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Bon Jovi
18.05.2013, Olympiapark, München 
 
Wenngleich die letzten Bon Jovi-Studioalben schon eher in Richtung "Easy Listening" denn "Hard Rock" tendierten, bewiesen die Herrschaften aus New Jersey wieder einmal eindrucksvoll, wer weiterhin unverrückbar am Thron des Stadion-Rock sitzt...
Maggo
Maggo
(23 Live-Berichte)
Während der überwiegende Teil der Darkscene-Belegschaft mit Flugzeugen, Automobilen, Mopeds oder gar Pferdekutschen schon zwei Tage vorher Richtung Gelsenkirchen pilgerte, um am langen Pfingstwochenende dem traditionellen "RockHard Festival" seine Aufwartung zu machen, entschied sich der Hollywood-Korrespondent angesichts des samstägigen Kaiserwetters kurzfristig die redaktionsinterne Stretchlimo ins Münchner Olympiastadion zu dirigieren, um den Herren von Bon Jovi in mehr als würdigem Rahmen wieder mal beim Musizieren zuzusehen.



Während meine Kollegen der schreibenden Zunft ein paar hundert Kilometer nördlich in Anbetracht des doch eher mauen Festival-Band-Angebots den Samstagnachmittag dann doch lieber im Dortmunder Westfalen-Stadion verbringen und dabei hoffen, dass der "King" in King Diamond als einzige wirkliche Attraktion des diesjährigen schwermetallischen Zusammenseins im Ruhrpott den hohen Erwartungen gerecht werden kann, gehe ich in punkto Qualität auf Nummer Sicher und betrete daher in etwa zur gleichen Zeit in charmanter Begleitung meiner besseren Hälfte und einem kühlen Getränk im Prätzchen den Schauplatz einer weiteren musikalischen Machtdemonstration der Mannen aus New Jersey. Bon Jovi sind auch 2013 live noch ganz großes Kino, aber ich greife dem Geschehen hier schon etwas vor. Beginnen wir stattdessen lieber von vorne.

Natürlich wird Bon Jovi in Hardrock- und Metal-Kreisen aufgrund seines Abdriftens in seichtere Gewässer Anfang/Mitte der 90er mitunter belächelt. Ganz klar entfernt sich Jon Bon Jovi mit jedem weiteren Studioalbum immer noch mehr von den seligen Tagen in den 80ern, als der personifizierte Traum aller Schwiegermütter nicht nur seine Schecks noch als Mr. Bongiovi unterzeichnete, sondern überdies noch knackige, reinrassige und bahnbrechende Hardrock-Alben der Marke "Slippery When Wet" oder auch "New Jersey" komponierte. Und ohne Zweifel ist die Atmosphäre eines Bon Jovi-Gigs inzwischen mehr ein Familien-Event der Marke "Disneyland" als eine schweißtreibende, adrenalingeschwängerte Hardrock-Show.



Dieser nicht mehr umzudrehende Schwenk in die Tiefen des Mainstreams spiegelt sich auch in der Wahl des Support-Acts wieder. Hievte der gute Jon früher spätere Platinseller wie Skid Row oder Cinderella, um hier nur einige davon beim Namen zu nennen, aus den Probekellern auf die Stadionbühnen dieser Welt, darf heute "unsere" süße, putzige "Christl" aus dem Buchladen in Oberösterreich ihre Rückkehr ins Rampenlicht vor 62.000 Nasen auf der riesigen Bühne zelebrieren. Und das macht Österreichs kommerziell erfolgreichster Musikexport seit dem seligen Falco zugegeben gar nicht schlecht. Legt man für diese 45 Minuten jegliches Scheuklappendenken ab, muss man zweifellos anerkennen, dass Christina Stürmer, obwohl sie auf Bühnen dieser Dimension schon noch etwas verloren wirkt, mit ihren bekannten Hits, die in der Live-Situation angenehm rockig aus den Boxen wimmern, und ihrer rotzfrechen Art des Auftretens durchaus punkten kann. Dass die junge Dame grandios singen kann, wissen wir seit ihren Starmania-Tagen. Dass die burschikose Semi-Madame aber auch wirklich rocken kann, dass kann auch ich ab sofort definitiv bezeugen.



