Mit
"Twelve Bells" legt Rob Thorne dreißig Jahre nach dem Debüt "A Crystal Vison" den achten Longplayer seiner Band
Sacred Oath vor. Selbstredend hat sich nicht nur die Welt, sondern auch der Bandsound in den vergangenen drei Dekaden verändert. Schon das letzte Album
"Ravensong" hatte mit dem Frühwerk der Truppe nicht mehr viel gemein und auch
"Twelve Bells" klingt wie Metal anno 2017 und nicht wie 1987. Schon der Opener 'New Religion' weist den Weg: Nach einem klassischen Gitarrenintro in der Tradition von
Priest's 'Electric Eye' geht es rhythmisch recht groovy zur Sache. Während das Solo im Mittelteil pure NWoBHM-Sahne darstellt, klingt der Refrain modern und catchy.
Judas Priest meets Avenged Sevenfold, wenn man so will. Gleichzeitig geht Rob kompositorisch wieder ein wenig in Richtung der Göttergaben
"Sacred Oath" und
"World On Fire": Alleine die beiden Halbballaden 'Never And Forevermore' und 'The Last Words', das
"Twelve Bells" sinnigerweise beschließt, rechtfertigen den Kauf dieses Drehers: Tolle Spannungsbögen, gefühlvoller Gesang und eine fantastische Gitarrenarbeit. Mit Bill Smith scheint Mister Thorne wieder einen kongenialen Partner für seine zweistimmigen Melodien und Soli gefunden zu haben. Und Basser Brendan Kelleher, der auch bereits auf
"Ravensong" am Start war, versteht sich bestens mit Urdrummer Kenny Evans. Die personelle Frischzellenkur hat
Sacred Oath merklich gut getan, denn jede der sechzig Spielminuten versprüht eine riesige Spielfreude und sorgt insgesamt für eine Stunde Hörgenuss.
Wenn man sich damit abgefunden hat, dass
Sacred Oath nicht mehr so klingt wie vor dreißig Jahren und man kein
"A Crystal Vision"-Teil 2 erwartet, gehen einem Songs wie 'Demon Ize', 'Well Of Souls' oder 'Eat The Young' runter wie Öl. Gerade letztgenannter Track dürfte Traditionalisten durch Robs experimentelle Vocals etwas verschrecken. Ich finde es klasse, wie er seine Gesangstechnik weiterentwickelt hat und wie er nicht krampfhaft versucht, die hohen Schreie seiner Jugend zu reproduzieren. Apropos Produzieren: Der Sound aus dem hauseigenen Studio und das Cover sind auch wieder vom Feinsten. Insgesamt also neun mutige Punkte für einen mutigen Mann und seine Mitstreiter.