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Overkill, Heathen, Destruction
10.03.2011, Komma, Wörgl
Nach der Thrashfest – Tour (zum Live-Review), die mit Kreator, Exodus und Death Angel ja ebenfalls prominent besetzt war und allerorts volle Häuser rockte, wartete unter dem martialischen Titel „Killfest“ auch ein Thrash-Leckerbissen auf die Tiroler Fans.
Wiederum kam es zum Gipfeltreffen der Thrash-Veteranen: Für die USA gingen Overkill in den Ring, für Europa legten sich die Deutschen Destruction ins Zeug. Nachdem er bereits mit Exodus Europa bereiste, fuhr Gitarrero Lee Altus diese Tour mit seiner Stammband Heathen mit, After All rundeten den Tourtross ab. Clash of Thrash-Cultures also…mit Showdown in Tirol. Dem Veranstalter GP-Music aus Kufstein sei einmal mehr gedankt, dass die Tiroler Metalheads ein solches Killerpackage in hiesigen Gefilden mitverfolgen durften! After All Da sich mein werter Redaktionskollege Bruder Cle rechtzeitig im Auditorium befand, folgen nun Impressionen seinerseits: Zu Beginn ärgert ein leider altbekanntes Komma-Problem. Auf der Karte steht: Beginn 19:30 Uhr, doch schon um 18:45 jagt man die belgische Support-Band After All gnadenlos vor gefühlten drei Zuschauern auf die Bühne. Mehr als schade für alle, die es aufgrund von Job und Verkehr oder blindem Vertrauen in den Eindruck auf ihrer Eintrittskarte nicht rechtzeitig geschafft haben. Denn was die Jungs an superbem US-Speed/Power Metal aus dem Hut zaubern, hätte sich ein großes Publikum mehr als verdient. Mit Sammy Pelemann haben die Underground-Veteranen seit kurzem einen Sänger in ihren Reihen, der sogar Sky von Deadly Blessing Konkurrenz macht. Das Ergebnis: glasklare Sirenenvocals über die für die Band typischen wuchtigen, mal schnellen, mal vertrackten Rifflawinen. Wer das Versäumte mal kurz nachhören will klickt hier: After All-Myspace-Seite Chapeau! Ab diesem Zeitpunkt darf ich den Ball an RedStar zurückspielen, der euch über den restlichen Abend berichten wird: Heathen Nachdem ich wie so viele aufgrund der frühen Beginnzeit die schon Ewigkeiten im Musikzirkus umtriebigen, aber nie über den Status der Vor-Vorband hinausgekommenen belgischen Thrasher After All verpasste, war ich besonders gespannt auf Heathen, schließlich lag mein letztes Heathen-Konzert genau 20 Jahre zurück. Diese Vorfreude wich jedoch bald der Ernüchterung. Machen wir es kurz: Die den Bay Area Thrashern zur Verfügung stehende halbe Stunde wurde kurzum mit vier (überlangen) Songs vom tollen neuen "The Evolution of Chaos" - Album ("Dying Season", "Control By Chaos", "Arrows Of Agony" sowie dem 11 Minuten Monster "No Stone Unturned") verbraten. Ich persönlich war nicht der einzige, der einigermaßen enttäuscht war, dass kein einziger Song vom Debüt oder vom "Victims Of Deception" – Klassiker-Album gespielt wurde. Vielen der noch eher spärlicher anwesenden Fans war´s aber egal und sie feierten den wie immer agilen Showman Lee Altus und seine Mannschaft (inkl. dem mittlerweile wieder zurückgekehrte Drummer Darren Minter) kräftig ab und genossen die technischen Finessen an den Äxten (wobei die Gitarre von Axtpartner Kragen Lum im Vergleich zu der von Mastermind Lee Altus lauter und differenzierter war). Dieser unzweifelhafte musikalische Genuß stand allerdings einer energetischen, schweißtreibenden, knackig-zackigen Thrash-Show im Wege. Sänger Dave White zeigte sich gut bei Stimme (wenngleich der Soundmann am Anfang nicht gleich auf Betriebstemperatur kam), sodass nicht wenige das Ende der Show mit einem lachenden und einem weinenden Auge erlebten. Schade, zumindest ein Classic-Tune hätte die Show bereichert. Dass Heathen eine Ausnahmeband sind und seit jeher sträflich unterbewertet waren, steht außer Streit, dass überlange Thrashsongs – zumindest live - aber eher karrierehinderlich sind und sich eigentlich nur Metallica auf "Ride The Lightning" und "Master Of Puppets" leisten konnten, hat das SF-Quintett leider immer noch nicht verstanden. Destruction Die deutschen Urgesteine, die ja ebenso wie etwa Sodom Legionen von Death-, Black- und anderen Extrem-Metalbands beeinflußt hatten, enterten nach einer kurzen Umbaupause die Bühnenbretter, um die Flagge des kontinentaleuropäischen Thrashs