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458 Classic Reviews 284 Unsigned Reviews |
9.0
Als weltoffener Darkscene-Mitarbeiter tut man sich ja ziemlich schwer, die weniger aufgeschlossene Kollegenschaft davon zu überzeugen, dass Linkin Park durchaus in einer Metal-Publikation wie der unsrigen ihren gerechten Platz haben, besonders da der kollektiven Kollegenschaft noch des Professors 10-Punkte-Review (besonders Wagemutige lesen hier nach) für die zugegebenermaßen ziemlich Metall-arme 2010er-Linkin Park-VÖ "A Thousand Suns"tonnenschwer im Magen liegt. Inzwischen sind aber einige Jährchen in die Lande gezogen, Linkin Park haben ihre Elektroexperimente ad acta gelegt und mit dem von Rick Rubin betreuten "Living Things" 2012 ein zwar nicht überragendes, aber durchaus glaubhaftes Album im Geiste des alles zerschmetternden "Meteora" oder des Debuts "Hybrid Theory" auf die Fans losgelassen.
2014 kommt nun mit "The Hunting Party" die endgültige Rehabilitation, denn trotz der stellenweise immer noch präsenten HipHop-Elemente können sich Linkin Park mit diesem Album ihre bisher härteste Veröffentlichung auf die Fahnen heften. Das wird schon beim Opener "Keys To The Kingdom" klar, der ziemlich wütend loslegt und mit schnellen Punk-Drums und verzerrtem Aggro-Gebrülle aufwartet. Zwar haben sich Linkin Park mit "The Hunting Party" nicht neu erfunden wie seinerzeit auf "A Thousand Suns", aber der Fokus liegt 2014 wieder eindeutig auf harten Gitarren und schnellen Drums, kombiniert mit den bewährten Linkin Park-Trademarks – Chester Benningtons melodiöse Vocals alternierend mit Mike Shinodas Sprechgesang, dazu Hooklines en masse, bombastische Melodiegebäude und vor allem DYNAMIK – laut, leise, schnell, langsam, melancholisch, wütend – all das packen Linkin Park mühelos in einen Song. Die Elektroelemente sind fast gänzlich verschwunden – lediglich bei "Until It's Gone" und dem ruhigen "Final Masquerade" weben die Synthies noch einen prägnanten Soundteppich – und es wird diesmal ordentlich gerockt. So ist beispielweise das knapp 2-minütige "War" ein reinrassiger Punksong, der so auch auf jedem Agnostic Front-Album stehen könnte. Aber des Professors persönliches Highlight ist der mit Gastgitarrist Daron Malakian von den schwer vermissten System of A Down eingespielte "Rebellion", eine Hymne vor dem Herrn ausgestattet mit einem Groove, der jede Alternativ-Metal-Disco in ihren Grundfesten zerschmettern sollte. Im Übrigen warten die Millionenseller aus L.A. diesmal mit einer gar unfassbaren Garde an Gastmusikern auf und veredeln dieses Album außer mit Malakian noch mit Beiträgen von Page Hamilton von Helmet, Rage Against The Machines Tom Morello und Rap-Ikone Rakim, der auf der ersten Single "Guilty All The Same" eine Kostprobe seiner Künste als MC abgeben darf. Die enge Zusammenarbeit mit Rick Rubin scheint dafür beendet zu sein, denn die Produktion lag diesmal in den Händen von Mike Shinoda und Gitarrist Brad Delson, was auch die 6-String-Dominanz auf "The Hunting Party" erklären sollte. Lediglich für den Mix holte man sich Rick Rubin-Kumpel Andy Wallace, der aber sowieso noch nie etwas falsch gemacht hat. Egal was die DS-Crew auch denken mag, ist "The Hunting Party" natürlich ein Metal-Album, aber eines, das sich nicht hinter schon zigfach regurgitierten Klischees verstecken muss, sondern neue Ufer erkundet und gekonnt musikalische Welten verbindet. Das kann man jetzt dumpf NuMetal nennen, aber dieser Stempel wird diesem Werk niemals gerecht, denn in seiner schlimmsten Ausformung steht NuMetal eigentlich für unaushaltbares Gekaspere der Sorte Slipknot oder Limp Bizkit , während sich Linkin Park immer schon großen Emotionen hingaben und in dieser Hinsicht wohl eher eine große Nähe zu den unantastbaren Deftones, die trotzdem ziemlich unterschiedlich zu Werke gehen, zeigen. Der Professor vergibt schließlich für "The Hunting Party" 9 von 10 Jagdhörnern, mit denen Linkin Park endlich wieder voll Kraft und Saft zum Halali auf die Charts dieser Welt blasen dürfen und einmal mehr dazu beitragen werden, dass harte Gitarren und polternde Drums weiterhin abseits der Metal-Diskos salonfähig bleiben und aufgeschlossene Metalfans auch mal ein bisschen Elektronik ertragen können. Dies ist umso wichtiger in Zeiten, wo das Überschreiten von musikalischen Grenzen als verlorene Tugend gilt, vorgestrige Metalimitatoren wie Atlantean Codex als neue Heilsbringer abgefeiert werden und sogar gewisse Redakteure dieses Magazins Manowars Eskapaden noch mit Akzeptanz, gar Wohlwollen bedacht haben. In diesem Sinne: Waidmanns Heil! Trackliste
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Reviews
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