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Klaus Schubert, Tony Martin , Don Airey, Bernie Marsden, Marc Storace, Doogie White, Biff Byford, Joe Lynn Turner, Neil Murray
06.12.2013, Congresshaus, Innsbruck 
Innsbruck du sollst rocken!  
Wie reagiert man am Besten auf ein mediales "Mammutevent" wie "Schubert In Rock"? Kurzerhand haben wir beschlossen auch zu klotzen und dieser, bereits jetzt legendären Show, mit zwei subjektiven Berichterstattungen zu begegnen…
Professor Röar
Professor Röar
(9 Live-Berichte)
Nachdem Innsbruck schon seit dem Sommer werbetechnisch massivst auf das Rock-Ereignis des Jahres vorbereitet bzw. gehirngewaschen wurde – man konnte den omnipräsenten Plakaten mit dem Slogan "Innsbruck du sollst rocken!" kaum entgehen, war es am 6. 12. endlich so weit: Klaus Schubert, selbsternannte Heavy Metal-Legende aus Innsbruck, lud eine illustre Schar an mehr oder weniger bekannten Namen der internationalen Hard Rock-Szene ein, um mit ihm eine Art Best-Of der Werke seiner Band No Bros aus den frühen 80ern zu zelebrieren. Gekommen war zu diesem marketingtechnisch perfekt inszenierten Großereignis ziemlich jeder, der in Tirol schon mal Musik gehört hatte, die härtemäßig oberhalb von Tina Turner und Elton John firmiert. Und so präsentierte sich die altehrwürdige Dogana-Halle extrem gut gefüllt, beinahe ausverkauft. (Nebenbei war die Dogana auch der Ort, wo der Autor dieser Zeilen als kleiner Bub anno 1983 erstmals Hard Rock live erleben durfte, nämlich mit No Bros am 2. Alpenrock-Festival…)



Erwartungsgemäß wurde der Event von Gotthard Rieger, österreichisches Rock-Radio-Urgestein und No Bros-Förderer der ersten Stunde, eröffnet. Und was sich dann nach einem letzten Countdown dem Publikum in der Innsbrucker Kongresshalle bot, war für lokale Verhältnisse durchaus beeindruckend: aufwändige Laser- und Lichtshow, dazu drei Video-Walls und ein glasklarer Sound ließen vom ersten Song "Good Morning Sir" an das Beste erhoffen. An den Vocals brillierte ex-Rainbow und Yngwie Malmsteen-Vokalist Doogie White, der sich in bester stimmlicher Verfassung präsentierte. Der Rest der Band bestand aus dem alten No Bros-Haudegen Michael Außerhofer am Bass, Drummer Bernie Welz und Keyboarder Andy Brunner. In gleicher Besetzung wurde dann noch der No Bros-Smasher "Davi" zelebriert. Für "Cavalry Of Evil", den Titelsong des weithin verkannten 1986er-No Bros-Albums, enterte Joe Lynn Turner die Bühne. Stimmlich auch erstklassig, begeisterte er die Anwesenden zudem mit seiner einmaligen Haarpracht, die offensichtlich nicht seine eigene war. Für den nächsten Song, das Rainbow-Cover "Fool Fo The Night", ersetzte dann Irene Ranz, ihres Zeichens Basslady bei Schuberts Rock Bunnies, Mr. Außerhofer. Die Dame blieb in ihrem Acting jedoch ziemlich unauffällig, eindeutiger Focus des Abends waren die ständig rotierenden Sänger und natürlich Maestro Schubert an der Klampfe. Für die nächsten beiden Songs, den No Bros-Hit "Ready For The Action" und die Neukomposition "Holy Ground" vom "Schubert In Rock"-Album, erklomm Mark Storace, unverwüstlicher Vokalist der Schweizer Urgesteine und AC/DC-Clones Krokus, die Bühne. Er zeigte sich an diesem Abend äußerst agil und auch stimmlich in ausgezeichneter Form.



Was sich jedoch während des gesamten Gigs leider immer deutlicher abzeichnete, war die unerfreuliche Tatsache, dass man es hier eben doch mit Studiomusikern zu tun hatte, mit einem Haufen bezahlter Legionäre, und nicht mit einer organisch gewachsenen Band. Denn trotz aller Klasse der einzelnen Musikanten konnte das Line-up als Gesamtes einfach keinen wirklichen Groove erzeugen und die Performance ließ auf Grund mangelnder Arschtritt-Qualitäten viele Anwesende über weite Strecken ziemlich kalt. Hier fehlte einfach das gewisse Etwas, man hatte niemals wirklich den Eindruck, dass hier Musiker aus Liebe zur Musik auf der Bühne standen, sondern eben einfach nur für die sicher nicht unerhebliche Kohle.

