Als
Pilgrim Fathers werden die ersten englischen Siedler in Neuengland bezeichnet. Der Name scheint auch durchaus passend für das Trio aus Nottingham, denn ihre Musik klingt wirklich wie vom sprichwörtlich ersten Menschen. Psychoabartige Soundcollagen ohne Struktur erinnern eher an das Stimmen der Instrumente eines Musikschulorchesters als an irgendetwas was man als Vorgruppe durchgehen lassen kann. Augen zu und durch – zur Bar wo erstmal flüssiger Trost gespendet wird.
Nebula können da gottseidank schon mit mehr Klasse überzeugen, kein Wunder da hier mit Gitarrist Eddie Glass und Drummer Ruben Romano zwei ehemalige
Fu Manchu Mitglieder auf der Bühne stehen, entsprechend erdig klingt der Sound der von den drei Recken dargeboten wird. Runtergestimmte Klampfen in bester Stoner-Rocktradition wandern vom Gehörgang ohne Umwege (Hirn) über die Magengrube und Eier in die Füße, die angetan vom Dargebotenen im Takt mitwippen. Hier trifft
Kyuss auf
Black Sabbath mit einer Priese
Jimmy Hendrix und den
Black Crows, zwischendurch fühlt man sich schon fast in die 70er zurückversetzt. Dass
Nebula wie der Name schon deutlich macht öfters was wegnebeln dürften ist offensichtlich, das schadet aber iherer Musik nicht im geringsten, im Gegenteil. Vor allem Drummer Ruben Romaro bearbeitet sein Drumkit wie ein durchgeknallter Quantenphysikprofessor auf Speed, absolut beeindruckend wie sämtliche Extremitäten duch die Gegend wirbeln und trotzdem der Rythmus absolut sattelfest gehalten wird.
Nebula hätten ruhig länger spielen könnden,
The Pilgrim Fathers hätten ja inzwischen mein Auto waschen können, aber auf mich hört ja wieder keiner.
Nach einer kurzen Umbaupause gehts aber endlich wirklich richtig los,
Monster Magnet's Mastermind Dave Wyndorf betritt mit seinen Mannen die Bühne und schmettern als Opener gleich
"Dopes to Infinity" in die staunende Menge. Der einstige Drogenfreak ist nach seinem letzten Entzug kaum wiederzuerkennen, er hat gefühlte 100% an Körpermasse zugelegt, anscheinend hat er Nadel und Fusel gegen Burger und Cola eingetauscht, dementsprechend hängt ihm buchstäblich die Wampe über die Klampfe. Wäre da nicht die unverwechselbare charismatische Stimme und die Energie mit der Hits wie
"Crop Circle",
"Powertrip" oder
"Zodiac Lung" dem Publikum um die Ohren gefetzt werden, könnte man glauben hier wäre das Experiment einen Rockstar zu clonen deftig in die Hose gegangen. Den Fans des prallgefüllten Backstage-Werks ging das Aussehen Wyndorfs allerdings komplett am Arsch vorbei, während sich bei vielen anderen Gigs sich die Stimmung erst allmählich von Song zu Song steigert, hat
Monster Magnet den gesamten Club von Anfang an fest im Griff. Kein Wunder, wer soviele erstklassige Stücke im Katalog hat und mit derartiger Spielfreude auf der Bühne überzeugt wie die Space-Rocker aus New Jersey, bringt wahrscheinlich sogar sämtliche Anwesenden einer Weihnachtsfeier im Altersheim zum auszucken.
"Monolithic"
Die gut gelaunte Meute schwitzt und Bangt sich durch Klassiker wie
"Radiation Day" oder
"The Right Stuff", die comicartigen Visuals im Hintergrund hypnotisieren zusätzlich zum astrein dargebotenen Psyco-Stoner-Metal den die sehr gut eingspielte Truppe an diesem Abend liefert. Die Stimmung ist am kochen als nach circa einer Stunde den dankbaren Fans der Reisser
"Negasonic Teenage Warhead" um die Rübe geschmettert wird, und bei den ersten Klängen des Übergroovers
"Spacelord" gibt es sowieso kein halten mehr. Man kriegt echt eine Gänsehaut wen hunderte schweissgebadete adrenalingeschwängerte Bastarde die Fäuste in die Luft schnallen lassen und aus voller Kehle „Spacelord Motherfucker“ brüllen als gäbe es kein Morgen mehr, unglaublicher Höhepunkt eines geilen Abends!
"Crop Circle"
Höhepunkt wohlgemerkt, nicht Schlusspunkt – denn nach einer kurzen Pause und lautstark geforderter Zugabe kommt
Monster Magnet noch für drei Songs auf die Bühne, nach dem Urklassiker
"Spine Of God" am Ende hat aber auch wirklich jeder vor der Bühne genug. Einziger Wermutstropfen für mich ist dass weder vom letzten Album
"4-Way Diablo" noch von meiner Lieblingsscheibe
"Monolithic Baby" Stücke auf der Setlist sind, und dass die
Pilgrim Fathers nicht mein Auto gewaschen haben.