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10.0
Es gibt Bands, da versucht man besser erst gar nicht eine professionelle Distanz zu wahren, weil man sie einfach schon zu lange und zu gut kennt. Weil man schon in den Achtzigern Briefkontakt hatte, nachdem man das erste Demo beim Sänger bestellt hat. Weil man für eine Show dieser Band seine erste Auslandskonzertreise auf sich genommen hat (wenn auch nur nach Basel) und weil man über 20 Jahre später mit der (Chaos-)Truppe auf Griechenlandtour war. Mayfair haben mich einen Großteil meines Lebens begleitet und mit ihrer Musik ein bisschen den Soundtrack meines Lebens geschrieben. Trotz dieser Vertrautheit haben Mario (Voc) und Rene (Git) mich auch schon des Öfteren nachhaltig verstört, sei es damals mit ihrem dritten Album "Fastest Trip To Cyber-Town" und dem anschließenden Spilt oder bei ihrem ersten Auftritt mit dem neuen Material letztes Jahr in Frankfurt, welches mich zunächst fassungslos zurückließ. Schon beim nächsten Gig in Mannheim gingen mir die neuen Songs aber plötzlich nicht mehr aus dem Kopf und auch nicht mehr aus dem Herzen.
Dementsprechend aufgewühlt war ich, als ich "Frevel" zum ersten Mal am Stück hören durfte und selbst jetzt, nach dem x-ten Durchlauf macht mich dieses Album völlig wuschig. Natürlich liebe ich ihr Frühwerk mit "Behind" und "Die Flucht" immer noch abgöttisch und auch die beiden Werke nach dem Comeback sind einfach großartig, aber ich denke, man kann mit Fug und Recht behaupten, dass "Frevel" das intensivste Album ist, welches die Vorarlberger je geschrieben und produziert haben. Woran kann das liegen? Vielleicht, weil die elf Tracks in nur drei Tagen live eingespielt wurden. Vielleicht, weil man wieder mit Ex-Drummer und Ur-Mitglied Little, in dessen Studio aufgenommen hat. Vielleicht, weil der neue Bassist Medi Mayer, die Chemie innerhalb der Band ein wenig verändert hat und mit Drummer Jolly perfekt harmoniert. Oder vielleicht, weil Mario sich mittlerweile komplett in seiner Muttersprache artikuliert und dadurch seine Gedanken und Emotionen noch intensiver kommunizieren kann. Egal. Tatsache ist, dass Songs wie ‚Hinter dem Leben‘, ‚Himmel in Gefahr‘ oder das Quasi-Titelstück ‚Atme (Frevel)‘ mich so tief berühren als seien sie Teil meiner eigenen DNA. Solche Momente, in denen Musik und Text Bilder im Kopf erzeugen und mit der eigenen Gefühlswelt verschmelzen, sind heutzutage viel zu selten geworden. Dabei ist dies doch eigentlich der Grund dafür, warum Musik für mich - für uns - nicht nur ein Hobby, sondern vielmehr Lebenselixier ist. Da spielt die Frage nach dem Genre doch auch keine Rolle mehr, oder? Nein, das hier ist kein Metal und auch kein Prog. Natürlich könnten ‚Phosphor‘ oder die mittlerweile obligatorische Abschlussballade ‚Das Ufer hat Zeit‘ zu Radiohits avancieren. Doch das wird wahrscheinlich, wie schon bei ‚Drei Jahre Zurück‘ oder ‚Andermal‘, nicht passieren. Denn die Feldkircher sind einfach zu intelligent und rebellisch für die Masse. So hat man sich mit dem Vorab-Song ‚Ungetaktet‘ in konservativen Kreisen bereits durch dessen offene politische Message gegen Rechts unbeliebt gemacht. Abgehnummern wie ‚Evil Christine‘ oder ‚Annelise‘ wirken vielleicht an der Oberfläche (Bier-)launig, erweisen sich jedoch bei genauerer Betrachtung als bitterböse Abrechnungen mit der Gesellschaft. Und so wird "Frevel" wohl erneut nur die kleine aber feine Fangemeinde der Österreicher verzücken und hoffentlich noch ein paar neue Anhänger hinzu gewinnen. Das Album wird am 14. Juni bei Pure Steel erscheinen und ist bereits ab dem 31. Mai bei der Band selbst erhältlich: https://www.mayfairbrigade.com/shop/. Wer das verpasst, dem ist nicht mehr zu helfen, denn "was hier jetzt geschieht, bleibt für die Ewigkeit" (Zitat aus ‚Hinter dem Leben‘). Trackliste
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Reviews
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