Ich sag’s gleich vorweg: ich mag Andi Deris; alleine schon deswegen, weil er
Helloween nach dem Ausstieg von Michael Kiske vor dem Absturz ins Bodenlose bewahrt und der Band als Hauptkomponist einen zweiten und mittlerweile schon x-ten Frühling beschert hat. Seine oftmals geradlinigen und poppigen Kompositionen sind immer wieder für den ein- oder anderen
Helloween Single-Hit gut. Und wenn ihn ein gewisser Herr Weikath nicht gerade mit
"Keeper"-orientierten Setlists den (old-school-) Fans zum Fraß vorwirft, dann ist er zudem ein wirklich herausragender Rock-Sänger mit hohem Wiedererkennungswert in der Stimme.
Nach dem wirklich gelungenen 2013er Release seiner Stammband (
"Straight Out Of Hell") legt Herr Deris jetzt (zum insgesamt dritten Mal) solo nach. Wobei der Begriff
"Soloalbum" hier gar keine große Berechtigung hat:
"Million Dollar Haircuts On Ten Cent Heads" – zugegebenermaßen einer der beschissensten Albumtitel 2013 (knapp hinter
Sepultura’s
"The Mediator Between Head and Hands Must Be the Heart") wird bewusst im Bandkontext unter dem Namen
Andi Deris And The Bad Bankers (sic!) veröffentlicht. Leider liegt aber genau darin die Krux der ganzen Sache:
Denn seine "Bad Bankers" klingen wie eine grobe Schülerband, die Deris Songs nicht gut zu Gesicht steht. Abgesehen davon ist die krampfhaft auf modern und hart getrimmte Produktion ein Graus, wodurch der Hörspaß gewaltig leidet und den Songs nicht den nötigen Raum zur Entfaltung einräumt. Bevor das zu negativ klingt, sei aber erwähnt, dass Songs wie
"Will We Ever Change",
"Blind" oder
"Who Am I" durchaus zu gefallen wissen.
"EnAmoria" würde in einer anderen musikalischen Umsetzung sogar als
Helloween-Song gute Figur machen.
Textlich sind aber leider einige Plattitüden sowie Reime jenseits der No-Go-Grenze dabei (breaking-aching; deceiver-believer) und die in anderen Reviews gelobte lyrische Kritik am Banken- und Finanzsystem ist auch eher auf Schülerniveau ausgefallen.
Und weil wir gerade bei Banalitäten sind: Kann bitte irgendwer dem Andi mal sagen, dass Songs wie
"Cock" oder
"Asshole" (von der letzten Helloween Scheibe) vor allem textlich unerträglich sind und gewisses Fremdschäm-Feeling beim Hörer versprühen. Das ist unnötig, denn so stumpfe, plakative Slogans hat der ansonsten sehr sympathische Sunnyboy überhaupt nicht nötig. Zusammen mit den schrecklichen Promo-Photos hinterlässt das schon einen etwas bitteren Nachgeschmack und kostet ein paar Sympathiepunkte!
Schade!
Ein weiteres echtes Solo-Album im Stil seines Debüts
"Come In From The Rain" mit einer Mischung aus Balladen und auskomponierten Midtempo-Rock-Songs wäre mir weitaus lieber gewesen.