden, in den Mittelpunkt ihres Sets. Vom Vorgänger kommen leider nur drei und von den beiden Alben davor je nur ein Song zum Zuge. Insbesondere der "Congregation"-Hit 'Rewind' wird schmerzlich vermisst, aber das soll auch schon der einzige Kritikpunkt sein. Mit "Malina" haben die Norweger den nächsten Schritt in ihrer musikalischen Evolution vollzogen und dies wird heute Nacht gefeiert. Die ruhigere Gangart des aktuellen Werkes wird richtiggehend zelebriert und der Cellist, der den Gig wunderschön einleitet, bleibt während der gesamten Show präsent. Herz und Kopf der Band ist allerdings nach wie vor Einar Solberg, dessen Kopfstimme einem Morten Harket (A-ha) zur Ehre gereichen würde. Wie immer im feinen Zwirn (Weste und Schlips) gehüllt, gibt er den Vorturner, während alle anderen Musiker austauschbar zu sein scheinen. In der Tat ist außer ihm nur noch Gitarrist Tor Oddmund Suhrke vom Original-Line-Up übrig geblieben.



Der Rest der Band ist erst seit zwei oder drei Jahren, der zweite Gitarrist Robin Ogendal sogar erst seit diesem Jahr dabei. Am perfekten Zusammenspiel ändert das freilich nichts und die Leprous -Maschine läuft perfekt. Nur vor dem Zugabenteil gibt es eine kleine Panne mit Einars Keyboard, die allerdings schnell behoben ist. Anschließend wird ein toller Auftritt mit 'From The Flame' und 'Mirage' vom neuen Album beendet. Auch daran kann man ablesen, dass die Nordmänner keinen Blick nach hinten richten, sondern voller Selbstvertrauen ihr aktuelles Material ins Rampenlicht rücken. "Malina" ist aber auch wirklich geiler Scheiß und da davon mein Lieblingssong 'The Weight Of Disaster' als letztes Stück des regulären Sets vorgetragen wird, ist alles gut.

Beim nächsten Mal aber bitte lieber zwei Supportsbands weniger und dafür eine Stunde mehr vom Headliner, dann können auch mehr Bandklassiker gebracht werden.

Der Dank für die Fotos geht an BYRT DJOUAD!

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