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Finntroll, Samael, Rotting Christ, Metsatoll, Mercenary
11.12.2010, Kulturfabrik, Kufstein ![]()
Angesichts des Line-Ups der Winterfest Tour durfte man im Vorfeld gespannt sein, ob eine derart bunt zusammengewüfelte Mischung aus 6 Bands (von MelodicBlackDeath-, Folk-, New-, Gothicblack-, Electronic- bis Humppametal) funktionieren kann.
Bevor sich die kleine Darkscene-Delegation jedoch in den Genuß dieser "Kraut- und Rüben"-Tour begab, stand zuerst eine Stärkung auf dem Weihnachtsmarkt der tiefverschneiten Festung Kufstein (die in einem Anflug von Übereifer kurzerhand zum Veranstaltungsort für das erste Darkscene Sommer Open Air erkoren wurde ;-) ) auf dem Plan. Jedem Metalfan mit Hang zur verklärten Frostästethik dürfte im Angesicht des schneeverhangenen und mit perfekt inszenierter Beleuchtungstechnik ausgestatteten Uraltgemäuer ob der romantisch-mystischen Kitschatmosphäre das schwarze Herz aufgegangen sein. Vor dem geistigen Auge sah man vermeintlich oberkörperfreie & geschminkte Black Metal – Spießgesellen - mit Schwertern und Morgensternen bewaffnet - zwischen den Gemäuern über die schneebedeckten Flächen huschen … Nach diesem stimmungsvollen Ausflug stand uns ein Abend im Zeichen des Metals in der wie ein Ballsaal anmutenden KuFa Kufstein bevor. ![]() Nothnegal Dass die Band von den Malediven diese Tour eröffnen darf, ist wohl auf den finanziellen Support ihres Labels Season of Mist zurückzuführen. Die vier Musiker vom Tauchparadies im indischen Ozean wurden vom amerikanischen Daath-Drummer Kevin Talley verstärkt, das Keyboard des finnischen Kalmah und Poisonblack-Musikers Marco Sneck verlieh dem halbstündigen Melo-Death/Black Metal-Set der Exoten einen gewissen symphonischen Touch. Nett. Metsatöll Ebenfalls eine halbe Stunde wurde den Esten Metsatöll zugestanden. Mit ihrer Folk-Metal-Mischung aus Skyforger und Eluveitie musste das Quartett seinen Auftritt allerdings trotz massivem Flöten- und Dudelsackeinsatz vor einem fast leeren Konzertsaal absolvieren. Mittlerweile zeigte die Uhr fast 20 Uhr, für die Schilderung des Auftritts von Mercenary übergebe ich an Darkscene Tom: ...der sich an dieser Stelle gleich dafür entschuldigt, dass der folgende Bericht einer Vorband aufgrund der leidigen Erkenntnisse so ausschweifend wird.... Mercenary ![]() Bereits nach der Horrormeldung, dass Ausnahmesänger Mikel Sandagar die Band ebenso verlassen würde, wie Keyboarder Morten und Drummer Mike, verdunkelten sich jedoch die Wolken im Lager der Mercenary Fans. Die verbliebene Band kündigte an, die musikalische Ausrichtung in eine modernere, härtere und schnellere Sphäre treiben zu wollen. Leichte Ansätze davon waren ja bereits auf "Architekt Of Lies" zu entdecken, wurden aber durch den Einfluss und die Überstimme von Mikel vom Tisch gewischt und auf ein erträgliches Maß reduziert. Wohin sich der Weg des Songwritings entwickeln sollte, wurde im Laufe der heutigen Show leider deutlich. Das größte Fan-Fragezeichen vorab war aber natürlich, wie man nun diesen Frontman und seine großartigen Vocals, die der dänischen Modern Power Metal Ausnahmeband seinen Stempel so unverkennbar aufdrückten, ersetzen würde können? Wir machen es kurz: Gar nicht! ![]() Wenn wir es überspitzt ausdrücken wollten, würde ich sagen, dass wir eine Mercenary Coverband auf Metalcore erleben. Das klingt zwar mehr als drastisch, durch das Fehlen ihrer Überstimme klingen die Dänen aber völlig austauschbar. Dass eine Band wie Mercenary, deren Songs erst durch die markanten Keyboardmelodien und dichten Tastenarrangements ihr volle Wirkung entfachen, obendrein darauf verzichtet einen Live Keyboarder mit an Bord zu nehmen, ist die zweite Brachialkeule des Tages. So geht’s gar nicht meine