Der "trendy" Doom Metal im Jahre 2016: eine Gruppe aus 4 Bärtigen setzt sich zusammen und nimmt 5 Songs zu je etwa 12 Minuten auf, produziert den Bass etwas in den Vordergrund, weiß nicht, ob sie mehr wie
Reverend Bizarre oder wie frühe
Black Sabbath klingen möchte und ist dann spätestens ab dem zweiten Album entweder ein "Retro"-Ding (wobei "früher" nie etwas so klang) oder "Eliten"-Doom, den es wie Sand am Meer gibt. Da lobt man sich doch Bands wie
Monolith (ja, die Namensgebung ist extrem unglücklich, da weit über das Genre hinaus gefühlt jede zweite Band so heißt), die ihr eigenes Ding durchzuziehen wissen.
Um es gleich wieder zu relativieren: "Eigenes" heißt in diesem Fall, dass bekannte Zutaten in einer neuen Kombination zusammengemischt werden. Die Herren um Ralf Brummerloh
spielen eine Symbiose aus psychedelischen Black Sabbath, böswilligen Krautrock-Truppen und einem langsam umherrollendem Relaxo. Der genannte Frontmann-, Gitarrist-und Sänger klingt dabei so sehr nach
Ozzy Osbourne, dass
Count Raven sich gerne nochmal vergewissern würden, ob ihr hauseigener Klon nicht doch zu einer anderen Band übergelaufen ist. Copy-Charme, ja, aber das ist schließlich auch Charme.
Der einleitende Titeltrack mit seinen tricky Pausen vor den Strophen steht sinnbildlich für alle 8 Tracks: Das Grundschema variiert nicht groß, aber es gibt eine Vielzahl effektiver Einwerfsel, die die 3-7 Minuten nie langweilig werden lassen. Löblich, dass die Lieder zeitig ins Ziel gehen; gerade, wenn man das Gefühl bekommt, jetzt alles gesagt bekommen zu haben, ist die Klappe auch zu. Die Produktion ist, wie erwartet, erdig und schielt ein wenig mehr in Richtung Stoner als traditionellem Doom; passend ist es allemal. Locker, doch schwere Riffs wie in "Standing Tall" verlangen nun mal danach.
"Regulär" wird dagegen nie gespielt. Gerade, wenn man zu Beginn von "High Horse" das Gefühl bekommt, dass
Monolith auf die Überholspur gehen wollen, nimmt das deutsche Quartett auch wieder das Tempo 'raus, um dann zu den Soli wieder zu erhöhen. Auch die musikalische Untermalung staubiger US-Südstaaten-Highways gibt es mit "Moonshine Medication" zu hören. Schiefer Gesang gallore, aber noch während des Hörens weiß man: "Das geht nur so!"
Psychedelischer wird es bei "Lies & Deceit" und vor allem "Tide", während der Abschluss "Blackbird" gar auf Country-Roots schließen lässt.
"Mountain" geht locker und mindestens als deutsche Doom-Überraschung des Jahres durch und ist Balsam auf die Seelen derer, die im besagten Genre aktuell eine Stagnation feststellen. Für den kleinen Trip durch die 70er und den eigenen Verstand gibt es eine ausdrückliche Kaufempfehlung. Irgendetwas lässt erahnen, dass die Truppe gerade erst begonnen hat.