Spannendes ereignet sich dieses Jahr zur Genüge und
WAMI sind für den Hard Rock die bisher vielleicht hoffnungsschürendste Überraschung. Das Projekt geht von
Marco Mendoza (
Black Starr Riders, ex-
Whitesnake) aus und wurde ergänzt um
Doogie White (ex-alles) und
Vinny Appice (ex-
Black Sabbath,
Dio). So weit schon eine runde Sache, aber für Staunen sorgt der Gitarrist Iggy Gwadera, der hier mit seinen 16 Jahren neben diesen Größen antritt. Das weckt Erinnerungen an die vielen AOR-und Hard Rock-Acts der späten 80er/frühen 90er, die oft auch sehr junge Mitglieder an Bord hatten; einige erlitten rasche Drogentode, manche verschwanden in der Versenkung und wieder andere konnten sich etablieren und wechseln auch heute noch vor allem bei Frontiers Records die Bands wie andere Leute Unterhosen. So viel sei gesagt: Auf
"Kill The King" zeigt der junge Iggy einen Blues und einen Swing, der in seinem Alter alles andere als selbstverständlich ist.
Auch das Produzententeam lässt Hoffnungen aufkommen, mit dabei ist etwa der in Polen sehr bekannte Gitarrist Jarek 'Chilek' Chilkiewicz, sowie die beiden Songschreiber Wojtek und Piotr Cugowski. Viel edler kann man seine Mannschaft nicht gestalten und dementsprechend hoch sind die Erwartungen. Albumcover und Booklet sind als "ganz nett" abgetan und überzeugen speziell durch ihre glänzende Oberfläche am Digipack. Was letztlich zählt, ist natürlich die Musik und leider wird es entgegen aller Erwartungen an diesem Punkt schwer.
Das orientalische Intro von "Exodus (The Red Sea Crossing)" lässt aufhorchen und auch das atmosphärische Keyboard(das sonst selten von der Partie ist!), macht Lust auf mehr, doch dann zeigt sich ein schwerfälliges Lied, das vor allem bei Doogie White den Eindruck erweckt, dass da unter den Möglichkeiten geschöpft wird. Ein müder Einstieg, der vom nur geringfügig stärkeren "The Rider" wenig gebessert wird. Ab "Wild Woman" folgt die Wende; hier klingen Qualitäten durch, die an Doogie Whites Band La Paz denken lassen. Richtig großartig wird es dann erstmals mit "Guardian Of Your Heart", das an
Rainbow zu
"Rising"-Zeiten erinnert. Selbes gilt auch für das rockigere "One More For Rock'n'Roll".
"Heart Of Steel" fährt ein sehr schwungvolles Riffing auf und plötzlich fühlt man sich an Michael Schenker erinnert; es sei noch einmal darauf hingewiesen: Herr Gwadera hat absolut das Zeug zu einer kommenden Gitarristen-Sensation, tatsächlich wirkt seine Leistung auf dem Album am konstantesten; so singt Doogie White leider mit beschränkter Variation (seine berüchtigten Screams vernimmt man auf diesem Album gar nicht), auch wenn er damit immer noch besser ist als fast die gesamte Konkurrenz. Dass Vinnie Appice bei einst wegweisenden Bands die Felle streichelte, scheint über die Albumdistanz nicht durch; "songdienlich" wäre vielleicht noch eine nette Vokabel. Marco Mendoza spielt hier und da einen interessanten Lauf, hebt sich aber nicht merkbar von anderen Bassisten unserer Zeit ab. Das klingt alles sicher böser, als es letztlich ist, denn die Hard Rock-Konkurrenz 2014 kann hier bisher noch nicht mithalten!
Hat man den schwachen Einstieg überstanden, bekommt man ein solides Album, das ein wenig Einarbeitungszeit erfordert, dann aber mit Perlen wie "Young Blood" und der großartigen Ballade "I Don't Wanna Lose You" doch zufrieden stellt. Vielleicht ist die Erwartungshaltung durch die Namen für den ersten Durchlauf einfach zu hoch. Im Endeffekt ist
WAMIs Debüt
"Kill The King" eine Visitenkarte, die einen auch bei hoffentlich folgenden Alben noch aufhorchen lassen wird.