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9.5
Nach über 20 Jahren ist Grunge immer noch die übermächtige, unüberwundene Neurose des Metal. Dieser Bastard aus Punk und Pop und Hard Rock, der für immer den Glam Metal mit seinen aufgesetzten Klischee-Posen und latent homoerotischen Vibes aus den Mainstream-Medien eliminierte und auch dem aufstrebenden Thrash die Stinkefinger-Punk-Attitüde sehr erfolgreich streitig machte, wurde von den einen genau dafür geliebt, von den anderen wird er immer noch gehasst, weil er, so ehrlich muss man sein, den in den 80ern in seiner Hochblüte befindlichen Metal mit einem äußerst kräftigen Arschtritt kurzfristig aus dem kollektiven Mainstreambewusstsein rausgetreten hat – nur um ihm dann nach einer kurzen, aber um so intensiveren Hochblüte wieder den angestammten Platz im Rockmusik-Universum zu überlassen – kein Wunder, hatte sich doch ein Gutteil der Lichtgestalten des Grunge durch Drogen und andere Exzesse schon bald selbst eliminiert. Somit verwundert es kaum, dass es bis zum Jahr 2011 dauern musste, bis sich ein Review einer Foo Fighters-Scheibe, immerhin die eigentlich inoffizielle Fortsetzung von Nirvana, auf Darkscene verirrte, dem Magazin, das letztlich immer noch die Truesten der Truen bedient und dessen Redaktion beinahe einstimmig Manowar als Maß aller Dinge hochhält – Anwesende einmal ausgenommen. Doch Schwamm drüber, Schnee von gestern, nevermind.
Mit "Wasting Light" liegt nun das immerhin auch schon 7. Album von Dave Grohls Hitfabrik vor, und obwohl sich nach solch langer Zeit natürlich keine großartigen Neuerungen auftun, ist diesmal doch irgendwas anders, das Album fühlt sich einfach besser an als seine direkten Vorgänger. Das beginnt schon beim großartigen, hymnischen Opener "Bridge Burning", der fetzt, wie kaum ein anderer Foo-Song seit dem Meisterwerk "The Colour and the Shape". Irgendwie scheinen Dave Grohl und seine Foos endlich wieder gelernt zu haben, wie man ehrlich und ohne Umwege rockt und sie tun das mit einer gebündelten Energie, von der sich so mancher Jungspund mehr als nur ein Scheibchen, vielmehr gar ein Shakespear'sches Pfund Fleisch abschneiden könnte. Vielleicht liegts daran, dass man mit Garbage-Drummer Butch Vig den Mann in den Produzentensessel zurück holte, der 1991 das Jahrtausendalbum "Nevermind" betreute? Oder daran, dass "Wasting Light" zur Gänze in Grohls Garage mit ausschließlich analogem Equipment aufgenommen wurde? Jedenfalls lässt das Album qualitativ niemals nach, denn mit der ersten Single "Rope" und "Dear Rosemary", bei dem kein Geringerer als Bob Mould von der Punk-Legende Hüsker Dü an Gitarre und Gesang unterstützend eingreift, folgen zwei nicht minder große Pop-Punk-Rock-Hymnen, die mit ihren unwiderstehlichen Refrains jedes Stadion zum Überkochen bringen sollten. Der wahre Höhepunkt folgt dann aber mit dem brachialen, für Foo-Verhältnisse sauharten "White Limo", wo Dave Grohl zeigen darf, dass er auch brodelnd-heißen Wüsten-Stoner-Metal spielen kann, der alleine schon mit dem Anfangsriff jedes ausgetrocknete Wüstenkaff in ein überkochendes Hölleninferno von einem Moshpit verwandeln sollte. Nicht umsonst darf im äußerst unterhaltsamen Video dazu Grohls Kumpel Lemmy die Foo-Knilche in einer weißen Stretch-Limo durch L.A. kutschieren. Nach dem verzerrten, hysterischen Gebrüll, dem hohen Tempo und den fetten Metal-Riffs von "White Limo" folgt dann ein an Hendrix erinnerndes Intro, das den im Refrain wiederum absolut mächtigen Rocker "Arlandria" einleitet, bevor mit "These Days" ruhigere, melancholische Töne angeschlagen werden. Doch auch für die folgenden Songs ist den Foos keine Anstrengung zu minder, da wird mit der Kraft einer 20 Jahre jüngeren Band gerockt und Jahrhundertmelodien werden mit einer lockeren Selbstverständlichkeit aus dem Ärmel geschüttelt. Eine absolute Großtat stellt schließlich "I Should Have Known" dar, auf dem mit Krist Novoselic ein weiteres Nirvana-Mitglied unter Butch Vigs Produzenten-Zauberfittiche zurückkehrt. Der ruhig und düster anhebende Song mit seinem anklagenden Text steigert sich langsam zu einem emotional dichten Rockinferno, das nicht nur einmal zumindest den Geist von Nirvana atmet. Seinen gelungenen Abschluss findet "Wasting Light" schließlich mit dem beinahe versöhnlich positiv klingenden und noch einmal schwer abrockenden "Walk". Der Professor ist von Dave Grohl, der nicht erst mit dem All-Star-Projekt Probot bewies, dass er den Metal atmet, verdammt nochmal wirklich beeindruckt und kann derzeit keinen Tag ohne "Wasting Light" auskommen, dessen einmalige Mischung aus großer Melodie, ehrlicher Rock-Attitude, Stadion-Kompatibilität und tatsächlich klischeefreien Lyrics Beweis genug sein sollte, dass die weltgrößte Rock-Band schon längst nicht mehr Metallica heißen darf. Ein solch sympathisches Werk ist daher nicht weniger als 9,5 von 10 möglichen Stadionarenen wert, auch wenn sie einen Auftritt der Foo Fighters kaum unbeschadet überstehen würden. Rope White Limo mit le chauffeur Lemmy Trackliste
Mehr von Foo Fighters
News
29.02.2016: Dave Grohl gedenkt Bowie bei Oscar-Verleihung.27.11.2014: Zeigen den "In The Clear" Videoclip. 07.08.2011: 40 Minuten Doku über die "Garage-Tour" online. 15.04.2011: Das komplette Album "Wasting Light" live bei Letterman 11.03.2011: Neuer Videoclip, neues Album. 14.02.2011: Fer neue "White Limo" Clip mit Lemmy. 12.08.2008: Fette "Live from Wembley" DVD. 15.08.2007: Neuer Track auf MySpace |
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