Herren! So fehlt Mercenary jegliches Charisma und da passt es natürlich wie die Faust auf’s Auge, dass von den beiden eingangs erwähnten Gottscheiben mit "Firesoul" gerade mal ein Song den Weg in den Set findet, zumal die meisten richtigen Hits der Jungs von einem engagierten, aber stimmlich natürlich limitierten Bassisten Rene Pedersen einfach nicht standesgemäß umgesetzt werden können. Natürlich macht er seine Sache ebenso gut, wie der Rest der tight spielenden Band. Das Gefühl, dass wir hier entweder eine völlig neue, oder eine höllisch ersatzgeschwächte Mercenary B-Elf zu sehen bekommen, werde ich aber dennoch nicht los. Ich will Mercenary gar nicht absprechen, dass sie immer noch in der Lage sind geile Songs und Alben zu schaffen. Vielleicht werden sie mit ihrer moderner und härteren Ausrichtung ja sogar kommerziell erfolgreicher als bislang. Ihr Magie, ihre große Klasse und ihr ureigenes Charisma werden sie aber auf den neu eingeschlagenen Wegen und in leblosen Fußstapfen von Bands wie Soilwork, Scar Symmetry und Konsorten nicht mehr finden, denn fortan sind sie genau so austauschbar, wie viele andere ihrer Art. Ich für meinen Teil verabschiede mich mit zwei weinenden Augen von einer der besten und herausragendsten Modern Power Metal Bands der letzten Jahre und verkünde den vorläufigen Tod von Mercenary wie wir sie bislang kannten und liebten! (DarksceneTom) ![]() Rotting Christ Bereits im Vorfeld wurde kolportiert, dass die Griechen die Gewinner dieser Tour seien. Diese Einschätzung bestätigte sich auch an diesem Abend. Auf CD nicht immer erstklassig, vermochte das Hellas-Quartett live zu überzeugen. ![]() Yia Mas Hellas! ![]() Samael ![]() Setlist Samael • Intro • Under One Flag • Rebellion • Rain • Reign of Light • Black Hole • Antigod • Into the Pentagram • Jupiterian Vibe • Year Zero • Slavocracy • Sol Invictus • My Saviour ![]() Finntroll ![]() Von der doch etwas spärlichen Kulisse unbeeindruckt ließen sich die 6 Finntrolle jedoch nicht negativ beeinflussen und rockten (obwohl aufgrund der klein dimensionierten Bühne in ihrem Bewegungsradius mächtig eingeschränkt) ihr 75 Minuten-Set professionell runter. ![]() Dabei haben Finntroll heute nicht gerade den schlechtesten Tag ihrer Bandkarriere erwischt. Routiniert und nicht ohne Spielfreude zockten sie sich durch ein buntes Querschnittsprogramm über sämtliche fünf Longplayer, das mit "Midnattens Widunder" gar einen Song vom gleichnamigen Debutalbum enthielt, bevor der doch eher ernüchternde Konzertabend mit dem Humppa – Classic "Jaktens Tid" beschlossen wurde. Setlist Finntroll • Intro/Blodmarsch • Solsagan • Den Frusna Munnen • Slaget Vid Blodsälv • Skogens Hämnd • Nedgång • Ett Norrskensdåd • Nattfödd • Midnattens Widunder • Eliytres • Grottans Barn • Trollhammaren • Under Bergets Rot • Mot Skuggornas Värld • Maktens Spira --- • Dråp • Jaktens Tid ![]() Nach dem überraschenden Erfolg bei Napalm Death (280 Grindfans) in der KuFa kehrte an diesem Konzertabend Ernüchterung ein, welche allerdings nicht nur die Kopfzahl der Besucher, sondern auch deren Begeisterungsvermögen betrifft. Höchstwahrscheinlich ist aufgrund des massiven Konzertaufkommens in vergangener Zeit eine gewisse Übersättigung zu bemerken. Die doch recht kleine und auch niedrige Bühne in der KuFa vermag zwar einerseits nicht sonderlich zur ausgelassenen Riesenstimmung beizutragen, andererseits kann man eine Band vom Headlinerkaliber wie Finntroll wohl nur selten so leibhaftig und hautnah, quasi Aug-in-Aug erleben. Der Punktsieg ging heute jedenfalls an Griechenland, Minuspunkte werden für die (abwesenden) Tiroler Headbanger (samt umliegendem Grenzland) fällig. ![]() Fotocredits: Darkscene c/o Thomas Kernbichler |
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