Das wurde aber auch mal Zeit! Nach der großartigen 2008er-EP
"Chapter 1" dauerte es ganze 6 Jahre, bis uns endlich das Debüt von
Wicked Waltz vorliegt. 12 Lieder gönnt uns das Quintett auf
"Perseverance" und man fragte sich, ob die Qualität des ersten Releases zumindest tangiert werden kann, denn dann, so wurde von vielen prophezeit, bekämen wir einen satten Klassiker vorgelegt. Das schöne, farblich unnatürlich gehaltene Coverartwork ist ein großer Pluspunkt und man wartet gespannt, wie sich die Reise durch die 12 Lieder gestalten würde.
Für Neulinge ist die Musik am ehesten beschrieben mit einer Mischung aus
Kamelot und
Queensryches "Rage For Order", vielleicht auch den härteren
"Promised Land"-Granaten. Progressiver Metal also, der nicht davor scheut, symphonische Elemente einzubauen, aber unnatürliche Klangteppiche zu vermeiden weiß. Das Intro
"SSI" zeigt bereits eine volle instrumentale Breitseite und macht Lust auf mehr. Ein moderner Sound schallt durch die Boxen, gleichzeitig organisch, aber auch einer gewissen Distanz zur vielbeschworenen Bodenständigkeit. Kurz gesagt: Perfekt für diesen Release.
"Lifemare" beginnt mit einem harten Riff, bevor der Gesang einsetzt, der sich irgendwo zwischen einem härteren James LaBrie und Jeff Hignite einsortieren lässt; passt zum Rest der Chose. Jamie Summersell an der Leadgitarre vollbringt Wunder und seine Gitarrensoli bleiben wirklich hängen. Distanz-Prog mit solcher Seele zu spielen, ist durchaus eine Kunst! Casey Grillo, bekannt durch
Kamelot, sitzt als Gastmusiker am Schlagzeug und macht einen sehr starken Eindruck.
"Man Made Faith" könnte direkt von der anfangs zitierten
"Rage For Order" stammen; beginnend mit einem Sampler, sich immer weiter steigernd, irgendwann mit kontrolliert-hohen Vocals versehen, ist einer der großen Album-Hits gleich benannt. Das achteinhalbminütige
"Charm City" kommt dagegen weniger progressiv und dafür mehr melodielastig daher und zeigt damit das zweite Gesicht des Albums. Spannend!
Das ergreifende Intermezzo
"Pieces" leitet zu
"Dream Again", das den Spagat zwischen Anmut und drückender Kraft mühelos schafft. Hier fühlt man sich etwas an
Symphony X erinnert. Kann ein Prog-Fan angesichts solcher Referenzen eigentlich noch ruhig sitzen?
Mit
"So Cold (Personal Hell)" wird das Tempo rausgenommen und hitverdächtiges Liedgut aufgefahren.
Crown Of Thorns sind der erste Name, der einem bei diesem Lied einfallen könnte.
Das restliche Material gestaltet sich weiterhin so spannend und an der Menge der Vergleichsbands ist festzuhalten, dass
Wicked Waltz im Endeffekt sehr eigenständig klingen. Das Album könnte sich in vielen Jahreslisten wiederfinden. Zu gönnen ist es den Herren aus Florida allemal, denn
"Perseverance" ist ganz klar ein starkes Stück Stahl geworden, das sich möglicherweise nur zur Hälfte sofort erschließt, aber den geneigten Hörer auf jeden Fall belohnt!