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Grim Reaper, Adramelch, Tad Morose, Phantom X, Dexter Ward, Attick Demons, Split Heaven, Iron Fate
08.09.2012, JUZ Live Club, Andernach 
Swordbrothers Festival  
Das heuer zum elften Mal stattfindende Swordbrothers Festival hat sich über die letzten Jahre, nicht nur im deutschsprachigen Underground, einen fixen Platz im jährlichen Festivalplan erkämpft...
Bruder Cle
Bruder Cle
(7 Live-Berichte)
Das heuer zum elften Mal stattfindende Swordbrothers Festival in Andernach ist wohl eines der weniger bekannten Festivals, hat sich jedoch über die letzten Jahre, nicht nur im deutschsprachigen Underground, einen fixen Platz im jährlichen Festivalplan erkämpft. Dies ist nicht zuletzt einem genialen Billing mit Headlinern wie Vicious Rumors (2011) oder Doomsword (2008) zu verdanken. Daher verwundert es nicht, dass es mit ca. 400 Besuchern auch dieses Jahr fast ausverkauft ist und, wie jedes Jahr, Fans von Spanien bis Skandinavien anreisen um Teil dieser Party zu sein.
Auch die Tiroler Fraktion ist heuer erneut mit drei Abgesandten vertreten, die die doch längere Anreise (9 Stunden Zugfahrt inklusive 4 Mal umsteigen) sehr effizient zum Stimmung aufbauen nutzen. Die offizielle Warm-Up-Show am Freitag mit Headliner Lillian Axe ist der bereits traditionellen, wenn auch inoffiziellen, Privat-Warm-Up-Party in den legendären heiligen Kellerhallen von Arno Hoffmann, zum Opfer gefallen. Aber auch hier muss man einfach Prioritäten setzen. Die Tatsache, dass wir in einem Keller feiern und trotz unterschiedlicher Auffassungen, vor allem bei der alten Streitfrage "Bier oder Jacky?", uns nicht alle drei Minuten auf die Fresse hauen müssen, qualifiziert uns zwar vielleicht in den Augen Mancher zu "Heavy-Metal-Hobbits", was unsere sakrale Stimmung an diesem Abend jedoch in keinster Weise stört.



Mit leichter Nervosität und viel Vorfreude erscheint schließlich der gesamte Tross mit Tiroler Beteiligung gewohnt pünktlich am Festivalgelände beim Jugendzentrum Andernach, wo in den vergangenen beiden Jahren die Österreicher Desert Sin und Mortician die Show eröffneten. Auch wenn das heurige Swordbrothers leider ohne heimische Beteilung auskommen muss, ist das Line-Up jedenfalls sehens- und hörenswert!
Das Jugendzentrum Andernach bietet für ein derartiges Festival genau die passende Location. Vor der 500 Besucher fassenden Halle ist ausreichend Platz für einen überschaubaren aber sehr gut sortierten Metal-Markt, Campingplätze und die obligatorische Parkplatzparty, die auch wegen dem genialen Wetter vor allem in den Umbaupausen zeitweise zu Moshpits um manche Kofferräume führt.

Auch bleibt der doch eher auffällige Tourbus der schwedischen Power-Metaller Sabaton nicht lange unentdeckt, was bei einigen Besuchern doch zu großer Verwirrung führt. Aber wie kann man als Metalband eine Day Off auf einer Tour besser nutzen als sich bei einem Underground Festival zu entspannen? Und so sieht man Sänger Joakim Brodén auch nach den erledigten Nightliner-Putz-Pflichten nicht nur Backstage sondern auch in den vorderen Publikumsreihen.

Bereits der Opener Iron Fate aus Goslar, Deutschland, gehört zwar zu den weniger bekannten Bands erweisen sich aber bereits nach den ersten Takten als ausgezeichnete Wahl. Auffallend ist die ungewohnt hohe Anzahl der bereits zu dieser unmetallischen Zeit (13:00 Uhr) anwesenden Fans, die trotz hoher Temperaturen und eindeutig zu hellem Tageslicht bereits erstklassige Partystimmung verbreiten. Der Funke springt sofort über und die bereits halb gefüllte Halle kocht. Auch wenn sich die Band erst 2005 formiert und mit der 2010 erschienenen "Cast In Iron" erst einen Langspieler im Angebot hat, wirkt die niedersächsische Truppe schon recht routiniert und legen ein solides Fundament für die folgenden Auftritte.