zu hissen. Gewohnt routiniert dirigierte der etwas verkühlte Fronter Marcel „Schmier“ Schirmer seine Band durch das 50minütige Set. Dass ihm das Publikum ebenfalls aus der Hand fraß, lag nicht zuletzt am gelungenen Einstieg mit den Bandklassikern "Curse The Gods" und "Mad Butcher". Destruction machten ihre Thrash-Sache hochprofessionell, wenngleich die Bühne angesichts der Triogröße doch etwas vereinsamt wirkte, zumal Schmier aufgrund der Doppelbelastung Bass/Gesang doch ans Mikro gebunden ist und der immer hippiesker anmutende und abgemagerte Gitarrist Mike sich auf sein virtuoses Gitarrenspiel konzentrierte. Insofern machten dem Trio die beengten Bühnenverhältnisse kein Kopfzerbrechen, obwohl mit besserer Lichtshow und mehr Bewegung auf der Bühne (ein zweiter Gitarrist würde auch für mehr Gitarrenwumms sorgen!) doch etwas mehr herauszuholen wäre. Allerdings leben halt 2 Destruction – Mitglieder mit polnischem Miet-Drummer besser von der Band als 3 oder 4 Fix-Mitglieder. Der fehlende zentrale Bezugspunkt in der Bühnenmitte gab die Sicht allerdings auf den Neo-Drummer „Vaaver“ frei, der in beeindruckender Manier die Hölle aus seinem Kit prügelte (Destruction eröffnen dem Drumtier somit unfreiwillig erhöhte Aufmerksamkeit). Auch wenn die neuen Songs teilweise sehr stark (z.B. "Nailed To The Cross") sind, so mutet es doch etwas befremdlich an, wenn nur 3 Songs aus der absoluten Hochphase der Band in den 1980ern gespielt wurden. So tight und eingespielt das Trio auch zu Werke ging, mir als Old-School-Destruction-Fan war das Set dann doch etwas zu neo-lastig, andererseits muß festgehalten werden, dass das Thrash – Trio im neuen Jahrtausend weit mehr Longplayer veröffentlicht hat als in den glorreichen 80ern des vorigen Jahrhunderts und somit die Setlist eine logische Konsequenz daraus ist. Und schlussendlich galt es ja auch das neue, tolle Album "Day Of Reckoning" zu promoten. Fazit: Destruction entfesselten am heutigen Abend zwar keine Thrash-Hölle, bereiteten aber den idealen Nährboden für die Thrash-Saat, die alsbald mit Overkill aufgehen sollte. Mit dem Comeback–Brecher "The Butcher Strikes Back" gab das Trio die Bühne frei für den interkontinentalen Thrash-Wettstreit, damit die New Yorker die Ernte ihrer Bemühungen einfahren konnten. Setlist Destruction: - Curse The Gods - Mad Butcher - Armageddonizer - Tears Of Blood - Thrash Till Death - D.E.V.O.L.U.T.I.O.N. - Bestial Invasion - Soul Collector - Hate Is My Fuel - Nailed To The Cross - The Butcher Strikes Back Overkill Agierten Kreator und Exodus am Thrashfest noch einigermaßen auf gleicher Augenhöhe, so machten Overkill (nicht nur aufgrund der größeren Bühne und der massiveren Lightshow) unmißverständlich klar, warum sie die Headlinerposition am heutigen Abend besetzten. Schon als das Quintett die Bühne betrat, brandete ein Applaus auf, wie man es in dieser Intensität nur selten im Komma gewöhnt ist. Overkill wurden kurz nach 21.45 Uhr irgendwie §wie heimkehrende Söhne auf´s Herzlichste begrüßt. Mit "The Green And Black" knallten die NY–Boys den Opener vom bärenstarken Quasi-Comebackalbum "Ironbound" ins Auditorium und feuerten ohne Umschweife den Kult-Classic "Rotten To The Core" nach. Selten wurde eine Band nach nur 2 Songs derart euphorisch gefeiert und mit „Overkill, Overkill“-Sprechchören angestachelt, noch bevor die Band "Wrecking Crew" anstimmen konnte. Förmlich überrascht über die Verrücktheit des provinziellen Tiroler Bergvolks und übermannt vom akustischen Bejubelungssturm ließ sich Bobby „Blitz“ Ellsworth gar zum Lob für die anwesenden und ob der bühnentechnischen Präsenz des Quintetts perplexen Fanschar hinreißen: „It´s not The Quantity that matters, it´s all about the Quality!