Waren Thrash Metal Konzerte großer Namen bis vor wenigen Jahren
rare Events in unseren Breitengraden, wurde dieses Manko binnen kurzer Zeit nahezu kompensiert: alleine in der Spanne 2003 – 2006 gaben sich die plötzlich die alten Helden von
Anthrax,
Exodus,
Overkill,
Slayer und
Testament von Innsbruck bis Wörgl ein Stell Dich ein. Das nächste essentielle Puzzlestück kam wiederum aus der Bay Area, genauer gesagt aus San Fransisco, ebenso Ursprungsheimat der Big Heroes
Metallica. Die exotischen Fünf, allesamt Cousins philipinischer Abstammung, wussten im Vorfeld über die Fußball EM natürlich Bescheid, wollten deshalb oder wegen des plötzlich eintretenden, heftigen Regengusses keineswegs Trübsal blasen. Vor allem Mark Osegueda, der Dreadgelockte Sänger der Amis hatte während des Interviews einen Dauergrinser wie man ihn selten antrifft.
Bestens drauf waren sie, in exzellenter Spiellaune waren sie. Und: im einen von höchstens 70 Menschlein beseelten Auditorium waren sie. Davon ließ sich der Bay Area Pack aber keineswegs irritieren, geschweige demotivieren, agierte man doch höchst souverän, wie es für eine sattelfeste Truppe gehört. Einerseits eine tighte Coolness, andererseits der nötige Zacken Angriffslust sowie physische Fitness, was gebündelt innerhalb weniger Minuten über die Bangerschaft überschwappte. Ein beeindruckender Streifzug durch
neues und altes Material des Death Angel Backkataloges sollte es werden, beginnend mit "Lord Of Hate", dem Opener des aktuellen Albums
"Killing Season" über Dauerbrenner der Marke "Voracious Souls" gab es ordentlich einen auf die Glocke (siehe Setlist). Sänger Mark Osegueda bestach hierbei nicht nur mit obligat voluminösen Banging (seine Dreads reichen längst bis übers Hinterteil hinaus), sondern beherrschte darüber hinaus alle Vocalparts vorzüglich. Ein ähnliches Phänomen wie der ebenso drahtige Bobby „Blitz“ Ellsworth von den Eastcoast’lern
Overkill. Ob nun balladeskes ("A Room With A View"), Pure-Thrash-Attacks ("Evil") oder experimentelles aus der
"Act III" Phase ("Discontinued"), hier passte jeder Ton, wie jedes Riff sowie jeder einzelner Beat! Besonders hervor getan hat sich Klampfer Rob Cavestany an der linken Flanke, der neben seinen messerscharfen Soli auch sämtliche Vocalparts beisteuerte. Da konnte man bei den eher spärlichen Ansagen gar nicht mehr betrübt sein. Die ersten Reihen dankten es mit kampfbetontem
bangen, slammen, diven, das da war ein äußerst junges Thrashgesinde –
I say: support them! Kollege Röar und meine Wenigkeit hielten sich unterdessen im Hintergrund für ein paar Schnappschüsse und Kopfnicker, aber spätestens bei einer Oldschoolkillernummer und Erstzugabe wie "Kill As One" gab’s auch für uns absolut kein Halten mehr – was für eine Druckwelle! Der Stimmungspegel hielt konstant oben, und als der Haufen Enddreißiger die Bühne für wenige Minuten verließ, folgten prompt Zugaberufe … und ein
fulminantes Dreierpaket bestehend aus
"Kill As One"/"Seemindly Endless Time"/"Thrown To The Wolves" rundete einen wahrlichen Bombenset perfekt ab. Was mich hierbei beeindruckte, war vor allem letztgenannter Track, der live um Welten besser ankommt als auf Konserve!
Was soll man hier noch großartig verbreiten? Vielleicht, dass mich Kollege Röar aufmerksam machte, dringend Notiz von dem Mädel zu nehmen, welches plötzlich seine schönen
Augen präsentierte, nachdem der
DA’sche Hitzestau im Crash allmählich unerträglich wurde (es soll Leute geben, die solche "Offenbarungen" willkommen heißen, hehe ...), oder dass es Konzerte in solcher Pracht echt nicht alle Tage gibt und die Leute (siehe Forum) in der Tat was abergeiles verpasst haben? Das äußerst agile Bay Area Quintett dankte es nicht nur einmal dem Tiroler Publikum und machte aus einem - vermeintlich - betrübten Abend das Beste:
eine Show der Extraklasse!
Setlist:
Lord Of Hate
Evil
Buried Alive
Voracious Souls
Dethroned
Carnival Justice
The Devil Incarnate
Bored
A Room With A View
Discontinued
Sonic Beatdown
Soulless
Zugaben:
Kill As One
The Ultra-Violence (Edit) - Seemingly Endless Time
Thrown To The Wolves