Die für mich größte Überraschung dieses Festivals sind eindeutig die darauf folgenden Scarlatyna, die ich schändlicher Weise überhaupt nicht auf meiner Liste hatte. US-Metal aus deutschen Landen, der das bereits vom Opener angeheizte Publikum umgehend zum Explodieren bringt. Eine derartige Stimmung um solche Uhrzeiten sieht man nicht gerade häufig. Trotz nur einer Gitarre ist der Sechs-Saiter-Sound unglaublich druckvoll und wird nur von der Leistung des Sängers und Frontmanns Chris J. Marino übertroffen. Mit einem leider viel zu selten gehörten, unglaublichen Stimmumfang sowie extrem viel Druck, vor allem in den Mittellagen, singt er alles in Grund und Boden. Hohe Screams, sehr hoch und klar gesungene Passagen und geschickt eingebautes Doom-Gestampfe geben dazu eine dermaßen abwechslungsreiche Setlist, dass es absolut überraschend erscheint, dass diese Band bei uns derartig unbekannt ist.
Auch wenn bereits nach den ersten beiden Bands alles gesagt zu sein scheint, geht es hochkarätig weiter, wie unser Bruder Cle berichtet.

(Tschak)



Langsam aber sicher werden die Temperaturen im Saal immer unerträglicher. Die Sonne heizt und obwohl das Bier in 0,3 l Mikromenge verabreicht wird, wird es schneller warm als es seinen weg in den Schlund findet. Das alles ist den Mexikanern von Split Heaven völlig egal. Voller Enthusiasmus stürzen sie auf die Bühne und legen sich ins Zeug als gäbe es kein Morgen mehr. Die Halle ist so gut gefüllt, wie später erst wieder bei Adramelch. Erstaunlich aber wahr – die Jungs haben unter den Old School-Bangern jede Menge Freunde. Mit Sänger José steht tatsächlich bereits der dritte gute Frontmann auf der Bühne und er sieht auch noch Russ North von Cloven Hoof zum Verwechseln ähnlich. Auch stimmlich muss er sich nicht hinter seinem berühmten Lookalike verstecken. In Summe begeistern zwar Split Heaven mehr durch ihr engagiertes Auftreten als durch songschreiberische Brillanz, aber was soll die Erbsenzählerei. Die Mexikaner, deren Gitarrist sogar einen Sombrero in Nationalfarben zur Schau trägt, haben mächtig Spaß in den Backen und laufen auch nach der Show noch den ganzen Tag mit fest eingemeißeltem Grinsen durch die Gegend.



Neben um Geld bettelnde, krisengebeutelte Bankiers exportiert Portugal dieser Tage auch noch sauguten Heavy Metal. Attick Demons (die wir für euch bekanntlich bereits ausführlich interviewed haben) deklassieren ihre Vorbands schon beim ersten Song in Sachen Professionalität, Stageacting und Songwriting. Schon beachtlich, mit welcher Power sich Sänger Artur ins Geschehen wirft. Heute geben einfach alle Bands Kniegas! Trotz Hitze und jetzt wieder deutlich gelichteten Reihen. Die Temperaturen – mittlerweile auf Saunaniveau – und das Bier fordern erste Tribute. Das hindert die Portugiesen jedoch nicht daran, mit ihrer Triple-Axe-Armada maidengleich voll anzugreifen. Und die drei Gitarren sind nicht die einzige Ähnlichkeit mit der heiligen eisernen Jungfrau. Auch das Songmaterial vom großartigen "Atlantis" Album (zum Review) klingt sehr nach der mittleren Maiden-Phase! Als Cover wählt man aber dann keinen Song der Engländer, sondern Running Wilds "Under Jolly Roger" – eine Hommage an die deutsche Szene? Wenn ja, dann wenig originell gewählt, aber auch hier geht die Wirkung klar vor und das perfekt gespielte Teil peitscht die Stimmung tatsächlich noch einmal mächtig hoch.
Applaus!



