Wer bei progressiver Musik aus Italien als erstes an zweitklassige
Dream Theater-Klons denkt, wird neuerdings eines Besseren belehrt. Nicht nur die göttlichen
Memento Waltz, sondern auch
Kingcrow, die ich vom Prog-Power-Europe-Festival kenne, und
Destrage, die ich letztes Jahr beim Euroblast-Festival live erleben durfte, sind gute Beispiele für eine
Generation selbstbewusster und vor allem fähiger Frickelcombos aus bella Italia. Die Mailänder von
Diffracture sind am ehesten mit
Destrage vergleichbar, auch wenn sie noch weit von deren irren Kapriolen entfernt sind. Vielmehr wird auf
"Oneiros" recht konventioneller Djent geboten, dem man nicht unbedingt anhört, dass Ralph Salati von
Destrage seine Finger im Spiel und vor allem an den Reglern hatte. Wie bei ihren großen Vorbildern von
Meshuggah,
Monuments oder
Tesseract bestimmen Stakkatoriffs und Breakdowns den Sound von
Diffracture. Sänger Alessandro Maffezzoni wechselt - ebenfalls genreüblich - zwischen recht harmonischem Klargesang und ruppigem Gebrüll hin und her. Im Westen also nicht viel Neues, aber dafür ist die Chose sauber gespielt und produziert. Auch wenn ich mir aus dieser Sparte normalerweise Vorreiterbands wie
Protest The Hero gebe, wenn ich mal in der Stimmung bin, sind diese Jungs hier sicher eine willkommene Alternative, vor allem wenn sie - wie bei
"Continental Drift" oder
"Of Steam And Coal" - zwischendurch mal vom Gas gehen. Vielleicht hätte es für den Anfang auch eine EP getan, zumal der Song
"Sky Burial" auf drei Tracks gestreckt wurde und die Spielzeit insgesamt gerade mal 40 Minuten beträgt. Andererseits muss bei dieser Art von Musik auch kein achtzigminütiges Konzeptalbum her. Wer würde das nervlich durchstehen?
Insgesamt ein ordentlicher Einstand dieser Jungspunde, der in Zukunft noch steigerungsfähig sein sollte.