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8.5
Ich sag es offen heraus: Im Vorfeld zu "Long Night's Journey Into Day" von 2018 störte mich bereits die Ankündigung, dass FW Goldkehlchen Ray Alder bei Redemption ausgetreten sei, dafür Evergrey's Tom Englund gepflückt wurde. Nicht dass ich was gegen die Personalie Englund einzuwenden hatte, gewiss nicht. Evergrey sollten einfach nur Evergrey bleiben. Mein eigenes Problem? Vermutlich, mir geht es oft um Wahrung der ursprünglichen Identität, diese wurde über Jahre von Alder bei Redemption massiv geprägt. Der Turnaround folgte für mich erst Monate später, nämlich, als ich mir diesen Langdreher genauer anhörte: plötzlich entwickelte er sich zur geilsten Scheibe seit "Snowfall On Judgement Day" (2009) - speziell die erste Albumhälfte sprengt nahezu alle Superlativen. Vom drückenden Schuh war auf einmal nichts mehr zu spüren.
Einer der Gründe, weshalb diese Silberscheibe dann so steil ging, waren bzw. sind die atemberaubenden Duelle zwischen Ex-Megadeth Gitarrero Chris Poland und Simeone Mulorani (Dgm). Zwar konnte Poland für "I Am The Storm" nicht mehr angelockt werden, der Italiener hingegen wurde für die Leadgitarren sowie für Mix/Mastering erfolgreich rekrutiert. Bandboss Nick van Dyk konzentrierte sich indes voll auf die Basisriffs, während den Großteil der Keyboards Vikam Shankar übernahm. Bernie Versailles, der gesundheitlich bedingt länger zu einer Pause verdonnert ist, scheint im Line-up zwar auf, war im Songwriting Prozess allerdings nicht beteiligt. Doch kurz zurück zu Poland - immerhin ist beim Vinyl-Bonustrack "The Pearl Clutchers" ein Solo von ihm zu hören. Und auch beim besten Willen, Evergrey und Redemption separiert zu sehen, will mir selbiges nicht gelingen. Bereits beim Opener "I Am The Storm" vernehme ich Englund's Stammband durch alle Poren, damit meine ich auch das Instrumentale - aber mein Gott, es soll schlimmeres geben. Beim anschließenden "Seven Minutes From Sunset" folgt eine stilistische Kurskorrektur: gestufter Songaufbau, dezente Chöre und Hooklines, wie man es nur von diesen ausgekochten Kerlen kennt. Richtig zur Sache geht es allerdings ab Track 3, namentlich "Remember The Dawn", verdichten sich hier doch die prickelnden Momente der beiden Vorgängerwerke; und nein, kein wildes Gefrickel ist gemeint, sondern die zunehmende Dramatik, die auf "I Am The Storm" quasi überfällig scheint. Taktisch klug gesetzt die anschließende, zeitgemäß designte Ballade "The Emotional Depiction Of Light", bei der man dem Schwedischen Sänger jedes einzelne Wort abkauft - ergreifend, sanftmütig, erhellend; bzw. in sentimentalen Sphären, in denen für normal Kaperzunder wie Journey und Co. residieren. Das straight-griffige "Resilience" hält sich in Sachen Prog-Hammerwerfen recht bedeckt, bei "Action At The Distance" locken Redemption die Hörerschaft hingegen schon deutlich mehr aus der Reserve - aber bitte, was für ein Sahnechorus ist denn das? In diesen vierzehn Minuten pirschen sich die Meister der makellosen Feintechnik gar in ekstatische Regionen vor. Dementsprechend Kontrast bietet nach dieser Achterbahnfahrt das gelungene Genesis Cover "Turn It On Again" (2018 versuchte man sich gar an U2s "New Year's Day", nur zur Erinnerung!). Das Finale "All This Time (And Not Enough") schlägt dann mit über zwölf Minuten Laufzeit wieder in ähnliche Gefilde wie das soeben umjubelte "Action In The Distance" - stark, wenngleich nicht derart ergreifend. "I Am The Storm" zeigt seine wahre Pracht erst nach zögerlichem Beginn, dann, ja dann geht die Post so richtig ab. Die Mischung aus den vertrauten Ingredienzien stimmt, sprich, die Eingängigkeit wurde nicht dem Frickelwahn geopfert, Stichwort Balance im Prog-Universum. Und ja, ich stehe dazu: Ray Alder bleibt unersetzlich, egal - Tom Englund erledigt seine Aufgabe einmal mehr souverän. Am Ende kommt der Longplayer nicht ganz an das berauschende "Long Night's Journey Into Day" ran, reiht sich aber nahtlos in das gepflegte Œuvre der Erlöser ein. Doch wer weiß, ob sich nicht wieder meine Meinung nach einer gewissen Zeitspanne ändert!? Trackliste
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Reviews
11.03.2016: The Art Of Loss (Review)13.10.2011: This Mortal Coil (Review) 14.10.2009: Snowfall On Judgement Day (Review) 10.03.2009: Frozen In The Moment - Live In Atlanta (Review) 18.04.2007: The Origins Of Ruin (Review) 09.08.2005: The Fullness Of Time (Review) News
27.02.2023: Zeigen "Remember The Dawn" Clip14.12.2022: "I Am The Storm" Titeltrack im Lyric-Clip 19.05.2018: Streamen ersten Song feat. Tom Englund 12.09.2017: Tom Englund ersetzt Ray Alder 19.02.2016: Toller Clip zu "The Art Of Loss". 01.02.2016: Lyric-Clip mit Marty Friedman an der Gitarre! 14.01.2016: Lyric-Video mit Marty Friedman und Albuminfos! 23.07.2015: Unterzeichnen bei MEtal Blade. Neues Album. 08.09.2011: Erster neuer Song der Prog Genies online. 25.07.2011: "This Mortal Coil" erscheint im September. 09.07.2011: "This Mortal Coil" ist im Kasten. 09.03.2011: Neues Album und einige Europa Shows! 10.02.2011: Erste Songtitel stehen, VÖ noch heuer 12.04.2010: Europa Tour auf unbestimmt verschoben. 22.08.2009: Erster Song zu "Snowfall On Judgement Day". 29.06.2009: "Snowfall On Judgment Day" Trailer online. 04.02.2009: "Frozen In The Moment" DVD im Anmarsch 14.01.2009: Erster DVD Release in den Startlöchern Interviews
03.05.2016: Die Kunst zu überleben! |
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