Wenn in meinem beschaulichen Zuhause mal wieder eine Achtziger Teutonen-Metal-Schlacht angesagt ist, wandern fast immer auch die beiden
Avenger Scheiben auf den Plattenteller. Zu sehr haben mich die Alben, vor allem das 85er
"Prayer‘s of Steel" mitgerissen. Die Geschichte von Avenger ist bekannt. Aus
Avenger (weil es mehrere Bands mit dem gleichen Namen gab) wurden
Rage, aus
Rage entstand das
Lingua Mortis Orchestra und eigentlich hätten sich Peavey und Co. nach 2000 und vor allem dem Einstieg von
Viktor Smolski, umbenennen müssen. Zu wenig erinnerte noch an die klassischen
Rage /
Avenger aus den 80er und 90er. Keine Riffgewitter, keine melodischen, einfach gestrickten Speedmetal Songs und vor allem…..Peavey hat versucht zu singen. Natürlich war er noch nie ein besonders begnadeter Sänger, allerdings hat man diese kindlich naiven
"Gesangsversuche" als ein Marken- und Erkennungszeichen von
Rage hinlänglich akzeptiert und wurde von vielen Fans geliebt.
Dass Peavey vor einiger Zeit einen Schlussstrich unter die Ära Smolski und den experimentellen, progressiven Stilwechsel gezogen hat, ist hinlänglich bekannt. Kam er doch mit zwei sehr überraschend starken und ehrlichen
Rage Alben zurück und hat einiges an verlorenem Boden gutmachen können. Da waren sie plötzlich wieder, die alten
Rage, mit Spielfreude, Speed und schnörkellosen Songs.
Aber damit nicht genug. Es scheint, als wären alle Ketten gerissen und Peavey zu neuer Lebensenergie erwacht. Hat er doch, nach einigen
Refuge Konzerten, benannt nach einem alten
Rage Song, seine beiden alten Weggefährten aus der wohl erfolgreichsten Bandphase Mitte der 90er wieder um sich geschart. Manni Schmidt und Chris Efthimiadis wollen es zusammen mit Peavey noch mal wissen und hauen mal so nebenbei ein in allen Belangen, Old School
Rage Album aus dem Proberaum raus aufs innerdeutsche metallische Schlachtfeld.
Dieses Album klingt irgendwie wie das nie veröffentlichte Album zwischen "Trapped" und "The Missing Link". Keine großartigen Experimente und Versuche irgendwie modern und neumodisch zu klingen sondern einfach ein Album, wie es Rage in den beschriebenen glorreichen und erfolgreichen 90er Jahren im Zweijahresabstand meist mühelos gelang.
Es ist mühselig, darüber zu spekulieren, was es nun eigentlich damit auf sich hat, neben
Rage nun auch noch quasi
"Rage II" oder
"The Original Rage" auf den Markt zu werfen. Wenn man sich aber
"Solitary Men" anhört, wird einem sofort klar, hier wollen drei Kumpels wieder gemeinsam Musik machen, die alte Zeit, wenigstens ein wenig nochmal heraufbeschwören und zeigen, dass man es nach wie vor kann. Und ja, sie können es. Absolut. Zwar fehlt mir persönlich noch die ein oder andere Speedgranate vergangener Zeiten mehr (wie z.b.
"From The Ashes"), die meisten Songs sind eher im Midtempo gehalten, haben aber ein durchweg hohes Niveau und verzücken mit tollen Melodien und Refrains. Selbst Peavey‘s Gesang finde ich persönlich dieses mal sogar nicht sonderlich „störend“, er trägt sogar zu dem unweigerlich vorhanden Charme des Albums bei.
Eine schöne fette und erdige Produktion gibt dem ganzen noch eine besondere Note und verstärkt dieses „Back To The Roots“ Gefühl um einiges mehr.
Wer
Rage zu
"Trapped" Zeiten mochte und diesen hinterher trauert, Peaveys Organ liebt (solche Menschen soll es ja wirklich geben) und auf deutschen "Ruhrgebiets Metal" steht, der MUSS hier zugreifen.