Wirft man die Worte "Schweden", "Prog Rock", "King Crimson", "Mellotron" und "Retro-Bart" in eine Schüssel, so erhält man
Anekdoten. Bereits seit Beginn der '90er aktiv, veröffentlichte die Band nach ihrer King Edward-Phase sechs Alben und präsentiert nun mit
"Until All The Ghosts Are Gone" das siebte Werk und zeigt sich dabei eingespielt wie eh und je, facht dabei aber die ewige Diskussion um die Richtigkeit des Begriffes des Progressivismus an, denn die Zutaten sind... nun, "bewährt" wäre die freundliche Beschreibung, "ausgelutscht" die leider treffendere.
Sechs Lieder zu etwas über einer Dreiviertelstunde gibt es zu hören, beginnend mit dem längsten Stück, "Shooting Star", das in den gut zehn Minuten alles auf den Punkt bringt, was die Band seit jeher zu sagen hatte.
King Crimson-Tribut pur, wobei natürlich auch Namen wie
Van Der Graaf Generator und
Moody Blues nicht fehlen dürften; dabei aber immer mit Gesang und Mellotron im Vordergrund. Also durchaus verwunderlich, dass das Quartett noch nicht seinen Weg zu
"Rise Above"-Records oder anderen Hipster-Schuppen gefunden hat. Das grässliche Album-Cover würde passen.
Hätte man aus dem Opener und dem majestätischen "Our Days Are Numbered" eine EP gemacht, könnte man aus dem Häuschen sein, doch zwischendrin befindet sich eine Zeitschleife, die aus einer halben Stunde etwa zwei Stunden macht. Nein, ganz so brutal ist es nicht, schon gar nicht, wenn man mit dem Sound der Band noch nicht vertraut ist und erst recht nicht, wenn man die Vorreiter des Prog Rock-Genres nicht bereits intus hat, aber Anekdoten sind wohl nicht bekannt genug, um der Einstieg zu sein. Sprich: Gut gemacht, alles; die Gitarre, der Bass, der Gesang; nichts würde internationalen Standards nicht standhalten. Für das soundtechnische Ziel der Band ist das Ganze auch noch sehr gut abgemischt. Das reicht nur leider nicht.
"Until All The Ghosts Are Gone" ist langweilig. Das klingt schlimmer, als es letztlich ist, nur ist das Genre komplett überfüllt und hat mehr als genug wirklich progressive Hoffnungen am Horizont. Wer auf dicke Mellotron-Orgien steht, die Band ohnehin gnadenlos abfeiert (ja, Anekdoten haben eine knallharte Fanbase!), "In The Court Of The Crimson King" als tollstes Stück der Welt sieht und nicht genug Retro in seiner Sammlung haben kann, addiert ohne schlechtes Gewissen bis zu 2 Punkte auf; der Rest hört zumindest Probe.