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Ministry
30.06.2008, Hafen, Innsbruck
"C U LaTour" betitelten Ministry diese Tour, doch da es auch gleichzeitig die allerletzte sein soll, wird es das "See you Later" vielleicht gar nicht mehr geben. So begab man sich als langjähriger Fan mit einem weinenden und einem lachenden Auge zugleich in den Hafen – immerhin passiert es nicht alle Tage, dass solche Kaliber das schöne, aber rockmusikalisch doch unbedeutende Innsbruck beehren. An diesem Montag schien der nicht gerade als Schnäppchen zu bezeichnende Eintrittspreis von 32 Euro glücklicherweise nicht allzu viele Fans abgeschreckt zu haben, denn der Hafen war gut gefüllt, ganz im Gegensatz zum Death Angel-Gig einige Tage vorher, wo gerade 60 Anwesende einen der powervollsten Clubgigs aller Zeiten in Innsbruck bestaunen durften.
Doch bevor Ministry die Bühne betraten, galt es noch für die weitgehend vollkommen unbekannten Newcomer My Uncle the Wolf aus Brooklyn sich vor dem nicht sonderlich begeisterungsfähigen Publikum zu bewähren. Völlig zu unrecht wurde der talentierte Vierer vom Publikum total ignoriert, was nicht weiter verwundert, wenn man den Altersschnitt der Anwesenden von ca. 30 – 35 Jahren in Betracht zieht. Die kraftvolle Mischung aus Doom, Stoner Rock und Hardcore war den Ministry-Fans im Hafen wohl zu sehr Nu und wohl auch im Vergleich zu Ministry zu erdig und nicht ausreichend computerisiert. Auf jeden Fall sollte man My Uncle the Wolf noch im Auge behalten, besonders wenn man zu den schöngeistigen Individuen zählt, die sich gerne mal Kyuss, Crowbar oder Down auflegen. Nach der Umbaupause bretterten dann Ministry mit stahlhartem und glasklarem Sound furios mit "Let's Go", dem Opener des letztjährigen Abschiedsalbums "The Last Sucker" los. Showmäßig boten Ministry genau das, was die zahlreichen Fans erwartet hatten: Vor einer beeindruckenden Videoshow agierte die Band souverän, vom Publikum durch meterhohe Baustellenzäune getrennt. Mastermind Al Jourgensen besetzte erwartungsgemäß das Zentrum der Bühne, wirkte jedoch mit seinen dunklen Sonnenbrillen und nicht mehr ganz taufrischem Acting etwas verbraucht. Während des gesamten Sets bewegte er sich nicht einen Meter von seinem reich verzierten Mikroständer weg, an dem er meist wie an einem Krückstock festhielt, und war auch mit Ansagen äußerst sparsam. Weitaus agiler schienen da Bassist Tony Campos, rein optisch eine Mischung aus Kerry King und Crowbars Kirk Windstein, und die beiden Gitarristen Tommy Victor und Sin Quirin. Besonders Victor, der auch immer noch mit seiner Band Prong aktiv ist, trat mehrmals hinter dem Bauzaun hervor um mit dem Publikum Kontakt aufzunehmen. Drummer Aaron Rossi malträtierte sein Drumkit mit absoluter Präzision, Keyboarder John Bechdel hielt sich jedoch im Hintergrund. Die Setlist beschränkte sich auf die jeweils ersten vier Songs der letzten drei Alben "Houses of the Molè", "Rio Grande Blood" und des brachialen Abschiedswerkes "The Last Sucker". Somit feuerten Jourgensen und seine Mannschaft einen Kracher nach dem anderen ab, sehr zur Freude der jüngeren Fans im Saale, also diejenigen unter 30. Nach ca. 75 Minuten war dann erstmal Schluss mit Inferno. Es bedurfte jedoch nur weniger "Zugabe"-Rufe, bis die Band wieder auf die Bühne zurück kehrte und endlich auch diejenigen bediente, die Ministry wegen ihrer Hits aus den frühen 90ern so liebten. Beim folgenden Viererblock bestehend aus "So What", "N.W.O.", "Just One Fix" und "Thieves" kochte die Halle endgültig über und die begeisterten Fans rissen mehrmals die Bühnenzäune um. Nach einer weiteren Pause gönnten Mnistry dem Hafen noch eine durchaus schräge Coverversion des Louis Armstrong-Klassikers "What a Wonderful World", bevor dann nach fast 2 Stunden endgültig Schluss war. Ministry zeigten an diesem Abend, dass sie immer noch zur Speersitze des Industrial-Metal gehören und ihnen so leicht kein Newcomer das Wasser reichen kann. Trotzdem konnte der Gig nicht zu 100% überzeugen, da die Band zu wenig Material ihres sicher erfolgreichsten Albums "Psalm 69" (zum Classic) spielte, besonders schwer vermisst wurde hier der Überhit "Jesus Built My Hot Rod", für den man dann aber wohl Butthole Surfers-Sänger Gibby Haynes hätte mitbringen müssen. Für eine umfassende Werkschau war die Setlist zu wenig repräsentativ, besonders da das Frühwerk und die Phase von "Filth Pig" bis "Animositisomina" vollkommen ignoriert wurden. Es bleibt jede nfalls zu hoffen, dass Al Jourgensen seinen Hintern vielleicht doch noch für eine weitere Abschiedstour hoch bekommt, wo wir dann einen mindestens dreistündigen Querschnitt seines Schaffens mit der wohl wichtigsten Industrial-Band aller Zeiten hören werden. Playlist: 01. Let's Go 02. The Dick Song 03. Watch Yourself 04. Life is Good 05. The Last Sucker 06. No W 07. Waiting 08. Worthless 09. Wrong 10. Rio Grande Blood 11. Senor Peligro 12. LiesLiesLies 13. Khyber Pass 14. So What 15. N.W.O. 16. Just One Fix 17. Thieves 18. Wonderful World |
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