Die größte Enttäuschung des Abends war jedoch ex-Black Sabbath-Frontman Tony Martin, der, verstärkt durch Keyboarder Don Airey und ex-Sabbath-Basser Neil Murray, den Iommi-Kracher "Headless Cross" intonierte. Leider war Martin aber an diesem Abend stimmlich ziemlich angeschlagen und auch die Band vermochte es nicht, diesem gigantischen Song die verdiente Power zu verleihen, zu saft- und kraftlos tönte das eigentlich mächtige "Headless Cross" an diesem Abend.
Mit "Young Free And Deadly" stellte die Band dann eine weitere Neukomposition vor und Don Airey durfte auch eine ausgiebige Kostprobe seiner Kunst geben, indem er die Halle in LSD-schwangere Space-Hammond-Orgel-Klänge tauchte.



Die zweite Hälfte des Konzerts wurde dann weiterhin mit wechselnden Vokalisten bestritten, es gab noch die No Bros-Songs "Perfect Body", "Stairway To Hell", "Lady Of The Tower" und "Second King Of Darkness". Zudem durfte Marc Storace den Krokus-Klassiker "Long Stick Goes Boom" darbieten, Doogie White verhunzte den Rainbow/Dio-Klassiker "Temple Of The King", bevor er sich zusammen mit Tony Martin an Deep Purples "When A Blind Man Cries" versuchte. Ob man dies wirklich braucht, bleibt dahingestellt, immerhin sind die Originale absolut unantastbare Klassiker und jede Neuinterpretation, egal von welchem Vokal- und Instrumentalkapazunder, hat schon von vornhinein verloren. Zwischenzeitlich durfte ein weiteres Schubert-Rock-Bunny, Medina Rekic an der Rhythmusgitarre, auf die Bühne, blieb jedoch genau wie ihre Basskollegin zuvor ziemlich gesichtslos. Einige der anwesenden Darkscene-Redakteure empfanden auch das mehrere Minuten lange zweite Keyboardintermezzo, wo sich Don Airey einer abgefahrenen Mischung aus Rock, Klassik und den unendlichen Weiten des Weltalls hingab, als ziemlich anstrengend, musikalisch war es jedoch erstklassig und einer der Höhepunkte des Abends. Auch ein Großteil der Anwesenden, altersmäßig am oberen Ende des 50er-Spektrums anzuordnen, durfte dabei in Kombination mit der bunten Farbenwelt des Lichtmeisters in seligen LSD-Jugenderinnerungen schwelgen und sich wieder in die 70er zurückbeamen.



Als geplanten Höhepunkt des Abends bat Klaus Schubert dann alle vier Sänger zugleich auf die Bühne und es gab mit dem No Bros-Fetenkracher "Heavy Metal Party", dem Rainbow-Cover "Long Live Rock and Roll" und Deep Purples zwar genialem, aber inzwischen leider schon ziemlich abgenudelten Megahit "Smoke On the Water" – musste das wirklich sein? – die drei überraschungsfreien "Zugaben".
Die einzige Überraschung des Abends war somit wohl die Tatsache, dass bei diesem No Bros-Best-Of der größte Hit der Band, die kongeniale Ballade "Be My Friend", nicht mal angespielt wurde. Dass der Grund für diese sträfliche Auslassung darin zu finden ist, dass der Supersong nicht aus Schuberts, sondern Keyboarder Nik Opperers Feder stammt, ist eine Theorie böser Neider, die Wahrheit weiß wohl nur einer.



Somit bleibt als Fazit des Abends: Zwar keinesfalls viel Rauch um Nichts, aber ein bisschen mehr hätte es schon sein können, besonders was die großteils uninspirierte Songauswahl angeht. Und dass viele Köche den Brei tatsächlich nicht besser machen, ist, zumindest musikalisch, auch wieder einmal bewiesen. Trotzdem Gehört Klaus Schubert zu den wichtigsten Figuren der österreichischen Hard Rock-Szene und es ist ihm hoch anzurechnen, dass er auch mit knapp 60 nicht müde wird, neue Projekte zu starten und zumindest immer wieder den Versuch unternimmt, die lahmarschigen Tiroler rocktechnisch in den Arsch zu treten. Nur sollte er dafür beim nächsten Mal vielleicht etwas kraft- und schwungvoller zutreten…

Für die tollen Fotos bedanken wir uns bei Bernhard Schösser. Eine komplette Bildergalerie in höchster Auflösung findet ihr hier bei www.freizeit-tirol.at.









@C

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