“ Trefflicher kann man es nicht auf den Punkt bringen! Overkill machten auch am heutigen Abend alles richtig… Die Bühne in das bandtypische Grün getaucht, flashiges Stroboskoplicht, druckvoller Thrashsound, die 500 Fans im Wörgler Komma gingen steil wie einst Luis Trenker! Der wie immer gut gelaunte, bald 51jährige Blitz zeigte sich von seinen diversen Gesundheitsproblemen bestens genesen und hatte das Publikum bestens im Griff. Auch das zweite Gründungsmitglied D.D. Verni stärkte dem grandiosen Fronter mit dem kauzigen Organ nicht nur mit seiner Präsenz, sondern auch mit Background-Shouts den Rücken und knallte dem begeisterten Publikum seinen harten, scharfen Bass-Sound vor den Latz. Dass Blitz teils von 3 Background“sängern“ unterstützt wurde, erhöhte den Druck und Spaßfaktor umso mehr. Legendär auch die eingesprungenen Gesangseinlagen von Blitz, wenn er von hinten quer über die Bühne sprintet, um seinen Einsatz am Mikro nicht zu verpassen - das ist Entertainment und beweist, dass wahre Profis auch auf beengteren Bühnen eine adäquate Show darbieten können! Auch songtechnisch ließen die Thrash-Haudegen (fast) nichts anbrennen und präsentierten eine Setlist, die nur wenig Kritik aufbranden ließ. Die wichtigen Kultklassiker (vor allem von den wegweisenden ersten beiden Alben) fanden sich ebenso im Set wie die aktuellen "Ironbound" – Kracher, von denen gleich 4 Songs (darunter auch der Killertrack "Bring Me The Night") gespielt wurden. Die fast 20jährige Durststrecke ab Anfang der Neunziger (ab "Horrorscope" von 1991) wurde konsequenterweise auch mit nur 2 Songs bedacht. Das Fehlen von "Coma", "Deny The Cross", "I Hate" oder "Thanx For Nothing" im 75minütigen Set wurde von einigen Fans zumindest im Stillen betrauert. Überhaupt war es verwunderlich, wie viele Die Hard-Fans die Band noch immer hat, die Textzeilen mitbrüllen, Gitarrenläufe nachahmen und einsatztechnisch auch bei den neueren Stücken sattelfest sind. Wie schon bei Heathen waren die Stücke des "Ironbound"-Langeisens teilweise ein wenig zu lang, was sich sofort in abebbenden Publikumsreaktionen niederschlug. Beim punkigen "Oldschool" hieß es dann endlich, Sehne zu bekennen, Blitz präsentierte dem Pubklikum seinen ausgemergelten, tätowierten Oberkörper…dass eine Blondine ohnmächtig aus dem Saal gebracht werden musste, dürfte allerdings nichts mit dieser Aktion zu tun gehabt haben…. Angefeuert von wiederholten Overkill - Sprechchören ließen sich die Ostküstenamis nach Ende des Sets schließlich nicht lange bitten und trashten das überragende "Elimination" als erste Zugabe in die begeisterte und elektrisierte Menge, dem nur noch das attitüdetriefend-plakative The Stiffs-Cover "Fuck You" eins draufzusetzen vermochte! Vereinzelte Besucherstimmen übten doch berechtigte Zweifel an der Authentizität "Bestandalter Band und Mitglieder & Songinhalt", allerdings werden diese Standards einfach von der Band erwartet und dürfen gleichsam als Anachronismus mit altersgemäßer Milde wohlwollend aufgenommen werden. Nach einigen großartigen Komma-Shows (u.a Annihilator) durften die Anwesenden (darunter eine überraschend große Innsbrucker Delegation) die erste Livebombe des noch jungen Jahres genießen. Viele der Anwesenden – sowohl Oldschool–Thrasher als auch beinharte Overkill-Fans sowie die junge Kuttenträgergarde – waren sich einig: Wer hier nicht dabei war, hat ein legendäres Komma – Konzert im Sabaton – Ausmaß verpasst! Eine tolle und energetische Liveband waren die NY-Boys ja immer schon, mit dem letzten Hammeralbum im Gepäck sollte die Band nach einer doch langen Durststrecke wieder ein Stückchen des wohlverdienten Ruhmes abbekommen. Der klare Punktsieg geht somit an die US-Bands Overkill und auch Heathen, die diesen Donnerstag zu einem wahren Thrashfeiertag machten. After All konnten aufgrund der frühen Beginnzeit nur bei wenigen Fans punkten, wohingegen Destruction sehr routiniert, aber eher unaufregend zu Werke gingen. Nicht wenigen Fans geisterte nach der geilen Headlinershow der New Yorker die Textzeile "In union we stand, As they blaze across the land!!! In union, we make a final stand..." aus der heimlichen, aber leider nicht gespielten Overkill-Bandhymne "In Union We Stand" durch den Kopf. Das war Thrash, das war eine wahnsinnig gute Liveshow, ein Konzerterlebnis, das noch lange nachwirkt und in Erinnerung bleibt! Setlist§ Overkill: - The Green And Black - Rotten To The Core - Wrecking Crew - Infectious - Bring Me The Night - Bastard Nation - Hammerhead - Ironbound - Blood Money - Endless War - Hello From The Gutter - Give A Little - Old School --- - Elimination - Fuck You Fotocredits: Darkscene c/o Andreas Rohrmoser, Dietmar Grafeneder |
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