Sei's drum. Genug des Gejammers und Gezeters ob des "Ausverkaufs" des Mr. Bon Jovi. Fakt ist, Bon Jovi sind und waren live immer eine Bank und liefern nach wie vor ein Musikspektakel der Sonderklasse ab. Um exakt 20.08 ertönt unter aufbrandendem Jubel von über 60.000 Kehlen der Opener "That's What The Water Made Me" vom neuen Studioalbum "What About Now", um sofort im Anschluss mit dem "Old School-Quartett", bestehend aus "You Give Love A Bad Name", "Born To Be My Baby", "Raise Your Hands" und "Runaway" einen ersten Höhepunkt der über drei Stunden langen Supershow abzuliefern und sofort wird eines klar: die New Jersey-Gang wird auch heute nichts anbrennen lassen. Stimmlich nach wie vor top, mit seinem fast schon unheimlich weißen "Strahler 80" Smile in der Visage hantelt sich Jon souverän von Hit zu Hit und wie wir es ja schon lange von einem gewissen Herrn namens Nikki Sixx vermuten, muss auch Jon Bon Jovi vor gut zehn Jahren seine Seele dem Teufel verkauft haben, denn der Mann altert schlicht und einfach nicht und strahlt auf die weibliche Besucherhälfte wahrscheinlich mehr Sex aus als je zuvor, was sich auch in den elendslangen Schlangen vor der Frauentoilette manifestiert, denn da hat ganz klar die eine oder andere Anwesende die "sekretfördernde" Ausstrahlung des mittlerweile 51-jährigen bei der Wahl der Stärke der Slipeinlage weit unterschätzt.

Um das grandiose Bühnenbild zu beschreiben, müssen ebenfalls Superlative herhalten. Optischer Aufhänger ist die überdimensionale Frontpartie eines alten US-Cadillacs, der durch die rundum platzierten Videowürfel und unterstützt durch eine massive, mit jedem Song wechselnde Lichtshow ständiger Blickfang ist und durch die überbordende Opulenz fast schon den Fokus von der Band nimmt, in der dieses Mal aus bekannten Gründen Gitarrist Richie Sambora fehlt und durch das Duo Phil Xenidis und Bobby Bandiera kompetent vertreten wird.

Nach weiteren Hits wie "Lost Highway", "It's My Life" oder "Keep The Faith" bahnt sich mit dem ersten wirklichen Vaginalentsperrer des Abends "Bed Of Roses" ein weiterer Höhepunkt der Performance an. Dieser sensationelle Schmachtfetzen zaubert binnen Sekunden dieses besondere Glitzern in die Augen der anwesenden Damenschaft und die Herren der Schöpfung danken "Bruder Jon" inbrünstig dafür, dass das Vorspiel heute mal eher kürzer ausfallen kann.

Was kann man eigentlich schon viel falsch machen, wenn man dermaßen viele Hit-Songs im Talon hat? Ganz egal, ob "We Weren't Born To Follow", "Bad Medicine", "Dry County", "Wanted Dead Or Alive", "Have A Nice Day", "Livin' On A Prayer" oder wie sie alle heißen... das Stadion ist zurecht in Ekstase und sogar nach gestoppten 3 Stunden und 7 Minuten, als die letzten Klänge von "I Love This Town" verstummen, hat man Lust auf mehr. Einfach grandios. Ein längeres Fazit ist nicht mehr notwendig.



Setlist: Bon Jovi

1. "That's What The Water Made Me"
2. "You Give Love A Bad Name"
3. "Born To Be My Baby"
4. "Raise Your Hands"
5. "Runaway"
6. "Lost Highway"
7. "It's My Life"
8. "Because We Can"
9. "What About Now"
10. "We Got It Goin' On"
11. "Keep The Faith"
12. "(You Want To) Make A Memory"
13. "Bed Of Roses"
14. "When We Were Beautiful"
15. "Captain Crash And The Beauty Queen From Mars"
16. "We Weren't Born To Follow"
17. "Who Says You Can't Go Home"
18. "I'll Sleep When I'm Dead"
19. "Bad Medicine"

20. "Dry County"
21. "Wanted Dead Or Alive"
22. "Have A Nice Day"
23. "Livin' On A Prayer"

24. "In These Arms"
25. "Someday I'll Be Saturday Night"
26. "Always"
27. "These Days"

28. "I Love This Town"



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