Dexter Ward, das geniale Battleroar-Folgeprojekt von Sänger Marco „Mark“ Dexter und Gitarrist Manolis ist sicherlich eine der am meisten mit Spannung erwarteten Bands des Tages. Auch wenn gegenüber beispielsweise Split Heaven weniger Leute in der Halle stehen - schon die ersten Riffs von "Antarctic Dream" werden begeistert aufgenommen und frenetisch bejubelt. Sänger Marco – heute optisch deutlich an Rob Halford 1982er "Screaming For Vengeance"-Tour angelehnt – zeigt ein zurückhaltendes, cooles Stageacting, brilliert dafür aber mit seiner ungewöhnlichen und coolen Stimme, die Stücke wie "Ghostrider" (Omen lassen grüssen) oder dem übercoolen Showschlusspunkt "Back To Saigon" einen kauzig-old schooligen Charakter verleihen. Gerade das letztgenannte magische Riffmonster ist live ein absoluter Megakracher und wird begeistert von der Menge mitgeklatscht. Abgerundet wird der Set von einem klasse Cover von "Powerslave"’, das sich perfekt in die Gesamtatmosphäre des Gigs einfügt. Mehr von dieser Band bitte! Eines der Highlights des Tages.



Welches selbstverständlich seinen Tribut fordert. Außerdem muss ja noch fachgesimpelt, Bier getrunken, Freunde begrüßt, eingekauft, alle Parkplatzparties begutachtet und bei den zufällig anwesenden Boys von Sabaton Hallo gesagt werden. Frischluft ist auch dringend notwendig, denn in der Halle steht die Luft völlig in Flammen. Und die wird von Phantom X und Tad Marose kräftig am Brennen gehalten. Spätestens bei Adramelch ist die Halle wieder bis zum Anschlag gefüllt. Für viele ist der Auftritt der italienischen Proglegende heute der Höhepunkt des Tages, ja die Band sogar der heimliche Headliner. So ist es auch nicht verwunderlich, dass viele vornehmlich ältere Herren und Damen nach der Show die Heimreise antreten und Steve Grimmett & Freunden genauso die kalte Schulter zeigen, wie die Innsbrucker Fraktion den vorgenannten Bands. Geschmackssache halt.



(Bruder Cle)

Nach 10 Stunden genialster Gigs zum Abschluss der absolute Kult-Headliner Grim Reaper! Es gibt nicht viele Bands, die ihrem Stil über eine derart lange Zeit treu bleiben und trotz magerer Jahre auch heute noch soliden Schwermetall allerhöchster Güte abliefern. Der Status dieser Veteranen ist bereits in den ersten Minuten klargestellt und trotz erster Ermüdungserscheinungen, auch in den eigenen Reihen, kocht die Stimmung ein weiteres Mal über. Klassiker wie "Fear No Evil" und "Wrath Of The Ripper" werden von den versammelten Fans textsicher abgefeiert. Daher ist es kaum verwunderlich, dass gegen Ende des Auftritts die Fans nicht mehr zu halten sind und als überdimensionierter Background-Chor die Bühne stürmen, während Fronter Steve Grimmett seinen Arbeitsplatz von der einfach überfüllten Bühne in die ersten Publikumsreihen verlegt.
Fest steht, dass die Stimmung während des gesamten Auftritts einfach nur genial war, und schließlich bei "See You In Hell" irgendwo in den schmalen Grad zwischen enthusiastischer Verehrung und Wahnsinn abdriftet. Solche Headliner schaffen es, auch die angeschlagensten Krieger nach stundenlanger adaptierter Wasserfolter (durchgehendes Einflößen von vergorenem Gerstensaft) und trotz tropischer Temperaturen noch einmal zur völligen Ekstase hoch zu peitschen.

Und so geht ein weiteres unvergessliches Festivalwochende wie immer viel zu schnell vorbei und übrig bleibt, neben leichten Abnutzungserscheinungen und katerähnlichen Symptomen, nur das Warten auf das nächste Event. Für jeden, der auf Metal steht und die Schnauze von zu großen Veranstaltungen und unpersönlichen Megakonzerten voll hat, ist das Swordbrothers-Festival jedenfalls nur zu empfehlen. Eine Tiroler Delegation ist mit Sicherheit auch im kommenden Jahr dabei!
(Tschak)























Für die Fotos bedanken wir uns bei Henk Bosma!
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