Es gibt wohl nur eine überschaubare Schar an neuzeitlichen Bands, die die Wurzeln und den Spirit des Rock ’n’ Roll derart gekonnt in die Gegenwart transportiert. Die 1994 von Ex-
Entombed Drummer Nicke Anderson gegründeten Schweden stehen für die Essenz dessen, was etwa die
Rolling Stones,
The Free,
Led Zeppelin (und wie sie noch alle heißen mögen ...) vor über fünfzig Jahren als vertonte Revolution dem Establishment vor den Latz knallten. Klar, die Zeiten haben sich mittlerweile massiv geändert, nämlich schon beinahe so, als dass rebellische Musik gewissermaßen in der Bürgermitte bzw. als Lifeestyle angekommen ist und vom ursprünglichen Dasein nur mehr als Randnotiz durchgeht.
Doch jetzt mal abgesehen von diesem geschichtlichen Exkurs der populären Musik:
The Hellacopters zeigen auf ihrem neunten Studiolongplayer einmal mehr, dass man die Ursuppe dieser Kunstform auch heute noch unbeschwert, sexy und fantastisch umsetzen kann, obschon schon soooo viel gesagt wurde in dieser scheinbar unsterblichen Kunstrichtung. Die vier Musiker aus Stockholm leben also nicht nur das Rock 'n' Roll Prinzip, sie können auch richtig packende Songs schreiben, die den Swing, die Attitüde und die Leidenschaft wundervoll auf den berüchtigten Punkt bringen. Dazu gehören natürlich auch mehrstimmige Backgroundchöre, Percussions, Hammondorgel, Röhrenverstärker-Sounds und ein Frontman, der gleichermaßen Sanftheit in seinem ansonsten rauen Timbre zum Ausdruck bringt. Bandboss/Sänger/Gitarrist Nicke erinnert mich immer wieder an eine getarnte Mischung aus Blacky Lawless und Kevin Mark DuBrow.
Dem starken Vorgänger
"Eyes Of Oblivion" steht meiner Meinung nach
"Overdriver" in nichts nach. Das aktuelle Gute-Laune-Werk untermauert dafür umso mehr, dass man mit und neben
Gluecifer,
Turbonegro und
The Backyard Babies im nordischen Glam/Sleaze/Rock'n'Roll Genre die Nase vorne hat. Wie also schon so oft bei
The Hellacopters: sehr geschmeidig und schmissig, was am Ende steht!