Wie hat es ein Redaktions-Kollege erst kürzlich so schön auf den Punkt gebraucht: sind denn in unserem Lande auf einmal alle erwachsen geworden? Die Wiener Formation 
Xenesthis legt, gewissermaßen stellvertretend für viele Vertreter der heimischen Musikszene, eindrucksvoll Zeugnis von einem fortschreitenden musikalischen 
Reifeprozess ab. Benannt nach einer 
Vogelspinnenart, legte die Band im Jahr 2004 ein erstes kräftiges Lebenszeichen mit ihren EPs 
"immanis" und 
"Straight to Infinity" ab. Waren die EPs stilistisch noch im progressiven Dark Metal-Bereich angesiedelt, wagte man sich im Jahr 2007 schließlich mit dem Debut- Album 
"sick of pitch-black" in den Death Metal und Metalcore-Bereich vor. Schon bald erkannte man jedoch die künstlerischen Grenzen des Genres.  Zum Glück, muss man fast schon sagen, wenn man an die unzähligen 
Metalcore-Sternschnuppen denkt, die über uns Hörer in den vergangenen Jahren niedergeprasselt sind.
Female-fronted, da drängen sich zwangsläufig Namen wie 
Within Temptation, Nightwish oder 
Sirenia (und nicht die von mir an dieser Stelle irrtümlich erwähnten 
Circa Survive; Anmkg.) auf. Selbst verorten sich 
Xenesthis stilistisch irgendwo zwischen 
Lacuna Coil, Scar Symmetry, Dream Theater, Deadlock und 
In Flames. Auf deren Höhe ist man zwar noch nicht ganz angelangt. Ein erster Höreindruck attestiert 
"Thou shalt not" aber ein ausgewogenes Verhältnis zwischen cleanem Frauengesang und Aggressivität und Härte. Und tatsächlich brettern 
Xenesthis auf unglaublich hohem Niveau drauf los. Sängerin 
Katrin Bernhardt besticht vor allem durch ihre Präsenz, Professionalität und Frontfrauqualitäten. 
Wahre Freude kommt vor allem bei der tighten Arbeit der Instrumental-Sektion auf. 
Raffael Trimmal (Gitarre, Shouts) und 
Thomas Bauer (Gitarre) schütteln dermaßen fetzige Riffs aus dem Ärmel (
"Drowning"  zum Beispiel), dass man schon zweimal auf die CD Hülle schauen muss, um sich zu vergewissern, dass hier wirklich Landsleute am Werk sind. Dem steht die Rhythmussektion mit 
Michael Bartl am Bass und 
Andreas Zoncsich am Schlagzeug in nichts nach. Auch als Nicht-Schlagzeuger konzentriert man sich beim Hören gerne auch einmal nur auf die tolle Arbeit des Trommlers mit seinen astreinen Doublebass-Attacken ... Die Jungs beherrschen ihr Handwerk. Als Anspieltipps seien der eingängige Opener 
"Alecto", das melodisch und rhythmisch interessante 
"Reflections" oder das flotte 
"Sand through Hands" genannt. Fast alle Nummern warten mit ansprechenden 
Hooklines auf.  
Auf dem Cover des Albums prangt 
Alekto, eine der Rachegöttinen aus der griechischen Mythologie. 
Alekto, „die (bei ihrer Jagd) Unaufhörliche“, bestrafte  in der Antike Vergehen und schlug ihre Opfer mit Wahnsinn. Textlich herrscht auf 
"Thou shalt not" eine düstere Weltsicht vor. Thematisch geht es vor allem um die Wirren des Lebens, chaotische Gesellschaftszustände, die Schatten des Hedonismus, aber auch um das Scheitern von Beziehungen.
Jeder Musiker, der um die heimischen Auftrittsmöglichkeiten und Rahmenbedingungen Bescheid weiß, kann sich ausmalen, was es für die Band bedeutet haben muss, im Jahr 2008 vom 
Slayer-Tourmanager als Support für das Wien-Konzert der 
Unholy Alliance Tour ausgewählt worden zu sein. Im Jahr 2009 heizte man dann schließlich auf der 
Metallica-Bühne beim 
Novarock-Festival ein. Konzert- und Festivalbühnen im In-und Ausland wurden darüber hinaus noch mit so illustren Acts wie 
Slipknot, As I Lay Dying, Disturbed, Pain oder 
Gotthard geteilt.  
Fazit: 
Xenesthis ist mit 
"Thou shalt not" ein fetziges Album gelungen. Starke Nummern mit hohem Wiedererkennungswert und über alle Zweifel erhabene handwerkliche Fähigkeiten der Musiker. 
Vom ersten bis zum letzten Takt macht die Scheibe mächtig Druck und Laune. Der eingeschlagene Weg stimmt. Vor allem die Live-Präsenz spricht sehr für 
Xenesthis - ein gewichtiges Argument, das wohl die besten Voraussetzungen für ein Weiterkommen in sich bergen dürfte. Bleibt an dieser Stelle nur auf ein in Bälde erscheinendes Interview mit Frontfrau 
Katrin Bernhardt verweisen zu dürfen.