Hipsteralarm! Rise Above-Records werfen ihre nächste Band in den Ring; offenbar hofft man, noch ein letztes Mal auf den abfahrenden Zug der Okkult-Rock-Bands mit Frauengesang aufspringen zu können. Und der Trumpf sollen
The Oath mit ihrem selbstbetitelten Debüt sein. Den Erstkontakt mit der Truppe dürften einige schon bei der letzten Tour mit
Ghost B.C. gehabt haben; im Grunde wurde sich fast immer über den zu leisen Sound beschwert und das Aussehen der Damen am Mikro und an der Gitarre gepreist. Aber es muss noch mehr dahinter stecken, um den Kauf zu rechtfertigen.
Linnea Olsson heißt die Gitarristin, die für das Liedgut verantwortlich ist und es wäre fast schon zu offensichtlich,
The Devil's Blood als Referenz heranzuziehen. Johanna Sadonis klingt schon sehr nach Farida Lemouchi, trumpft ebenfalls weniger durch großartige Technik, als durch songdienliches Singen auf. Tatsächlich gibt es aber einen wesentlichen Unterschied:
"The Oath" sind wesentlich rifflastiger und kommen eher auf den Punkt, fast mag man von einer leicht punkigen Spielweise sprechen; Selim Lemouchi hingegen bekommt von der Lady in Sachen Soli und exzessivem Spiel nicht das Wasser gereicht.
Damit wäre auch schon alles gesagt; der Innovationsfaktor bleibt gering, die Produktion ist gitarrenlastig, ja, der Gesang rückt dagegen sogar ziemlich in den Hintergrund; so ähnlich gestaltete sich auch das Liveerlebnis. An Bass und Schlagzeug setzte man Mitglieder von
Kadavar und von
Angel Witch; wesentliche Beiträge zum Sound der Band gibt es aber nicht. Positiv hervorzuheben ist das nicht unbedingte Trimmen auf
"Retro". Wenn Andrew Prestidge eben keine Wirbel der Marke
"Jimi Hendrix-Erperience" spielen will, dann tut er das auch nicht. Wenn kein aufgelöster Basslauf im Stile
Led Zeppelin's kommen soll, dann tut er das ebenfalls nicht. Nicht die schlechteste Nachricht, die man im Bezug auf so eine Band vernehmen kann.
Man merkt also, so flach, wie sich die Rezensenten-Freude hält, ist dem Hippie-und Abzockkönig Lee Dorrian hier kein Kunststück gelungen; dafür ist das Material zu wenig bissig und auch nicht besonders hitlastig.
"All Must Die" oder
"Psalm 7" mögen wirklich großartiges Liedgut darstellen, aber, um es mal weiter aus der Geldhai-Perspektive zu sehen, eine Komprimierung auf ein-zwei EPs und einem folgenden Volltrefferalbum, wie es etwa
Blues Pills versuchen, wäre wohl die klügere Variante gewesen.
Es bleibt also eine nette Visitenkarte und die Möglichkeit, eine respektable Entwicklung hinzulegen.