Wenn man an guten Doom Metal denkt, kommt einem Deutschland nicht gerade als erstes Land in den Sinn. Viel zu viele gute Alben kamen zuletzt aus den USA und Großbritanien; die Ursprünge teilen sich ebenfalls die Inselbewohner, natürlich mit den altehrwürdigen
Black Sabbath und dem jüngsten Meilenstein
Warning, die Staaten mit
Witchfinder General und
Solitude Aeturnus und die Schweden mit
Candlemass, wenngleich das natürlich eine vereinfachte Historie ist. Und der deutschsprachige Raum? Wird der auf alle Zeit von
Ahab zehren? Umso überraschender war das Machtwerk
"Icarus", welches uns letztes Jahr von
Wheel präsentiert wurde und alle Konkurrenz im Bereich der schwersten Musik plättete.
Auch dieses Jahr schickt der Weltmeister eine Band ins Rennen, die den Pokal mehr als verdient hat. Die Rede ist von
Cross Vault aus Nordrhein-Westfalen. Ihr Debütalbum
"Spectres Of Revocable Loss" ist im Grunde genommen eines:
Ein Manifest, das die Tugenden des Doom Metal, Niedergang, Zerfall, Trauer und Hilflosigkeit, in jeder Pore atmet und sich vor allem an einem Vorbild orientiert: Der eingangs genannten Britentruppe um Patrick Walker. Sicher, der Gesang transportiert nicht die gleiche Energie, ist aber ähnlich angesetzt und kann, das ist der Punkt, den man bei anderen Jüngern Warnings vermisst, ähnliche Emotionen wecken.
Stilistisch bewegt sich die Platte mit dem wunderschönen Cover damit in einem engen Korsett, kommt aber zum Beispiel beim relativ schnellen
"Rails Departing" doch etwas vielfältiger daher als
"Watching From A Distance". Auch der Opener bewegt sich noch etwas auf
Candlemass-Spuren, aber dann hört man die Einflüsse klar und deutlich heraus:
"A Query In Chains" wäre auf der 2006er-Machtdemonstration keinen Deut abgefallen und ein größeres Kompliment ist einem Lied nicht zu machen. Auch
"At Our Bleakest" gesellt sich gerne zu seinem Bruder "Bridges".
Eine bloße Kopie sind
Cross Vault damit natürlich nicht; viel zu Charakteristisch ist N.s Stimme und der Sound erinnert durch die weichen, hintergründigen Drums und dem quasi aus dem Wald herausschleichenden Gesang mehr an die frühesten
Reverend Bizarre-Aufnahmen. Ich wage die Prognose, dass wenn die stilistisch ähnlich veranlagten (weil auch sehr gefühlsbetonten)
Pallbearer nicht entsprechend nachlegen, wir mit
"Spectres Of Revocable Loss" das Doom-Album des Jahres 2014 vorliegen haben.
Der Bonustrack auf der Digipack-Edition ist übrigens "Footprints" von... na, das ist nicht schwer zu erraten...