Die meisten Leser werden sich jetzt eher langweilen. Wieso?
Phantom Spell machen auf
"Heather & Hearth" einfach genau dort weiter, wo das Debütalbum
"Immortal's Requiem" ausgeklungen war. Schlimm? Nein, ganz und gar nicht. Das Mastermind dahinter, namentlich Kyle McNeill, hat lediglich die obligatorischen Skills verfeinert und abermals alles auf die Retrokarte gesetzt. Eine willkommene Option, sich in eine märchenhafte Kulisse zu flüchten, um dem Wahnsinn etwas zu enführen zu lassen, den man täglich in den Nachrichten so nebenbei mitbekommt.
Der Rezipient muss also wieder inflationäre Vokabulare wie Proto Metal und Classic Rock zitieren, wobei es vergleichsweise mehr kompositorische Ecken und Kanten gibt. Konkreter: Mehr Progressivität, mehr Hang zur Epik. Jedoch alles schön sauber und elegant eingeflochten, wie der zwölfminütige Opener
"The Autumn Citadel" als indirekte Hommage der ewigen Legenden
Deep Purple und
Uriah Heep durchgeht. Bei
"Evil Hand" liebäugelt das Einmann-Projekt mit samtigen
Rainbow Drive inklusive Hammondorgelspektakel, während
"A Distant Shore" in seiner Verspieltheit gar
Yes- Vibes auf den Plan ruft. Das Herzstück
"Heather & Hearth" wartet als elfminütige Wundertüte am Ende der knapp vierzigminütigen Platte. Zu Beginn reichlich von Folklore und Pathos Elementen geschmückt, steigert sich das Stück im weiteren Verlauf zum einem treibend-aufreibenden Banger, wo sich Breaks und Melodien überschlagen.
Tausendsassa McNeill, der in erster Linie bei der Metal Formation
Seven Sisters zockt, wird via
"Heather & Hearth" garantiert neue Hörerschichten hinzugewinnen. Eine ausgiebig angelegte Tour, am Besten in Kooperation mit den Btüdern von
Hällas und
Wytch Hazel, wäre da sicher nicht von schlechten Eltern.