Hat man auf diese Reunion gewartet? Tatsächlich schlug das '91er-Album
"After The Fire" in Melodic Rock/AOR-Kreisen ein wie eine Bombe, aber der Bekanntheitsgrad der Truppe speist sich heute allenfalls aus tüchtigen
Bonfire-Fans. Dass auf dem Album nur 9 Lieder zu hören sind, davon 4 aus eigener Feder, macht die Sache für nur halbwegs Interessierte nicht sonderlich spannender. Und
Uriah Heeps "Easy Livin'" zu covern, ist für nicht wenige inzwischen ein Verbrechen.
Was ist also das Spannende an diesem Werk, warum sollte man sich überhaupt für
"Firestorm" interessieren? Nun, für leuchtende Augen sorgt definitiv als Erstes der Mann am Mikro:
David Reece, bekannt durch seine verkannte Arbeit bei
Accept, seinem unterbewerteten Lebenswerk bei
Bangalore Choir und einigen Weiteren. Gerade in den letzten Jahren kam die Arbeitssucht dieses Mannes nach einer langen Durststrecke zu Tage. Alben mit
Tango Down, dem werten Herren
Kronlund, Soloalben zu Hauf, etc. Das Herz des Reece-Fans schlug bedeutend höher, hat seine Stimme doch offenbar nur an Reife gewonnen, seine Begeisterung für die Musik zugenommen und seine Popularität den Stand erreicht, den er allermindestens verdient hat. Nichtsdestotrotz gibt es Stimmen, die ihm ein eintöniges Songwriting vorwerfen. Nun, selbst wenn das der Wahrheit entspräche, hat er mit Hans Ziller einen begabten Gitarristen an seiner Seite, der mehr als nur einen Hit geschrieben hat. Man durfte also doch gespannt sein.
Und tatsächlich, um es vorweg zu nehmen, es wird geliefert. Schon der Opener mit seinem Orgelintro und der wirklich unerwarteten Härte ist eine amtliche Visitenkarte. Sicher ist es gewagt, so einen Track an den Anfang zu stellen, steht er doch in keiner Weise in einer Linie mit seinem Vorgänger. Die Produktion ist ebenfalls unvorhersehbar rau und tiefenlastig. In den folgenden Minuten geht es ähnlich weiter, wie es auf dem letzten
Reece-Album aufhörte;
Hard Rock mit metallischen Anleihen unglaublich kitschfrei inszeniert. Genau hier liegt die große Stärke der neuen EZ Livin; man versucht nicht, das alte Publikum mit Klatsch-und Disco-Liedern zu locken, sondern führt eine konsequente Entwicklung an, die wohl niemand erwartet hätte und schafft sich somit ein quasi-Debüt nach derart langer Abstinenz.
"White Lightning" etwa zerreißt einen zwischen Chillout-Gefühl und spielerischer Intensität; einem Kampf, dem man auf diesem Werk öfters begegnet.
Und ganz ehrlich: Easy Listening geht in diesem Genre ganz anders, jedoch macht gerade das den Reiz des viel zu kurz geratenen Albums aus, das in seiner Gänze und seinen Details erst verstanden werden muss. Wie kommt es, dass ein alternder
David Reece zum ersten Mal in seiner Karriere spitze, völlig geniale Schreie ablässt? Wieso entschied man sich, spannende Neuinterpretationen alter Klassiker zu liefern, statt ein halbgares Album? Wieso kann ein so vorzüglicher Keyboarder, der auch schon bei
Dio spielte, sich hier so selten ausleben?
Ein Album, das hin-und hergerissen ist zwischen einer Mischung aus Genie und Wahnsinn und einer Konsequenz in der Neuartigkeit, die auf jede Popularität pfeift. Ich frage mich: Wollen diese Herren nicht wahrgenommen werden? Verdient hätten sie es mit dieser phantastischen CD
(auf Platte noch nicht erschienen) allemal.
EZ Livin sind klarer Überraschungssieger des noch jungen Jahres!"