Also die Schweizer sind schon ein lustiges Völkchen: Sprechen offiziell 4 Sprachen (wobei das meistverwendete Deutsch ausser einem Schweizer kein Schwanz versteht), verlangen dass man für einmal Grenze Österreich – Zürich und retour eine Jahresvignette für die Autobahn kauft (lol³) und schenken einem wenn man einen Gin-Tonic bestellt einen halben Liter Gin in ein Bierglas und reichen eine Babyflasche Tonic dazu. Zum Preis von umgerechnet 20€, richtiges Geld nehmen Sie übrigens nicht an – nur das Falschgeld das sie als „Schwizr Franckkn“ bezeichnen. Aber sonst sind sie ganz cool drauf, vor allem die Jungen, kiffen wie die Weltmeister und saufen wie bei uns die Postbeamten, und schaffen es im Gegensatz zu unseren Veranstaltern mit
Zakk Wylde und seiner
Black Label Society die beste, stärkste, legendärste und einzig wahre Biker-Doom-Metal-Truppe im Rohstofflager in Zürich aufgeigen zu lassen.
Dementsprechend präsentiert sich auch das Publikum an diesem Abend. Der ausverkaufte Club ist gefüllt mit Anhängern eidgenössischer Bikergangs, Metaljünger mischen sich zwar auch unter die nach Bier, Kettenfett und Leder duftende Masse aber wenn man es nicht besser wüsste müsste man ja glatt glauben man ist auf der Jahreshauptversammlung der europäischen Hells-Angels-Chapter gelandet oder kurz gesagt:
Im absoluten Mekka eines jeden Outlaws, der sich endlich wieder mal im Kreis von Gleichgesinnten von geschätzten 2000 Tonnen Marshall Verstärkern das Trommelfell formatieren möchte. Und Herr, dein Wille Geschehe!
In dem Moment wo der Durchschnitts-Promillespiegel des Mobs hoch genug liegt beginnen unter ohrenbetäubenden Sirenenlärm auf sämtlichen Marshallstacks auf der Bühne rote Einsatzwarnlichter zu rotieren und der Präsident des
BLS-Motherchapters
Zakk Wylde höchstpersönlich eröffnet mit erstem Wahnsinnssolo seiner wieder mal mindestens um 4 Halbtöne runtergestimmten Les Paul eine grandiose Show in der alles niedergewalzt wird, was einem unter die musikalischen Vorderräder gerät. Nach dem Opener
"New Religion" geht beim Meister erst mal ein Bier auf ex – der Mann ist ja schließlich nicht zum Vergnügen da! Kein Wunder, die Jungs geben von Anfang an derart Gas, sowohl die Band als auch das gesamte anwesende Biker-Metal-Volk ist spätestens nach 3 Songs -
"Forever Down" und
" Been a Long Time" folgten – klatschnass bis auf die Knochen und in der Halle hat es mindestens 70 Grad mehr als draußen.
Trotzdem geht es gnadenlos weiter, die Rhythmusabteilung mit
James LoMenzo am Bass und vor allem
Craig Nunenmacher hinter seinem Drumkit peitschen dermassen durch Songs wie
"The Beginning at Last" oder
"Suffering Overdue" dass man nicht weis ob man stauen soll wie vor einem Ufo oder auszucken wie am elektrischen Stuhl. Komplettiert vom absolut fett abriffenden
Nick Catanese an der Rhythmusgitarre ist die
Black Label Society mittlerweile vom Sideproject (
Zakk Wylde zockt ja sonst die Leadgitarre beim Madman
Ozzy Osbourne) zur absolut tighten Supertruppe gewachsen, mit dem wohl besten Fansupport einer Band dieses Kaliebers.
Im Mittelpunkt des Ganzen steht natürlich
Zakk himself. Schwitzend, spuckend, in Adrenalin badend singt er wie ein lebendig gewordener Kriegsgott archaischer Zeiten, spielt dazu seine Klampfen über seinen Schultern und mit den Zähnen als ob es kein Morgen mehr gäbe. Nach
Bleed for me folgt der Obernackenbrecher
Suicide Messiah, und spätesten zu diesem Zeitpunkt will ich dass diese Orgie ewig weitergeht, oder zumindest bis der Laden restlos leer gesoffen ist!
Sogar beim dankbarerweise etwas entspannteren
"Blood is thicker than Water" beweist
Zakk dass ihm in diesem Genre heutzutage gitarrentechnisch keiner das Wasser reichen kann, da müssen alle selbsternannten Gitarrengötter sowohl Riff- als auch Solimäßig den Schwanz ganz weit einziehn. Und das noch dazu ohne auf die etwas vergessene Kunst des Songschreibens zu verzichten. Das merkt man spätestens als die Klampfen verstaut werden und
Zakk sich ans Piano sitzt um seinem verstorbenen Kumpel
Dimebag Darrell zu gedenken, bei den Klängen von
"Spoke in the Wheel" und
"In this River" werden von den Marshalls Transparente mit dem Abbild des erschossnen
Pantera- Saitenmannes enthüllt (er war Mitglied des BLS-Motherchapters und wurde mit den Colours auf seinem Rücken begraben), da kriegen sogar die abgebrühtesten Biker im Saal feuchte Augen. Aber spätestens als die Band bei
"In this River" einsteigt und jamt was das Eqip hergibt fliegen wieder die Fetzen, bei
"Fire it up" und
"Black Mass Reverends" ist sowieso wieder ultimatives auszucken angesagt, Fäuste und Bierfontänen schießen Richtung Hallendecke unter dem fettesten Sound den es seit der Erfindung der V2-Motoren von Harley-Davidson je gegeben hat.
Danach wird uns noch demonstriert dass es auch ohne Verzerrer geht,
Zakk packt die Akustische aus und spielt die johlende derart Menge schwindlig dass sogar einem anwesenden Flamencovirtuosen die Kinnlade heruntergeklappt wäre, saugeil wie da
"The Blessed Hellride" und
"Concrete Jungle" dargeboten werden. Zum Schluss werden klarerweise doch wieder die Stromgitarren angestöpselt, schnelle Riffs, Pinch Harmonics und atemberaubende Solis beenden den Abend wie er begonnen hat,
"Stillborn" fegt jedem der noch auf den Beinen ist final die Rübe weg – ein unvergesslicher Abend an dem alles in Grund und Boden gerockt wurde geht zu Ende.
Black Label Society ist keine Band im gewöhnlichen Sinne,
BLS ist eher eine weltweite Bruderschaft.
Zakk geht am Ende der Show in den Graben vor der Bühne um jedem in der ersten Reihe persönlich die Hand zu drücken oder ihn zu umarmen, jeder mit den Colours auf dem Rücken weis sich als Teil dieser Familie, es gibt hier kein „die oben auf der Bühne und wir hier unten“ sondern nur ein gemeinsames orgastisches Zelebrieren eines wahnsinnigen Festes ganz nach einem der Leitsprüche von
BLS: God – Family – Beer! So muss Rock und Metal sein und nicht anders...
Setlist:
1. New Religion
2. Forever Down
3. Been a Long Time
4. The Beginning... at last
5. Suffering Overdue
6. Bleed for me
7. Suicide Messiah
8. Blood Is Thicker Than Water
9. Spoke In The Wheel (Piano)
10. In This River (Piano)
11. Fire It Up
12. Black Mass Reverends
13. Blessed Hellride
14. Concrete Jungle
15. Stillborn
"Suicide Messiah"