Es ist ja immer wieder eine begrüßenswerte Angelegenheit, wenn renommierte Musiker und ihr Mitwirken im Rahmen eines bevorstehenden Release in großen Lettern über den Bildschirm flimmern. Wenn es sich um Namen wie Hank Sherman (
Mercyful Fate,
Demonica), Michael Denner (
Mercyful Fate), Andy LaRocque (
King Diamond), Mike Wead (
King Diamond,
Mercyful Fate), Glen Alvelais (
Forbidden) und Steve Smyth (
Forbidden, ex-
Nevermore) handelt, umso mehr. Doch man sollte sich ob solcher Vorschusslorbeeren nicht gleich den Kopf verdrehen lassen: Gastmusiker - gemeint wären diese sechs Herrschaften - sind nun einmal die winzigen Accessoires, die man meist am Rande mit Verzögerung heraus hört. Zumindest in der Regel.
Hinter dem unscheinbaren Etikett
Deadlands lauert ein gewisser Mister Brian O’Conner, seinerzeit Sänger bei
Vicious Rumors (remember
"Cyberchrist", ebenso auf Massacra erschienen, nämich 1998), und gegenwärtig auch bei
Catastrofear im Line-up. Das wie aus dem Nichts hervor getretene US Quartett wurde erst 2010 von ihm und seinen langjährigen Freunden in der Heimatstadt Sacramento ins Leben gerufen und konnte sich innerhalb dieser kurzen Periode dank starker Live Auftritte gehörig Respekt verschaffen. Dass es im Zuge dessen Supportgigs für Kapellen wie
Anvil,
Death Angel,
Exodus oder
Y&T gegeben hat, bleibt im
Deadlands Promotext selbstverständlich nicht unerwähnt.
Was erwartet nun den Konsumenten auf dem Debüt der so heiß angepriesenen Kalifornier? Würde mal sagen, eine durchwegs knackige Mixtur aus Heavy, Power und Thrash Metal.
Deadlands erfinden das Rad definitiv nicht neu, brauchen sich in Anbetracht ihrer soliden Handarbeit jedoch nicht verkriechen. Äußerst Riff-orientiert, mit Doublebass-Drums ebenso nicht gerade sparsam, vor allem aber durch eine druckvolle Rhythmusarbeit überzeugend, lassen
Deadlands über die Distanz von 42 Minuten wenig bis nichts anbrennen. Hier müssten in erster Linie die Sorte Headbanger, die mit der „Ripper“ Phase bei
Judas Priest, mit
Enola Gay, mit
Forte, mit
Imagika, oder mit
Winters Bane in Harmonie und Eintracht sind, eine dezente Bereicherung in ihrer Welt des Power Metal orten.
Songs wie das zu den jüngeren
Exodus schielende
"Pandemic Genocide", das hymnisch gekleidete
"Deadlands", das rockige
"She‘s On Fire", oder das mit unüberhörbarer
Forbidden Schlagseite daher donnernde
"Asphyxiate The Masses" haben gewiss ihre Existenzberechtigung, mal ganz abgesehen von den scharfen Soli der – siehe Einleitung – erwähnten Riffzauberer (mein Liebling Andy LaRocque tobt sich beim thrashigen
"Path We‘ve Chosen" nach allen Regeln der Kunst aus!). In Summe ist der kollektive Input solcher zu beknienden Fiedelkanditaten allerdings immer noch zu gering, um
"Evilution" als essentielle Wunderwaffe preiszugeben. Da nützt auch nichts die Tatsache, dass Brian O'Conner bei weitem besser singt, als ich ihn von seiner Zeit bei
Vicious Rumors in Erinnerung hatte. Einfach eine Schippe zu profan und gleichermaßen zu blutarm: das opulent angekündigte Erstlingswerk der Sacramento Boys wird trotz heraus stechender Momente wohl eher ein Schattendasein als ein Höhenflug erwarten. Aber ich lasse mich gerne eines besseren belehren …