Ellefson & Soto? Las sich zunächst so, als würden sich Venus und Pluto in einem Fastfood Restaurant außerhalb unseres Sonnensystems eher zufällig treffen. Aber mach mal halblang, du vorverurteilendes Miststück: Jeff Scott Soto zeigte über die letzten Jahre tendenziell auf, dass er nicht nur Hardrock kann. Mit seinem Soloprojekt – schlicht
Soto – und mit der Supergroup
Sons Of Apollo, unterstrich er eindrucksvoll, wonach auch Heavy und Prog Metal in seiner stimmlichen Gunst liegen, lediglich eine Schippe aggressiver und rauer klingt der New Yorker dafür.
Aber ganz ehrlich, was soll bei diesem ruhelosen Goldkehlchen nicht funktionieren? Apropos: Mittlerweile gehen über 60 Tonträger auf dessen Konto, denen er seine soulige Stimme verlieh. Wühlt man in den grauen Vorzeiten des Endfünfzigers herum, werden sehr wohl härtere Arbeitgeber à la Malmsteen oder A.R.P. wieder in Erinnerung gerufen; Bassist Dave Ellefson indes, der von seinem Ex-Boss Mustaine und von
Megadeth generell die Schnauze voll hat, ist offensichtlich ganz im Hier und Jetzt angekommen und kanalisiert seine Energie und Kreativität lieber woanders.
Während der Opener/Titeltrack/Videovorbote als lupenreiner Powermetal samt Thrashvibes die Membrane zum Beben bringt, zeigen die nachfolgenden Lieder immer wieder andere Gesichter, weswegen das Album ein breites Spektrum an Stilen aufweist. Ein gelegentlich im Hardrock abgesetztes Bein sollte den Hörer also nicht groß irritieren:
"Like A Bullet" könnte gut und gerne ein
Talisman Ableger sein, das groovige
"Lone Star" ebenso.
"The Revolution" ist wegen seiner überschwänglichen Harmonyleads und Break-Kultur so etwas wie der Maiden-Song des Chefduos – ehrlich gesagt: auch dieses Vorhaben geht vollends auf! Die beiden Speed-lastigen
"Live To Die Another Day" und
"Sharpen The Sword" hätte man nach dem überfallsartigen Einstieg wohl als nächstes erwartet, wurden jedoch strategisch klug etwas nach hinten positioniert. Die Flöteneinsätze in
"Rise To Win" (ok, nur ein Bonustrack) sind im Weiteren etwas gewagt, doch fällt das nicht ins Gewicht, denn das atmosphärisch/epische
"The Reason" überstrahlt hier quasi alles.
"Vacation In The Underworld" ist für mich klar eine DER Überraschungen des auslaufenden Jahres - weil, wie schon angedeutet, diese zwei Herrschaften einen sehr differenzierten Background in ihrer künstlerischen Vita vorweisen. Dem nicht genug, hätte die Geburt des ersten Babys kaum besser über die Bühne gehen können. Keineswegs unter den Tisch kehren sollten wir am Ende der düsteren Reise den Beitrag der weniger bekannten Mi(e)tmusiker Paolo Caridi (drums) und Andrea Martongelli (guitar) bleiben - frisch importiertes Legionärsblut direkt aus Italien, wenn man so will. Ohne deren Riffs und Beats wäre
"Vacation In The Underworld" vielleicht nicht so packend ausgefallen!