Wenn man die Vorgeschichte dieses Albums einigermaßen kennt, wird einem bald klar, weshalb es so und nicht anders klingt. Angefangen hat hier seinerzeit alles wie in einem Rockstar Märchen, als
Crossfade im Jahre 2004 mit ihrem US-Hit
"Cold" die heimischen Charts aufmischten und folglich über eine Million Tonträger ihres selbstbetitelten Debüts absetzen konnten. Doch der tiefe Fall sollte schon zwei Jahre folgen, wo die zahlenmäßig hohen Erwartungen von der damaligen Plattenfirma Columbia nicht ansatzweise erfüllt wurden. Der in kreativer Hinsicht fast ebenbürtige Nachfolger
"Falling Away" ging, wie man so schön sagt, baden, und
Crossfade wurden wieder vor die Türe gesetzt.
Ed Sloan, Sänger und Kopf der Band, hatte aber nicht nur diesen Rückschlag zu verdauen. Im Teufelskreis von Drogenproblemen, Depressionen und Selbstzweifel ging das Komponieren freilich auch nicht locker von der Hand. Doch Sloan zog sich selbst aus diesem Sumpf und ließ jene emotionale Berg- und Talfahrt in die vorliegenden zehn Tracks einfließen, wie die einzelnen Songtitel schon beim schlampigen drüber lesen erkennen lassen. Und obwohl der Release bereits zweimal verschoben werden musste, ließ das etablierte Label Eleven Seven (ebenso das Zuhause von
Sixx A.M.) es sich mitnichten nehmen, diesen Tonträger zu veröffentlichen. Das soll schon was heißen. Somit dürfte auch klar sein, weshalb das Unternehmen Output No. III letzen Endes ganze fünf Jahre gedauert hat.
Man kann hier ohne Übertreibung von einem Seelenstriptease par excellence sprechen. Stets im Schatten drohender Ohnmacht drücken die Songs in ihrer Stimmung nämlich schwer auf das Gemüt, denn der offene Hörer wird mit Sloans seelischer Pein fast durchgehend konfrontiert. Stilistisch? Nun, da bewegen sich
Crossfade im Dunstkreis von
Godsmack,
Drowning Pool und
Soil, um nur mal eine Orientierung preiszugeben. Genreexperten dürfen von mir aus gerne noch andere Kapellen aufzählen. Am meisten hervor heben muss man zunächst die schleppende Hitsingle
"Killing Me Inside" (starker Refrain!), das mit
Depeche Mode Elementen versehene
"Prove you Wrong", das ruhige (und sehr gelungene)
"Dear Cocaine" und das ebenso leicht balladeske, ansonsten sehr düster inszenierte
"Suffocate" an sechster Position. Das klare Nonplusultra der Scheibe ist aber das zehnminütige Finale
"Make Me A Believer", welches einen die ganze Verzweiflung des Sängers nochmals hochkantig spüren lässt, dabei mit feinen Streicher- und Klaviereinsätzen glänzt und an Dramatik kaum zu überbieten ist.
"We All Bleed" verkörpert ein knapp 50 minütiges Tondokument, das vor Ehrlichkeit strotzt. Ein überfälliger Befreiungsschlag eines jungen, ambitionierten US Künstlers nach langer Krise mitsamt Crew. Musikalisch wird in erster Linie der New/Modern/Alternativ Metal Fan bedient und dementsprechend auch gefordert - leicht verdaulich klingt definitiv anders. Oder anders gesagt: Leute, die emotionsgeladene, melancholische Klänge schätzen und mit ob erwähnten Gruppen was anfangen können, sollten sich auf
"We All Bleed" hemmungslos einlassen.