Mit dieser Rezension zu warten, war definitiv eine gute Idee.
Iron Kobra - alles an dieser Band schreit Heavy Metal in prähistorischer Form. Der Bandname, die mächtigen Albumcover am Rand zum Sarkasmus und -natürlich - die Musik. Das wäre im Normalfall etwas, was man als halbwegs gesättigter Musikkonsument nach einem mal hören nicht noch einmal einlegt. So wie
Enforcer,
Vanderbuyst,
Evil Invaders und Ähnliche. Doch hier kommt der entscheidende Punkt:
Iron Kobras Drittling
"Might & Magic" hat eine unerwartete Langzeitwirkung und diese hat ihre Gründe.
9 Lieder, wahrhaftiges Intro inklusive, zu insgesamt 37 Minuten erwarten den Hörer hinter dem wunderbaren Kull der Eroberer-Gedächtnis-Cover und die Formel ist eigentlich schnell gerechnet: Heavy Metal mit Speed-Anleihen, aber mit einer großen Portion "gewisses Etwas". Woran kann es liegen? An der enorm authentischen, angenehmen Produktion? An den hochprofessionell gezockten Läufen, dem wirklich sehr guten Gesang? Vielleicht auch daran, dass ein Quartett aus Gelsenkirchen Eier beweist, an denen Joey DeMaio und seine Epigonen mal intensiv lutschen sollten?
Manowar sind dabei sicher auch eine Referenz; das Intro "Words Of Wisdom" könnte noch direkt aus dem Selbstverständnis der Jahre 1982-1984 stammen, während schon "Tomb Of The Stygian King" einen Einstieg im Stile frühester Omen bietet. "Fire!" dagegen schielt etwas mehr in Richtung der NWoBHM und klingt wie der akustische Friedensvertrag zwischen
Iron Maiden und
Samson. Ein kurzes, aber umso nachhaltigeres Highlight ist das rasante "Vanguard Of Doom", bevor man ein wenig in Richtung Früh-Metal-Epik schielt und ein
Judas Priest-iges "Watch The Skies" liefert.
Man merkt, Referenzen, so weit das Ohr reicht. Das größte Lob für
Iron Kobra dürfte sein, dass die Lieder jeder genannten Band ebenfalls gut zu Gesicht gestanden hätten. Ein weiteres Mal wird die Iron Maiden-Sparte mit dem genial komponierten "Spirit Archer" bedient, bevor "Wut im Bauch" mit seinem stählernen deutschen Text womöglich den viel zu übersehenen Formel 1 Tribut zollt. Ausgerechnet "Born To Play On Ten" klingt dann nicht nach Manowar, sondern wie Proto-Speed Metal, kurz etwas unbeholfen, aber im Ohr festsetzend. Hier könnte man die Brücke zu
Deep Purple wagen. "Cult Of The Snake" schließt
"Might & Magic" dann stampfend und launig ab. Ja, das ist sehr, sehr gut.
"Might & Magic" füllt nicht nur das Heavy Metal-Phrasenschweinchen, sondern auch das der Rezensenten, denn ehrlicheren Stahl wird es 2015 nicht mehr geben und
Iron Kobra könnten sich sogar einen Platz auf dem Siegertreppchen damit sichern. Der ultimative Beweis, dass es nicht vertracktesten US Metal braucht, um in den angesprochenen Kreisen bestehen zu können!