Es gibt Verluste, die verkraftet man auf Lebtag nicht. Das Ausscheiden der übermächtigen
Cathedral aus dem aktiven Geschehen bedeutet nicht nur, dass der Doom Metal (ebenso wie der Stoner Rock) ohne seine Avantgarde dasteht, sondern auch, dass es in Zukunft etwas schwerer wird, besonders schneidige Riffs zu finden. Die Zweifel sind wie weggefegt, als die Ankündigung steht, dass der Riffmaster General Jennings eine Anschlussverwendung gefunden hat. Diese hört, man muss nicht lange überlegen, welche Vorbilder hier Pate standen, auf den Namen Death Penalty und legt uns nun ihr gleichnamiges Debüt vor.
Ein erster Blick auf das schlichte, aber geniale Cover erfreut das Doom-Herz; ein Blick auf die Besetzung weniger. Eine Frontfrau hat man sich gesucht. Schlimmste Befürchtungen machen sich breit; bekommt man hier retro-Unsinn der Marke
The Devil's Blood vorgesetzt? Bei Jennings, trotz vereinzelter Ausflüge mit
Cathedral in diese Gefilde, eigentlich unvorstellbar. Geldgeil war der Mann nun wirklich nie. Klingt man womöglich experimentell wie die Rise Above-Labelkollegen von
Blood Ceremony? Nö, genreuntypische Instrumente sind nirgendwo gelistet. Voller Spannung erwartet man den ersten Track und der ist geil. "Grotesque Horizon" ist ein kurzes, schnörkelloses Intro, das mehr einer Sounddemonstration als irgendetwas Anderem gleicht und so geht "Howling At The Throne Of Decadence" wundervoll treibend nach vorne. Power Doom später
Candlemass, nur eben mit der unverkennbaren Handschrift dieses sträflich unterbewerteten Gaz Jennings. Michelle Nocon, mehr oder weniger bekannt von
Serpentcult, klingt weder aufgesetzt süß wie die Konkurrentin von
Avatarium, noch will sie mit ach-so-feinen Gesangslinien wie
Blues Pills auftrumpfen, nein, ihre Stimme klingt rau, dreckig, distanziert, genervt und für dieses Songmaterial gerade richtig. Große Klasse!
Die Produktion ist außerordentlich gut gelungen und neben der Gitarre ist besonders das Schlagzeug schön anzuhören. Die folgenden Lieder bewegen sich dann großteils im Fahrwasser des Openers und gereichen den Doom-Paten von
Witchfinder General zur Ehre. Highlights sind, man ahnt es fast, die längeren Stücke wie das hymnische "Children Of The Night" (grandiose Doom-Gitarren im Mittelpart), der Vorschlaghammer "She Is A Witch" (kompositorisch so Old School wie möglich; man beachte die Geschwindigkeitsschub zum Solo) und das über 8 Minuten lange "Written By The Insane", das beweist, dass auch der ein oder andere Dur-Akkord in dieser Art Musik seine Daseinsberechtigung hat.
Die "Sign Of Times"-7" kündigte schon Großes an und eben dieses haben wir mit
Death Penalty‘s Debütalbum bekommen. Wer Durchkomponiertes nicht für das Gegenteil schmutziger und frecher Musik hält, wird hier sein Glück finden und wem die letzten Rise Above-Zugänge etwas zu abgedreht waren, kann aufatmen. Besseren Party-Doom wird es dieses Jahr wohl nicht mehr geben. Es ist aber davon auszugehen, dass noch Land nach oben ist; daher erscheint eine 8,5 angemessen.