Wie so oft stößt man durch Zufall auf vermeintlich unscheinbare Perlen, die über ein paar Ecken eine Verbindung zu einer deutlich namhafteren Band aufweisen. Das ist in diesem Fall
Leprous, die mittlerweile äußerst renommierte Progressive Rock Band aus Norwegen. Deren Drummer Baard Kolstad hat 2010 ein zweites künstlerisches Standbein namens
Rendezvous Point aus der Taufe gehoben. Mit dem kürzlich erschienen Drittwerk will man sein Standing nicht nur bestätigen, sondern auch weitere Hörerkeise erreichen.
Dabei sind die fünf Musiker gar nicht so leicht an einer einzigen Schublade festzumachen. Denn einerseits frönen sie den konventionellen Klängen à la
Dream Theater, andererseits sind - salopp gesagt - "juvenile" Einflüsse aus der
Haken/
Caligula's Horse Nische im Sound der Skandinavier enttarnbar. Und natürlich auch noch die eigenen Merkmale der Hausband, also wiederum
Leprous. Das fragile Timbre von Geirmund Hansen bringt zudem ein weiteres Charakteristikum mit sich, welches durchaus an Matthew Bellamy von
Muse denken lässt. Die Keyboard-dominierten Tracks bieten viel Raum und Kontrast, sozusagen einiges an Laut/Leise-Dynamik, weshalb die Scheibe
"Dream Chaser" nicht unspannende Momente in petto hat. So ist der fulminante Opener
"Don't Look Up" eine pralle Visitenkarte moderner Klangkunst und eine Steilvorlage für das dramatisch inszenierte
"Oslo Syndrome", oder später auch für meinen Favoriten
"Fireflies", dessen prickelnde Stimmung man erst so hinkriegen muss.
Selbst wenn hinten raus das hohe Level nicht mehr ganz gehalten werden kann, vielleicht da und dort ein Solo obendrein nicht geschadet hätte und 37 Minuten Laufzeit eher bescheiden sind:
"Dream Chaser" hat mein Interesse für diese Combo wahrlich geweckt.