Die ungarische Sprache mag ja vieles sein….aber nicht lieblich anzuhören…und ist daher - der gleichen Sprachfamilie wie Finnisch entstammend - ein wahrer Graus für das ItalienischEnglischDeutschFranzösisch-geeichte Mitteleuropäer-Ohr. Man versteht nichts, aber rein gar nichts und kann sich auch nichts her- oder ableiten. Wie verloren man sich dabei fühlen kann, erfuhr ich bei meinem Plattensee – Urlaub im Sommer letzten Jahres. Glücklicherweise verstehen sich die meisten Ungarn auf die Kunst, Deutsch zu sprechen (gilt ja gemeinhin auch als nicht gerade einfache Sprache!).
Nachdem
Dalriada („Kriegsgesang“) aber nicht aus den tiefsten und flachen ungarischen Tiefebenen stammen, sondern aus dem österreich-grenznahen Einkaufs- und Dentalparadies Sopron, darf man auch bei
Dalriada von entsprechenden Deutschkenntnissen ausgehen. Um dem
Folkmetal die entsprechende Authentizität zu verleihen, trällert Frontfrau Laura Binder (und grunz-singen die drei männlichen Gesangsbeteiligten) auf dem neuen Album aber in breitestem Ungarisch.
Das 6. Album
"Igéret" („Versprechen“) legt Zeugnis ab über diese
nationale Integrität, die Natur- und Volksverbundenheit und die Heimatliebe. Diese Attribute werden nur insofern aufgegeben, als die
reine, urtümliche Folklore eine Ehe mit dem Heavy Metal eingeht, aber keinesfalls am Altar desselben geopfert wird. Das Sextett
verschmilzt Magyaren-Folklore mit wunderschönen Melodien und der landeseigenen wehmütigen Sentimentalität und Tiefgründigkeit, der
gemischtgeschlechtliche Chorgesang und die
dezent eingesetzten Violinen lassen den
Puszta-Folk noch kraftvoller und akzentuierter erscheinen.
Das lyrische Konzept (das lt. Info teils an die Werke des berühmten ungarischen Dichters Janos Arany angelehnt ist) wird umhüllt vom
ansprechenden Soundgewand, Text und Musik fließen wie selbstverständlich ineinander. Als kleines Schmankerl darf man bei
"Leszek a Hold" Korpiklaani´s Jonne Järvelä (remember: Sprachfamilie!) bestaunen, der dem Song mit seinem kauzigen Organ seinen unverkennbaren Stempel aufdrückt.
Dalriada treten ähnlich wie die Russen
Arkona den Beweis an, dass – wenn die Musik gut ist – die Sprache eine untergeordnete Rolle spielt. Abseits der Parallelen bei diesen beiden Kapellen (
Exotenbonus aufgrund der Sprache, Female Fronted Band) kann man das
Songmaterial wegen der Melodiebetontheit bald mitpfeifen, was dem Wiedererkennungswert ja nicht abträglich ist. Stilecht auch die Kostümierung im besten Sinne von Brauchtumspflege und das bunte Albumcover, das wohl ein Kornfeld in der ungarischen Tiefebene darstellt.
Neben
Sear Bliss und
Ektomorf sind
Dalriada das nächste heiße Eisen im Metalfeuer,
"Igéret" ein
tolles Folkmetal-Album, das eine Bereicherung für den ohnehin schon strapazierten Pagan/Folk-Begriff darstellt. Rauf auf die nächste Pagan/Heidenfest-Tour mit den tollen Ungarn!