Es gibt Menschen, die das Bedürfnis haben, Uwe Boll-Filme zu sehen. Es gibt Menschen, die die
Manowar-Veröffentlichungspolitik geil finden. Es gibt Menschen, die Damien Sandow für die Zukunft der WWE halten. Es gibt sogar Menschen, die Eva Glawischnig gerne zuhören. Aber welcher in unseren Breitengraden lebende Bürger könnte
Babymetal als neue große Hoffnung feiern? Sicher, für ein Völkchen, das Automaten mit gebrauchten Slips auf den Straßen stehen hat, könnte auch ein Verbund dreier japanischer Schulmädel, die den kompletten Wahnsinn zu Ohren tragen, interessant sein. Ich wage gar nicht, über die Zielgruppe der Band in Europa nachzudenken. Kawaii-Emos mit Industrial-Einschlag, Wacken-Erlebnis-Ader, 14-Jährigen-Humor, J-Rock-Faible, beschissener, gefärbter Frisur, übergroßen Tunneln und "uuuh, ich bin so Meddl"-Mentalität. Grausamer Gedanke.
Die Mischung aus
Rammstein-Riffs mit undurchdachten Pop, Techno-und House-Einflüssen, sowie vereinzelten Rap-Parts bildet eine Symbiose, von der Fans gerne behaupten würden, dass Rezensenten sie nur nicht richtig begreifen und tatsächlich fällt es schwer, sich vorzustellen, was die Chose soll. Ob es nun gut oder schlecht gemacht ist, lässt sich auch nicht sagen; es gibt einfach keinen Vergleich. Aber
als Gesamtpaket hat es die Wirkung einer schizophrenen Dampframme, die einem mit aller Gewalt Zuckerstangen und bunte Dildos in den Kopf hämmern will.
Babymetal's Debütalbum
ist nichts anderes als eine Freakshow, die mit ihrer bizarren Eigenständigkeit punkten will; dazu gibt es eine blitzblanke Produktion und ein dümmliches Cover auf noch dümmlicherem Booklet. Sind die Mädel eigentlich schon volljährig? Ehrlich gesagt hatten die ersten ein-zwei Lieder, die damals auf die Netzgemeinde losgelassen wurden, einen belustigenden Effekt, aber auf Albumlänge ist das nicht zu ertragen. Ist der Opener noch halbwegs gutklassig zu nennen, lässt das Album rapide nach. Wer Songs wie "Head Bangeeeeerrrrr!!!!!" ohne Hämorrhoiden am Ohr übersteht, ist wirklich gesegnet.
Kurz gesagt:
Diese wildesten Manga-trifft-Realität-Phantasien sind in leider immer noch nicht ausgestorbenen Kreisen sicherlich trendy, aber von "Metal", wie er liebenswert ist, ist das Babymetal-Debüt meilenweit entfernt. Es ist noch nicht einmal innovativ zu nennen, sondern zugekleistert mit allem, was den Songschreibern so einfiel.
Würde nicht bald eine neue
Slayer ins Haus stehen, hätten wir hier die Schande des Jahres 2015 vorliegen.