Ein erhaben geflochtenes US Melodic Metal Album, welches sämtliche Charakteristika innehält, gleichzeitig nicht zu aufdringlich wirkt, und dennoch im Hörzentrum deutliche Spuren hinterlässt: diesen kunstvollen Spagat schaffen die neu formierten
Icarus Witch 2019 fast mühelos. Ansätze von Staunen waren zumindest bei mir eingetreten, als ich das erste Mal den cremig arrangierten Titeltrack vernahm. Keine Frage: Da musste ich tiefer in die Materie hinein schnüffeln …
Die Zwangspause von sechseinhalb Jahren (
"Rise") hat dem Trio aus Pittsburgh/Pennsylvania sichtlich gut getan, denn so erfrischend, ausgefeilt und souverän klangen
Icarus Witch zuvor nur selten. Zwar werden von den Herren Schreiberkollegen immer wieder
Dokken als Referenz genannt, doch würde ich mehr
Fifth Angel oder
Queensryche ins Spiel bringen, was nicht zuletzt daher rührt, dass mit dem Engagement von Andrew D‘ Cagna am Mikro ein exzellenter Transfer gelungen ist. Seine hohe und markante Stimmfarbe vervollständigt das Gesamtpaket geradezu wie ein Gemälde. Die Hooklines wirken sattelfester als bei den früheren Alben, und die Sahneproduktion, für welche man die Herren Neil Kernon (
Kansas,
Nevermore u.v.a) und Erik Martensson (
H.e.a.t.,
Eclipse) zu Rate zog, markiert ebenso einen deutlichen Sprung nach vorne.
Weitere Highlights? Sicherlich das opulent aufgebaute und mit Traummelodien versehene Instrumental
"The Flood", das stampfende
"Through Your Eyes", sowie die Ballade
"Antivenom" (feat. Katharine Blake). Fazit: Ein durchgehend gelungenes Werk der Amis, welches man sogar als Undercover-Metal-Cop der neuen Sabaton vorziehen sollte. Guten Gewissens natürlich.